Voerde. Anwohner klagen über ein hohes Lkw-Aufkommen auf der Dinslakener Straße in Möllen. Grund ist für sie die eingeschränkte Höhe einer Bahnbrücke.
Anwohner der Dinslakener Straße (K17) in Möllen fühlen sich wegen des ihrer Schilderung nach hohen Lkw-Aufkommens vor ihrer Haustür um den Schlaf gebracht. „Wir hätten uns auch an der Autobahn A3 am Randstreifen treffen können“, mit diesen Worten bringt Hermann Schick bei einem Außentermin mit der NRZ auf den Punkt, wie er und seine Nachbarn Wilhelm Schepers und Josef Sentef die Lärmbelastung durch die vielen, nur wenige Meter an ihren Häusern vorbeifahrenden Lastwagen empfinden. „Die fahren nachts keine 50“, stellt Schepers fest und fordert wie Sentef und Schick ein Tempolimit von mindestens 40 auch tagsüber. Die Grünen haben 30 km/h nachts beantragt.
Schlaf bei offenem Fenster undenkbar
Im Sommer bei offenem Fenster nächtigen? Daran ist mindestens in dem Fall, dass das Schlafzimmer hin zur Straße liegt, nicht zu denken, doch auch auf dem hinteren Teil des Grundstückes von Wilhelm Schepers ist der Lärm vom Verkehr auf der Dinslakener Straße an diesem Vormittag deutlich zu hören. Die vielen Lkw, die sich durch Möllen ihren Weg bahnen, schreiben er und seine Nachbarn besonders einem Umstand einige Kilometer weiter südlich in Dinslaken zu: Es geht um die Eisenbahnbrücke über die Bundesstraße B8 (Weseler Straße) unweit der Kreuzung Wilhelm-Lantermann-Straße. Deren Durchfahrtshöhe von 3,90 Metern ist nicht für alle Lastwagen passierbar. Nicht selten lässt sich an der Stelle beobachten, dass das Darunterherfahren für Lkw-Lenker zu einer echten Zentimeter-Arbeit wird.
Auf die Problematik werden Lastwagenfahrer einige hundert Meter vorher auf der Bundesstraße hingewiesen. Nahe der Kreuzung Voerder Straße steht ein Verkehrsschild, das die maximale Durchfahrtshöhe an der Unterführung ankündigt, darunter wird eine Umleitung in Richtung Wesel für Fahrzeuge ausgewiesen, die nicht unter der Eisenbahnbrücke hindurchfahren können. In der Folge fahren die Lastwagen zunächst über die Voerder Straße in Dinslaken und dann über die Dinslakener Straße in Möllen, um dort dann via Rahmstraße zurück zur B8 zu gelangen – umgekehrt ist es dasselbe. Lkw-Fahrer, die aus Richtung Wesel gen Süden unterwegs sind, werden auf der B8 vor der Kreuzung Rahmstraße auf die 3,90 Meter Durchfahrtshöhe hingewiesen und dann durch Möllen über die Dinslakener Straße umgeleitet. An der Kreuzung Voerder Straße stoßen sie dann wieder auf die B8.
Wilhelm Schepers fordert an beiden Stellen eine „vernünftige“ Ausschilderung der Brückenhöhe. Ausländische Lastwagen-Fahrer würden ungeachtet dessen, ob sie mit ihrem Fahrzeug die Unterführung passieren können, der Umleitung folgen: „Mittlerweile fahren auch Lkw, die auf jeden Fall durch die B-8-Brücke passen, hier lang“, erklärt der Möllener. Er und seine beiden Nachbarn plädieren dafür, Lastwagen ab einer Höhe von 3,80 Metern bereits auf der Autobahn A59 an der Abfahrt Dinslaken-Hiesfeld zur A3 Richtung Hünxe/Wesel abzuleiten. „Da ist kein Wohngebiet“, erläutert Hermann Schick den Vorteil, den eine solche Streckenführung nach seiner und der Einschätzung seiner beiden Nachbarn hätte.
Straße tiefer legen eine Option?
Auch richten sie den Blick auf die Situation an der Eisenbahnbrücke an der B8 in Dinslaken. Schepers berichtet hinsichtlich einer womöglich mittelfristig zu realisierenden Lösung von Überlegungen, die Straße an der Stelle quasi tiefer zu legen. Bei Straßen.NRW war zu der Thematik Ende dieser Woche keine Antwort zu bekommen. Gregor Hürter, Sprecher des Landesbetriebes Straßenbau, Regionalniederlassung Niederrhein, kündigte auf Anfrage der NRZ für Anfang nächster Woche dazu fundierte Informationen an. Auf lange Sicht, mit dem dreigleisigen Ausbau der Betuwe-Linie, könnten sich das Problem der Durchfahrtshöhe und die Folgen des daraus resultierenden Umleitungsverkehrs für die betroffenen Anwohner an der Strecke entschärfen: Die Brücke wird durch eine neue ersetzt und deren Durchfahrtshöhe nach „intensiven“ Abstimmungen mit Straßen.NRW statt 3,90 dann 4,75 Meter betragen, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn ankündigt.
Die Auswirkungen des erhöhten Lkw-Verkehrs sind für die Anlieger der Dinslakener Straße in Möllen nicht nur deutlich hör- und spürbar – sie berichten von klirrenden Gläsern und Tassen in ihren Schränken – sondern ihrer Meinung auch sichtbar: Immer wieder finden sich auf der Fahrbahn Längs- und Querrisse. Im Bereich der Verkehrsinsel nahe der Straße Peerdsbuschweg werden die Schäden besonders augenfällig. Die Straße werde durch die Lkw kaputt gefahren und „die Anwohner müssen das bezahlen“, kritisiert Schepers mit Hinweis darauf, dass die Dinslakener Straße erst 2015 saniert wurde.
Wilhelm Schepers berichtet davon, dem Bürgermeister die Problematik des erhöhten Lkw-Verkehrs auf der Dinslakener Straße in Möllen mehrfach dargelegt zu haben. Der Anwohner fühlt sich mit seinem dringenden Anliegen von der Stadt nicht ernstgenommen. Bürgermeister Dirk Haarmann widerspricht einem solchen Eindruck. Er äußert Verständnis dafür, wenn es Anwohnern nicht schnell genug gehe. Die Stadt Voerde, die mit der Situation ebenfalls unzufrieden sei, habe dies aber nicht allein in der Hand.
Haarmann verweist etwa auf einen Ortstermin mit Straßen.NRW mit dem Ergebnis, an der beschränkten Durchfahrtshöhe der Eisenbahnbrücke auf der B8 in Dinslaken anzusetzen und die Möglichkeit einer Tieferlegung der Straße zu prüfen. Eine Rückmeldung des Landesbetriebs Straßenbau stehe noch aus, erklärt Haarmann. Die Idee der Anwohner, Fahrer von Lkw mit einer Höhe ab 3,80 Meter bereits auf der A59 an der Ausfahrt Dinslaken abzuleiten, wird seiner Einschätzung nach in der Praxis nicht funktionieren, weil diese sich nach Navigation den kürzesten Weg suchen würden.
Was die Schäden auf der Dinslakener Straße betrifft, sei die Stadt mit dem Kreis Wesel als zuständigem Straßenbaulastträger bereits seit längerem im Dialog. Diese seien nicht zwangsläufig auf einen verstärkten Lkw-Verkehr zurückzuführen – die übergeordnete Straße sei auch für Lastwagen nutzbar geplant worden. Die Schäden rührten eventuell von Ausführungsfehlern während der Sanierung her – womöglich sei die Fahrbahn nicht gleichmäßig verdichtet worden – und können oberflächlich behoben werden, erklärt Haarmann. Die Anwohner würden auf keinen Fall an den Kosten beteiligt.
Mit Blick auf ein mögliches Tempolimit von 30 km/h nachts, zu dem die Stadt mit dem Kreis im Gespräch ist, führt er aus, dass der Blitzer ohne Personal, kurz BOP, mit Zeitintervall eingestellt und tagsüber Tempo 50 und nachts Tempo 30 überwachen kann.