Oberhausen/Emmerich. Schon seit sieben Jahren wird an der Bahnstrecke Oberhausen-Wesel-Emmerich gebaut. Doch ab November wird es so heftig wie nie. Was die Bahn plant.

Auf Bahnkunden am Niederrhein kommen ab November unruhige Zeiten zu: Für rund 80 Wochen wird die Bahnstrecke Oberhausen-Wesel-Emmerich zur eingleisigen Strecke. Etwa ein Drittel der Zeit wird die Strecke sogar komplett gesperrt. Am Ende dieser Bauphase sollen immerhin auf rund 8 Kilometern der Strecke das dritte Gleis befahrbar sein. Zur Erinnerung: Insgesamt wird auf 72 Kilometern dieses dritte Gleis kommen.

Neue Brücken zwischen Wesel und Friedrichsfeld

Der Schwerpunkt der Bauarbeiten liegt dabei zwischen Friedrichsfeld und Wesel. „Dort bleibt kein Stein auf dem anderen“, so Projektleiter Stefan Ventzke. Denn hier sollen zwei neue Gleise über neue Brücken über den Wesel-Datteln-Kanal und die Lippe entstehen. Dabei wird die gesamte Bahnstrecke auf rund drei Kilometern Länge neu gebaut. Denn die Brücken über den Kanal fallen deutlich höher aus als die Vorgängerbauten, damit auch größere Schiffe darunter her passen.

Für die Bahnkunden am Niederrhein bedeuten die 80 Wochen Bauarbeiten gewaltige Umstellungen. Klar ist: Wenn Vollsperrung ist, muss der Bus genutzt werden. In der übrigen Zeit wird die Strecke zwischen Wesel und Friedrichsfeld nur eingleisig befahrbar sein.

Die beiden Bahnbrücken über die Lippe bei Wesel werden bis Mitte 2026 durch Neubauten ersetzt. Und danach kommt noch eine dritte dazu.
Die beiden Bahnbrücken über die Lippe bei Wesel werden bis Mitte 2026 durch Neubauten ersetzt. Und danach kommt noch eine dritte dazu. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Die Folge: Die Züge der Linien RE5 (Koblenz-Köln-Wesel) und RE 49 (Wuppertal-Essen-Wesel) werden in Friedrichsfeld beginnen und enden. Und zwar an einem provisorischen Bahnhof etwa 500 Meter vor dem heutigen Haltepunkt. Der RE 19 soll in den eingleisigen Bauphasen weiterfahren, er hält allerdings nicht an dem neuen provisorischen Bahnhof.

RE 49 und RRX 5 mit neuer Endhaltestelle

Für Fahrgäste, die südlich von Düsseldorf oder von Mülheim und Essen von und nach den Niederlanden reisen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder in Friedrichsfeld in den Ersatzbus nach Wesel steigen und von dort aus in den RE19 umsteigen, oder schon vorher in Dinslaken oder Oberhausen den Zug wechseln.

Die Vollsperrungen im Überblick

  • 1. bis zum 24. November 2024 und den folgenden zwei Wochenenden.
  • Vom 22. Februar bis zum 2. März (da haben die deutschen Bahnplaner die Rechnung ohne die niederländischen „Krokusferien“ gemacht).
  • An den Wochenenden 17. und 18. Januar, 10. und 11. Mai, 14 und 15. Juni, 6. und 7. Dezember 2025.
  • In den Osterferien vom 12. bis zum 27. April 2025.
  • (Weitgehend) in den Sommerferien in NRW, insgesamt vom 28. Juni bis zum 24. August
  • In und nach den Herbstferien vom 20. bis zum 31. Oktober 2025.
  • In 2026 an den Wochenenden 3. und 4. Januar, 21. und 22. Februar, 21. und 22. März.
  • Zum Finale vom 20. April bis zum 17. Mai 2026.
Zukunftsvision: So sollen die drei neuen Brücken über den Wesel-Datteln-Kanal mal aussehen. Immerhin zwei von dreien sollen 2026 fertig sein.
Zukunftsvision: So sollen die drei neuen Brücken über den Wesel-Datteln-Kanal mal aussehen. Immerhin zwei von dreien sollen 2026 fertig sein. © Marcel Winter Deutsche Bahn AG | Marcel Winter Deutsche Bahn AG

Diese Vollsperrungen, die es auch noch an einigen weiteren Wochenenden geben wird, haben auch Auswirkungen an Stellen, wo man es zunächst nicht erwartet: In diesen Phasen wird auch der RE 13 von Düsseldorf nach Venlo bereits in Mönchengladbach gekappt. Die Strecke Venlo-Viersen wird dann für die umgeleiteten ICE-Züge und den Güterverkehr gebraucht, auch wenn für die Umleitung der Güterzüge sogar der Weg über Belgien gewählt wird. Trotzdem gilt: Vom Rheinland in die Niederlande geht es während der Vollsperrung nur mit dem Bus oder dem Fernzug. Der Nahverkehr wird eingestellt.

Endstation Mönchengladbach. Wenn die Bahnstrecke Oberhausen-Emmerich gesperrt ist, kann auch der Zug von Venlo nach Viersen nicht fahren. Klingt komisch, ist aber so in einem Land mit zu wenigen Bahngleisen.
Endstation Mönchengladbach. Wenn die Bahnstrecke Oberhausen-Emmerich gesperrt ist, kann auch der Zug von Venlo nach Viersen nicht fahren. Klingt komisch, ist aber so in einem Land mit zu wenigen Bahngleisen. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Wann wo und wieviele Ersatzbusse dann für die Bahnreisenden auf die Straße gehen, will die Bahn vermutlich im Oktober gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr verkünden. Im Großen und Ganzen, so Projektleiter Ventzke, sei der Ersatzverkehr bei der vergangenen Vollsperrung im Mai schon ganz gut gelaufen.

Hintergrund zum Betuwe-Ausbau

Die gute Nachricht: Im Mai 2026, so Projektleiter Ventzke nicht ohne Stolz, sind 52 Kilometer Gleis neu oder ausgebaut, es gibt 63 neue Weichen, zwölf Kilometer Schallschutzwände und 45 Brücken ersetzen Vorgängerbauten oder Bahnübergänge und an immerhin drei Stationen (Haldern, Friedrichsfeld, Dinslaken) gibt es neue, barrierefreie Bahnsteige. Insgesamt, so schätzt die Bahn, wird in dieser Zeit mehr als eine halbe Milliarde investiert. „Wir scharren mit den Hufen, dass es endlich losgehen kann“, so Ventzke zu der jetzt anstehenden Bauphase.

Schienenersatzverkehr in Oberhausen: Auf derlei Szenen müssen sich Bahnkunden auch in den künftigen zwei Jahren einrichten müssen.
Schienenersatzverkehr in Oberhausen: Auf derlei Szenen müssen sich Bahnkunden auch in den künftigen zwei Jahren einrichten müssen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Andererseits: Befahrbar sind dann erst acht von 72 Kilometern dreigleisiger Strecke. Immerhin werden im Bereich Emmerich 30 Kilometer der zwei bestehenden Gleise generalsaniert. Zudem will die Bahn überall da, wo sie Baurecht hat, für das dritte Gleis alles vorbereiten, die Kampfmittelsondierungen vornehmen und alle störenden Leitungen neu verlegen. Einen Überblick der DB über das Gesamtprojekt gibt es hier.

Auch nach 2026 wird weiter gebaut

Baurecht besteht mittlerweile für die komplette Strecke von Oberhausen bis Wesel sowie in Haldern. Auch in Mehrhoog und Emmerich ist das Anhörungsverfahren abgeschlossen, da rechnet die Bahn bald mit Baurecht. Etwas Verspätung gibt es noch im Bereich Rees-Empel und Millingen.

Wann es mit den Bauarbeiten und damit mit mehr dreigleisigem Verkehr weitergeht, ist noch offen. Die Sperrpausen nach 2026 müssen noch abgestimmt werden, auch mit den Bahnen in Belgien und den Niederlanden. Für Bahnkunden am Niederrhein bedeutet das: „Wir sind dann noch lange nicht fertig“, kündigte Projektleiter Stefan Ventzke an.