Emmerich. Die Erschließungsgesellschaft Emmerich hat das Bahnhofsgebäude gekauft. Aus dem Schandfleck soll wieder eine Visitenkarte der Stadt werden.
Um dem symbolischen Akt gerecht zu werden, liegt ein überdimensionierter goldener Schlüssel bereit. Denn Arndt Wilms und Udo Jessner, Geschäftsführer der Erschließungsgesellschaft Emmerich (EGE), erhielten von den Bahnvertretern Klaus Oberheim und Carsten Kirchhoff eben diesen symbolischen Schlüssel für das Bahngebäude.
Gebäude und Vorplatz erworben
Damit ist nun die EGE respektive die Stadt Emmerich Eigentümer des Bahnhofs. Offiziell ist der Verkauf auf den 1. Oktober datiert worden. Das durch die EGE erworbene Grundstück hat eine Fläche von 2266 Quadratmetern und umfasst das Empfangsgebäude mit Anbauten sowie den straßenseitigen Vorplatz.
Vorkaufsrecht auf weitere Flächen
Noch nicht zur Veräußerung können aktuell die weiteren Flächen der DB Netz AG und der DB Station & Service AG mit Busbahnhof und Parkplatz kommen. Dies geschieht vor dem Hintergrund der anstehenden Betuwe-Maßnahmen. „Die Deutsche Bahn möchte es nicht erleben, dass sie verkaufte Flächen wieder zurückkaufen muss, weil sie vielleicht doch noch benötigt werden“, erklärt Carsten Kirchhoff, Handlungsbevollmächtigter der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft NRW (BEG), der aber auch durchblicken ließ, dass die Kommune erneut ein Vorkaufsrecht auf diese Flächen habe.
Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen geplant
Ziel des Erwerbs des Bahnhofgebäudes ist die umfangreiche Sanierung. „Wir wollen hier mehr Aufenthaltsqualität schaffen“, sagt Udo Jessner. Auch die Vertreter der Deutschen Bahn freuen sich, dass die runtergekommene Eingangshalle und auch der Außenbereich aufgehübscht werden sollen. Aber wieso hat die Bahn nicht selber in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass das Gebäude in einem akzeptablen Zustand bleibt? „Das sind rein wirtschaftliche Aspekte gewesen“, sagt Klaus Oberheim, Leiter des Bahnhofsmanagements Duisburg der DB Station & Service AG.
Stillschweigen über Kaufpreis
Apropos finanzieller Aspekt. Über den Kaufpreis haben die Beteiligten Stillschweigen vereinbart. Gleichwohl, so lässt es Jessner durchblicken, sei der Kaufpreis keine exorbitante Summe gewesen. Die Investitionssumme, die nun in die Sanierung gesteckt werde, dürfte den Kaufpreis in jedem Fall toppen.
In den vergangenen Jahren hatten Stadt Emmerich, DB und BEG bereits umfangreiche Gespräche zur Entwicklung des Bahnhofs und des Umfelds mit dem Ziel einer städtebaulichen und verkehrlichen Aufwertung geführt. Eine entsprechende Rahmenplanung wurde seitens der BEG mit der Stadt und einem Planungsbüro erarbeitet und aus Landesmitteln finanziert.
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Mit dem Kauf des Bahnhofs ist nun eine erster Schritt möglich. Zunächst wurde eine gemeinsames Begutachtungsverfahren analog der „Empfangsgebäudepakete NRW“ durchgeführt. Im Rahmen des Verfahrens wurden ein neutrales Bausubstanzgutachten und eine neutrales Marktwertgutachten erstellt. Nach erfolgter gemeinsamer Plausibilisierung hat die EGE als städtische Beteiligungsgesellschaft das eingeräumte Vorkaufsrecht zum ermittelten Marktwert genutzt. Im August dieses Jahres wurde der Kaufvertrag geschlossen.
Typisches Bahnhofsgebäude aus der Nachkriegszeit
Das Empfangsgebäude wurde im Übrigen im Jahr 1952 errichtet. „Das ist eine ganz typische Bauweise aus der Nachkriegszeit, die wir am Niederrhein öfter finden“, erläutert Kirchhoff. Die Bahn fährt ihren Immobilien-Besitz seit geraumer Zeit massiv herunter. Von bundesweit rund 3000 Gebäuden zum Anfang des Jahrhunderts standen oder stehen 2400 zum Verkauf.
Das Emmericher Empfangsgebäude einschließlich Anbauten hat eine Nutzfläche von rund 750 Quadratmetern im Erdgeschoss und etwa 230 Quadratmetern im Obergeschoss. Die Erschließungsgesellschaft Emmerich als neue Eigentümerin beabsichtigt umfangreiche Sanierungs- und Renovierungsmaßnahmen.
Öffentliche Toilette soll es wieder geben
Eine mögliche Gestaltung der Empfangshalle, die das Architekturbüro Reppco erstellt hat, zeigten Wilms und Jessner auf einer Stellwand. Dabei sollen die fahrgastorientierten Nutzungen wie Fahrkartenverkauf, Reisebüro, Reisendenbedarf sowie weitere Nutzungen erhalten beziehungsweise ausgebaut werden. So soll etwa auch wieder eine öffentliche Toilette eingerichtet werden. Auch die Lokführer der Bahngesellschaften im Obergeschoss behalten ihre Räumlichkeiten.
Auch wenn aktuell der Bereich zwischen Empfangsgebäude und Bahnsteiganlagen noch nicht gekauft worden ist, wird die EGE hier schon gestalterische Maßnahmen durchführen und auch die Pflege übernehmen. Denn das über allem stehende Ziel ist, dass ein Schandfleck aus dem Stadtbild verschwinden muss. Der Bahnhof soll wieder eine Visitenkarte für Emmerich werden.
>> Medientrennung wird vorgenommen
Der erste konkrete Schritt nach dem Verkauf ist die so genannte Medientrennung. Dabei handelt es sich um die Neugestaltung der Versorgungsinfrastruktur. „Das Abwasser ist schon getrennt“, berichtet Udo Jessner.
Die technische Vorbereitung der Medientrennung sowie die Einmessung des Kaufgrundstücks wurden freilich in Vorbereitung des Verkaufs durch die DB, die BEG und die EGE vorgenommen.
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