Voerde. . Bei der Aktion „Möllen frühstückt“ in der Barbara-Apotheke ist auch die Baustelle auf der K 17 ein Thema. Kritik an „erneuter Vollsperrung“.

Der vor acht Monaten gestartete Umbau der Voerder Ortsdurchfahrt Dinslakener Straße (K 17) ist im Stadtteil Möllen nach wie vor ein Gesprächsthema: auch bei einer Aktion, zu der einige Gewerbetreibende, darunter die Inhaber der Barbara-Apotheke, Hans-Ulrich und Christina Zipfel, regelmäßig für den dritten Freitag im Monat einladen. Dieses Mal bedanken sich die an „Möllen frühstückt“ teilnehmenden Geschäftsleute, zu denen auch Edeka Dröschel, Haarmoden Mackenbrock und Start-Tankstelle gehören, bei ihren Kunden herzlich für deren Treue.

Ein Dank an Kunden für in Kauf genommene Umwege

Christina Zipfel von der Barbara-Apotheke mit Kunde Karlheinz Krebber (links) und Heinz-Jürgen Nendza von der Werbegemeinschaft Möllen.
Christina Zipfel von der Barbara-Apotheke mit Kunde Karlheinz Krebber (links) und Heinz-Jürgen Nendza von der Werbegemeinschaft Möllen. © Markus Joosten

Und eben dafür, dass sie die in Folge der Langzeitbaustelle „erschwerten Bedingungen“ und Umwege auf sich nehmen, um zu ihnen zu kommen, wie Hans-Ulrich Zipfel, seines Zeichens auch Vorsitzender der örtlichen Werbegemeinschaft, erläutert. Die Baumaßnahme ist es denn auch, die die Gewerbetreibenden dazu bewogen hat, das Format „Möllen frühstückt“ aufzulegen. Dadurch biete sich die Gelegenheit, auch mit Anwohnern der Dinslakener Straße ins Gespräch zu kommen und deren Sorgen wegen der Baustelle zu erfahren.

Die ist in den Augen der Eheleute Zipfel aktuell wieder Grund zum Ärgernis: Sie monieren, dass die K 17 auf dem Abschnitt Rahmstraße bis Schwanenstraße seit etlichen Tagen wieder voll gesperrt sei. So wurden im Bereich der Ampelkreuzung Rahmstraße/Dinslakener Straße erneut Absperrungen aufgestellt, unterhalb des Durchfahrtsverbotsschildes ist der Hinweis „Einsatzfahrzeuge frei“ angebracht. Sicher, räumt Hans-Ulrich Zipfel ein, gebe es lange nicht die Kundenfrequenz wie in dem Fall, wenn die Dinslakener Straße komplett befahrbar ist – immerhin aber habe man in der Zeit, als das besagte Teilstück für den Verkehr freigegeben gewesen sei, eine Erleichterung gespürt.

Kreis: Sperrung für Allgemeinverkehr nicht aufgehoben

Der Kreis Wesel dagegen weist auf Nachfrage der NRZ darauf hin, dass von einer Freigabe der K 17 für den Allgemeinverkehr auf dem Abschnitt Rahmstraße bis Schwanenstraße keinesfalls die Rede sein könne. Die seit Ende Juli 2018 eingerichtete Vollsperrung wurde dafür nie aufgehoben. Vielmehr sei die vorhandene Absperrung im Bereich der Ampelkreuzung Rahmstraße/Dinslakener Straße für die Dauer der Weihnachtsferien so weit zur Seite gezogen worden, dass ein Ein- und Ausfahren in die Dinslakener Straße möglichst ungehindert erfolgen könne. Damit sollte die Beeinträchtigung für den Anliegerverkehr noch weiter reduziert werden. Die Baustellenbeschilderung sei unverändert geblieben. Dies aber habe dazu geführt, „dass das Verkehrsaufkommen im Baufeld stark zunahm, da auch Nicht-Anlieger das Baufeld zur Durchfahrung nutzten und somit vermehrt Durchgangsverkehr entstand, obwohl in der Baustelle weiterhin die Durchfahrt für den Allgemeinverkehr verboten war“.

Dabei sei es regelmäßig zu kritischen Situationen gekommen – zwischen den Verkehrsteilnehmern untereinander wie zwischen den Verkehrsteilnehmern und der Baufirma. So seien etwa Verkehrsteilnehmer auf die vorhandenen Geh- und Radwege ausgewichen, wenn die Fahrbahn zum Beispiel durch Baufahrzeuge temporär nicht befahrbar gewesen sei. Diese Missstände seien auch von den Sicherheitsbeauftragten bemängelt worden, erklärt Anja Schulte, Pressesprecherin des Kreises Wesel. In einer Baubesprechung am 6. Februar sei einstimmig beschlossen worden, zum Schutz der Mitarbeiter der Baufirma und der Verkehrsteilnehmer „die immer noch bestehende Vollsperrung durch geeignete Absperrungen wieder“ durchzusetzen. Bis zur Fertigstellung des Bauabschnittes soll diese weiter bestehen bleiben. Damit sei, vorbehaltlich geeigneter Witterung voraussichtlich in zwei Wochen zu rechnen. Die Anwohner könnten die Sperrung wie zugesichert passieren, um zu ihren Grundstücken zu gelangen, sagt die Kreis-Sprecherin weiter.

Geschäftsleute fragen nach spürbarer Beschleunigung

Hans-Ulrich Zipfel kann das Argument des Schutzes der Bauarbeiter ja verstehen – er und seine Frau fragen sich allerdings, wo sich denn auf dem Abschnitt die Beschleunigung bemerkbar macht, die von der Politik auf Kreis- und auf Stadtebene beschlossen worden war und wofür Kräfte der gleichen bauausführenden Firma von einer anderen Baustelle in Möllen zwecks Verstärkung und Erreichen dieses Ziels abgezogen wurden. Der Kreis erklärt dazu, dass die zusätzlichen Kräfte für eine parallele Abwicklung einzelner Bauabschnitte eingesetzt worden seien. Dadurch lasse sich sowohl die gesamte Bauzeit „spürbar verkürzen“ als auch die Freigabe der Dinslakener Straße für den Durchgangsverkehr früher erwirken. „Diese Maßnahme galt nicht einer schnelleren Fertigstellung des Abschnittes Rahmstraße bis Schwanenstraße.“

Für eine „Katastrophe“ hält Harald Grobe, der an diesem Morgen in die Barbara-Apotheke kommt, die Baustelle. Er weist auf die Niederlande hin und wie schnell dort gebaut werde. Seiner Ansicht nach hätte die K 17 während der Bauphase einspurig für den Verkehr offen gehalten werden müssen. Nach Einschätzung des Kreises war diese Lösung keine Option (die NRZ berichtete). Durch die Umwege werde nun mehr Sprit verbraucht, was auch zu einer höheren Umweltbelastung führe, kritisiert Grobe.

Menschen kommen miteinander ins Gespräch

Die Langzeitbaustelle auf der K 17 ist bei „Möllen frühstückt“ in der Barbara-Apotheke ein, aber nicht das einzige Thema. Bei selbst gebackenem Kuchen in Herzform (passend zum Motto), Muffins und Kaffee kommen die Menschen mitein-ander über Dies und Das ins Gespräch. Die Apotheke als Treffpunkt. „Eine schöne, gute Idee“, findet Elke Stamm die Aktion, durch die ihrer Meinung nach die Bevölkerung näher zusammen gebracht wird – in einer Zeit, in der sich die Menschen häufig nicht mehr ohne Vorbehalte begegneten.

Christina Zipfel weiß von der Besonderheit in Möllen zu erzählen, dass sich dort Nachbarn um alte, alleinstehende Menschen kümmern. „Hier kennt man sich noch“, meint auch Karin Schmidt, die ebenfalls bei „Möllen frühstückt“, in der Barbara-Apotheke innehält und sich Zeit für einen Plausch mit anderen nimmt.