Voerde. Apotheker Hans-Ulrich Zipfel befürchtet durch den Wegfall des Bahnübergangs Schwanenstraße Einbußen und kritisiert die Deutsche Bahn scharf.
Wenn auf der Schwanenstraße ab Freitag, 25. August, 21 Uhr, mit dem ersatzlosen Wegfall des Bahnübergangs kein Durchfahren mehr von Ost nach West möglich ist, werden sich die Verkehrsströme beidseits der Zugstrecke Oberhausen-Emmerich zwangsläufig verändern. Hans-Ulrich Zipfel und seine Frau Christina sind davon sowohl privat als auch geschäftlich unmittelbar betroffen. Das Ehepaar lebt in dem östlich der Bahnquerung gelegenen Siedlungsbereich und betreibt in Möllen die Barbara-Apotheke. Das bedeutet zum einen: Der Weg auch zum Arbeitsplatz an der Dinslakener Straße wird länger, denn der wird bald via B8 und Rahmstraße führen. Zum anderen müssen künftig beim Ausfahren von Arzneimitteln hier und da weitere Strecken zurückgelegt werden. Eine Reihe von Patienten „werden wir deutlich schwerer erreichen können.“ Das alles koste Zeit – und Geld, erklärt Hans-Ulrich Zipfel mit Blick auf den höheren Spritverbrauch.
Voerder Apotheker: B8 nicht für alle eine Alternative
Eine weitere Frage, die sich der Apotheker stellt: Werden Patienten, die östlich der Zugstrecke leben und bisher zu ihnen kamen, auch weiterhin den Weg zur Barbara-Apotheke finden oder sich eine Alternative in der Stadtmitte suchen? Ob sie anstatt über die Dinslakener Straße in Zukunft über die B8 und dann die Rahmstraße entlang nach Möllen fahren, stellt Zipfel zumindest in Zweifel. Das hohe Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße könnte seiner Ansicht nach eine Hemmschwelle sein: „Wir sehen bei Älteren, dass sie sich schwer damit tun, über die B8 zu fahren.“ Es sei leichter, über eine innerörtliche Straße, sprich, die Dinslakener Straße nach Möllen zu kommen.
Hans-Ulrich Zipfel findet, dass durch die Beseitigung des Bahnübergangs ohne Unterführung als Ersatz „ein natürlich zusammenhängendes Wohngebiet zerrissen“ und „unwiederbringlich aufgeteilt“ wird. Dort, wo sich bei der Durchfahrt von Personen- und Güterzügen jetzt noch Schranken senken, wird später eine zwischen drei und vier Meter hohe Lärmschutzwand das Bild prägen, die mit transparenten Elementen versehen ist. Hans-Ulrich Zipfel spricht von einer Mauer, die dort hochgezogen werde. Er weiß aber auch von positiven Stimmen zur ersatzlosen Schließung der Bahnquerung, die wegen des dann nicht mehr vorhandenen Durchgangsverkehrs auf der Schwanenstraße zu hören sind. Hans-Ulrich Zipfel fragt sich ob der imposanten Wand, was am Ende schlimmer ist.
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Der Apotheker übt scharfe Kritik am Vorgehen der Deutschen Bahn. Die komme ihrer Verantwortung für das Wohlbefinden der Bevölkerung nicht nach, sehe diese auch gar nicht. Das Verkehrsunternehmen weigerte sich bekanntlich, der Forderung der Stadt nachzukommen, als Ersatz für den wegfallenden Bahnübergang auf der Schwanenstraße eine Unterführung für Kraftfahrzeugfahrer, Radfahrer und Fußgänger zu bauen. „Das sind gewachsene Strukturen – das hat natürlich Auswirkungen auf die Wohnqualität“, sagt Zipfel. Die Bahn versuche, „möglichst billig davon zu kommen“. Deren Vorgehen bezeichnet er als „rücksichtslos“.
Stadt Voerde kämpfte jahrelang für einen Ersatz
Die Stadt hatte sich jahrelang vehement für einen Ersatzbau eingesetzt, war damit sogar vor das erst- und letztinstanzliche Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gezogen – und gescheitert. Sie befürchtet durch die Schließung des Bahnübergangs „erhebliche Folgen für den gesamten Kfz-Verkehr“, wie Stadtpressesprecherin Miriam Lütjann erläutert. Dabei nennt sie insbesondere „die Sorge der veränderten Wegeführung und gegebenenfalls verlängerten Fahrten für den gesamten Rettungsdienst einschließlich Feuerwehr“.
Ein maximaler Umweg, der durch die ersatzlose Schließung des Bahnübergangs Schwanenstraße entsteht, liegt nach Angaben der Stadt bei etwa 3,9 Kilometern. Dabei geht sie von den Adressen aus, die beidseits der Zugstrecke am nächsten zu der Bahnquerung liegen und als gegenseitiger Start- oder Zielort künftig über die Rahmstraße und die B8 zu erreichen sein werden.
Während der anstehenden Umbaumaßnahmen wird der Stadt zufolge eine Baustellenbeschilderung (mit weiträumiger Vorankündigung auf Plantafeln) die Sperrung auf der Schwanenstraße ausweisen; später das Verkehrszeichen für Sackgasse.