Hünxe. 75 Jahre Grundgesetz wurden in Hünxe gefeiert. Eine Zeitzeugin der Nazi-Herrschaft richtete dabei Worte an die Jüngeren auf dem Marktplatz.

Es ging unter die Haut, was die Hünxerin Gerda Wolterhoff (96) auf dem Hünxer Marktplatz aus ihren Kindertagen zur Zeit der Nazi-Diktatur berichtet: Sie war noch keine sechs Jahre alt, als die Nazis ihren Vater die Treppe hinunter prügelten und sie die Angst ihrer Eltern miterleben musste.

„Diese Angst soll niemand haben müssen!“ Deshalb ist ihr eindrücklicher Wunsch zu Anfang der Geburtstagsfeier des Grundgesetzes: „Liebe Jugend. Sorgt dafür, dass das nie wieder vorkommt. Geht wählen! Und wählt eine demokratische Partei.“

Abwechslungsreiches Programm zum Grundgesetz-Jubiläum

Bei strahlendem Sonnenschein auf dem Hünxer Marktplatz mit Menschen aus allen Ortsteilen der Gemeinde gab es ein besonders abwechslungsreiches Programm anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des deutschen Grundgesetzes. Sänger und Sängerinnen aus Drevenack und Bruckhausen gaben den Ton an bei der „Ode an die Freude“. Beethovens Vertonung des Schiller-Gedichtes ist auch als Europahymne bekannt.

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Bürgermeister Dirk Buschmann stellte ernst und ganz konkret das Grundgesetz dar, als Grundlage, die uns alle jeden Tag schützt und trägt. Aber auch als etwas, was nicht nur da ist, sondern, wie Buschmann vortrug, von uns allen gelebt und täglich neu erarbeitet werden muss. Eindringlich war Buschmanns Aufruf, die Demokratie zu stärken und soziale Gerechtigkeit zu fördern.

Schüler der Jahrgangsstufe 11 der Gesamtschule Hünxe an ihrem Stand zum Grundgesetz. Sie führten auf dem Marktplatz eine Umfrage durch.
Schüler der Jahrgangsstufe 11 der Gesamtschule Hünxe an ihrem Stand zum Grundgesetz. Sie führten auf dem Marktplatz eine Umfrage durch. © FUNKE Foto Services | Gerd Hermann

Die Schüler der Gesamtschule Hünxe forderten „Toleranz, Respekt und Achtung“ und „Lasst uns den Frieden sichern“. So stellten sie die Bedeutung des Grundgesetzes für jeden Einzelnen heraus und führten mit allen Teilnehmern eine Umfrage durch.

Dankbarkeit für den Rechtsstaat in Deutschland

Ein Einwohner aus Bruckhausen berichtete, was er in seinem Heimatland – der Türkei – erlebt hatte. Der Lehrer war dort über fünf Jahre im Gefängnis, weil es in der Türkei eben nicht wie in Deutschland die freie Meinungsäußerung gebe. Er verließ sein Mutterland und dankte seinem neuen Vaterland Deutschland, weil er und seine Familie hier Zuflucht gefunden haben. Er dankte, weil er in Deutschland durch Gesetze geschützt ist, und dankte den Hünxern für die freundliche Aufnahme.

Abgerundet wurde das Programm durch die Tänzerinnen des 1. KV Jeck in Hünx‘ unter der Leitung von Carmen und Franka Schwarz, die zu dem Lied „Ein Land, in dem immer Frühling ist“ eine Choreografie darboten. Zum Abschluss stimmten die Anwesenden gemeinsam die Nationalhymne an, während Friedenstauben aus dem Ortsteil Gartrop über dem Marktplatz aufstiegen.