Voerde. Seit heute müssen alle Lastkraftwagen über die Voerder, Dinslakener und über die Rahmstraße geleitet werden. Starke Belastung auf der Straße.

Es wird manchmal ganz schön eng an der Kreuzung Dinslakener Straße/Rahmstraße in Möllen. In großem Bogen biegen die schweren Lastwagen von der Rahmstraße in die Dinslakener Straße, da passt so manches Mal keine Zeitung zwischen Ampelanlage und Fahrzeug. Und auch die Autos auf der Rahmstraße müssen schon einmal den Rückwärtsgang einlegen, um den großen Brummis den Weg freizumachen.

Normaler Alltag der Anwohner? „Gefühlt fahren sie hier Stoßstange an Stoßstange“, erzählt Susanne Hohmann. Vor 17 Jahren sei sie an die Dinslakener Straße gezogen, damals war die Straße noch normal befahren, doch inzwischen sei das Verkehrsaufkommen enorm gestiegen. „Das hat jetzt nicht nur etwas mit den Lkw zu tun“, sagt sie, doch auch diese Wagen hätten enorm zugenommen.

Vor allem wird es in den kommenden drei Monaten so weiter gehen. Denn die Durchfahrt unter der Brücke in Dinslaken an der Bundesstraße 8 ist für jeglichen Lkw-Verkehr gesperrt. Zu viele Lastkraftwagen hatten die Beschränkungen missachtet, hatten Schilder und Gerüste umgefahren, sodass sich die Verantwortlichen von Bundesbahn, Polizei und Stadt außerstande sahen, den Brummi-Verkehr dort aufrechtzuerhalten. Denn vom Gerüst aus sollen demnächst Arbeiten an dem Brückenbau vorgenommen werden, was für die Arbeiter lebensgefährlich gewesen wäre.

69 Brummis in 75 Minuten

Also wird der Verkehr nun umgeleitet, von Wesel kommend über die Rahmstraße und Dinslakener Straße, von Duisburg kommend über Dinslakener Straße und Rahmstraße. 69 Brummis hat die NRZ am Montagmittag von 10.44 bis 12.03 Uhr gezählt. Kleintransporter nicht mitgerechnet, auch den Schienenersatzverkehr nicht und schon gar nicht die vielen Pkw. Denn die Autos brausen an dieser Straße nur so hin und her. „Selbst viele Autofahrer folgen den Umleitungsschildern“, sagt Susanne Hohmann. „Nicht erst seit der heutigen Sperrung der B8 in Höhe der Eisenbahnbrücke, die ganz hohen Lastwagen werden ja schon seit langem durch Möllen geführt.“ Der Verkehr habe sich also ohnehin vervielfacht. „Ja, wenn sie wenigstens hier tanken oder einkaufen würden, dann hätten wenigstens noch die Einzelhändler etwas davon.“

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Unterdessen fährt ein Lastwagen nach dem anderen vorbei, mit Dirk, Pablo oder Jonathan am Steuer, sie kommen aus Dortmund, aus Duisburg, aus Wetter, aus Münster, aus Osnabrück, zumindest ihre Zugmaschinen, die Hänger sind oft aus den Niederlanden. Fahren sie über Straßenunebenheiten, rappelt es ganz schön. Das bestätigt auch Traudel Katzinski. „Ich wohne Parterre, da rappelt und klirrt es bei jedem Laster, der vorbeifährt. Das nervt ganz schön. Dazu reißen die hohen Wagen noch die Äste von den Bäumen.“

Auf der Dinslakener Straße kommt es momentan häufiger vor, dass sich Lkw begegnen, die in unterschiedlichen Fahrtrichtungen unterwegs sind.
Auf der Dinslakener Straße kommt es momentan häufiger vor, dass sich Lkw begegnen, die in unterschiedlichen Fahrtrichtungen unterwegs sind. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Zwei andere Anwohnerinnen, die nicht genannt werden wollen, stört der Verkehr hingegen gar nicht. „Das ist doch normal. Jeder will schließlich einkaufen und irgendwie müssen die Sachen ja transportiert werden.“ Das sieht Helene Bönneken anders. „Es kann doch nicht sein, dass der Lastwagenverkehr schon seit Jahren durch Möllen führt. Das ist eine extreme Belastung. Und jetzt kommen noch mehr hier durch, das kann nicht sein. Eine großräumige Umleitung wäre angebrachter gewesen“, meint sie. „Ich fahre hier nicht mehr entlang mit dem Auto, wenn ich nach Voerde rein will. Eine Katastrophe mit hoher Geräuschkulisse, sagt Helma Zacharias.

Angst vor Schäden an der Straße

Auch Hans-Ulrich Zipfel, Inhaber der Barbara-Apotheke, sieht den zunehmenden Lastwagenverkehr kritisch. Dieser bringe erhebliche Unruhe mit sich. „Wir können bei heißem Wetter die Tür nicht mehr aufmachen, das Gebrumme stört die Konzentration und man versteht den Kunden kaum“, berichtet er. Dank der neuen Umleitung befürchtet er noch mehr Chaos. Vor ein paar Jahren sei die Dinslakener Straße saniert worden, eine nicht zu verachtende Einnahmeeinbuße für die Geschäftsleute sei dies damals gewesen. „Ich befürchte, dass durch das erhöhte Verkehrsaufkommen der kommenden Monate die Straße wieder in Mitleidenschaft gezogen wird und schneller als erwartet zu einem erneuten Sanierungsfall wird.“ Zwar werde demnächst kein Anlieger mehr an den Sanierungen beteiligt, aber eine Beeinträchtigung liege dennoch vor, der Lärm auf der einen Seite, der Verdienstausfall auf der anderen.

Der Stadt sei die Problematik bekannt, ist von Pressesprecher Thorben Lucht zu hören. Denn der Lkw-Verkehr durch Möllen stelle seit langem ein Ärgernis dar, das habe zuvor nichts mit der Betuwe-Baustelle zu tun gehabt. In der Vergangenheit sei es deswegen immer wieder zu Beschwerden von Anwohnern gekommen, auch wegen der zu hohen Geschwindigkeit mancher Lkw-Fahrer. Seit August 2021 gilt daher von 22 bis 6 Uhr Tempo 30 auf der Dinslakener Straße zwischen Friedrichstraße und Rahmstraße.

Hintergrund

Etwa drei Monate wird laut Angaben der Bahn die Sperrung unter der Eisenbahnbrücke an der B8 in Dinslaken für den Lkw-Verkehr dauern. Ebenso lange wird die Umleitung über die Voerder Straße, Dinslakener Straße und Rahmstraße und umgekehrt aus der Gegenrichtung gelten. Für die Unannehmlichkeiten entschuldigt sich die Bahn bei den Anwohnern. Seit längerem schon besteht auf der Dinslakener Straße in Möllen eine Geschwindigkeitsbeschränkung aufgrund des hohen Lastwagenaufkommens, denn bereits vor der Sperrung wurden alle Brummis, die höher als 3,90 Meter sind, umgeleitet. Alle Verkehrsteilnehmer dürfen von 22 bis 6 Uhr nur mit 30 km/h die Dinslakener Straße befahren. Daran halten sich nicht alle, ist in Möllen zu hören, andere hingegen würden auch tagsüber 30 km/h fahren.