Rees. Nach dem Tod einer 14-Jährigen in Millingen ist eine große Spendensumme zusammengekommen. Sonderunfallkommission analysiert Bahnübergang.
Die Spendenaktion nach dem tragischen Unfalltod einer 14-jährigen Schülerin am Bahnübergang in Millingen hat innerhalb weniger Tage bereits ihr Ziel von 14.000 Euro erreicht. Am Mittwochmittag, 25. September, standen für die Kampagne auf der Online-Crowdfunding-Plattform „GoFundMe“ genau 14.083 Euro zu Buche.
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Die beiden Lkw-Fahrerinnen Clarissa Frädrich aus Emmerich und Claudia Gilles aus Bedburg-Hau, die mit ihrer Hilfsorganisation Niederrhein Rulz den Spendenaufruf starteten, zeigen sich überwältigt von der großen Spendenbereitschaft: „Diese Summe ist der Wahnsinn und macht uns sprachlos. Damit haben wir nicht gerechnet“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Frädrich im Gespräch mit der NRZ. „Wir sind so dankbar und stolz, dass wir helfen konnten.“ Bis jetzt gingen 754 Einzelspenden zwischen 300 Euro und fünf Euro ein.
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Termin zur Spendenübergabe ist vereinbart
Claudia Gilles, die Vorsitzende des Vereins Niederrhein Rulz, stehe in Kontakt mit der Familie der getöteten 14-Jährigen, so Clarissa Frädrich. Das Mädchen war, wie berichtet, von einem Fernzug erfasst worden, als sie versucht hatte, trotz Rotlicht und geschlossener Schranke die Schienen am Bahnübergang in Millingen zu überqueren. „Wir hoffen, dass jeder Cent der Familie hilft, denn allein die Beerdigungskosten sind enorm“, sagt Frädrich. Ein Termin zur Spendenübergabe sei bereits mit der Familie vereinbart worden.
Beim Verein Niederrhein Rulz haben sich zudem Gärtnereien gemeldet, die für den Grabschmuck aufkommen möchten. „Diese Unterstützung ist schön zu sehen. Uns haben auch viele ermutigende Zuschriften erreicht“, berichtet die Emmericherin. „Sollte es für die Familie weitere konkrete Kosten geben, würden wir noch einen separaten Aufruf starten“, sagt Clarissa Frädrich.
Unterdessen wird eine Sonderunfallkommission aus Polizei, Ordnungsamt, Feuerwehr und Bahn die Situation am Bahnübergang in Millingen vor Ort analysieren, sagte Ole Engfeld, Sprecher der Stadt Rees.
+++ So haben wir am 18. September über den Start der Spendenaktion berichtet +++
Nach dem tragischen Bahnunglück, bei dem am Montagmorgen eine 14-jährige Jugendliche ums Leben kam, ist eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft angelaufen. Die beiden Lkw-Fahrerinnen Clarissa Frädrich aus Emmerich und Claudia Gilles aus Bedburg-Hau haben über ihre Hilfsorganisation Niederrhein-Rulz eine große Spendenaktion ins Leben gerufen.
Innerhalb weniger Stunden nach dem Online-Aufruf waren über 270 Spenden zusammengekommen, was schon die beachtliche Summe von 4377 Euro eingebracht hat. Der Verein „Niederrhein-Rulz“ ist aus einem privaten Kreis befreundeter Lkw-Fahrer entstanden und setzt sich für Familien ein, in denen Kinder und Jugendliche durch schwere Krankheit, einen Unfall oder Suizid ihre letzte Reise antreten oder angetreten haben.
„In dieser schweren Zeit möchten wir die Familie unterstützen und bitten um Hilfe. Die Kosten für die Beerdigung und andere unerwartete Ausgaben sind erheblich. Jede Spende, egal wie klein, wird sehr geschätzt und hilft, die finanzielle Belastung für die Familie zu lindern“, erklären die Organisatoren und ergänzen: „Wir wollen ihr die letzte Ehre erweisen und ihre Familie in ihrer Trauer unterstützen.“
Wunsch nach besserer Sicherung des Bahnübergangs in Millingen
Frädrich spart aber auch nicht mit Kritik an dem Umgang mit dem Unglück: „Wie manche Leute sich dazu in den Sozialen Medien äußern und dem Kind dafür eine Verantwortung geben, ist ja einfach nur erschreckend!“ Vielmehr solle man sich Gedanken machen, wie man solche Unglücke in Zukunft verhindern könne, ergänzt die 36-Jährige und fragt: „Warum hat man den Bahnübergang nicht besser gesichert? Zum Beispiel mit so einer Art Gartenzaun unter der Schranke, damit da keiner mehr durchlaufen kann.“
Hätte ein Gitter unter der Schranke den Todesfall verhindert?
Dies fordern auch mehrere NRZ-Leser: „Ich bin ja der Meinung, dass die Bahn wieder Ketten oder dergleichen unter die Schranken machen muss. Die Halbschranken sind ebenfalls ein Sicherheitsrisiko. Dadurch könnte die Möglichkeit, den Bahnübergang trotz geschlossener Schranken zu überqueren, deutlich verringert werden.“ Eine Leserin ergänzt: „So wie es jetzt ist, ist die Verlockung rüberzulaufen viel zu hoch!“
Dem entgegnen andere Millinger, sie würden schon seit Jahrzehnten mit der Bahnstrecke mitten durchs Dorf leben und hätten schon als Kind gelernt, dass Züge eine tödliche Gefahr darstellen und man niemals geschlossene Schranken ignorieren dürfe. Eine Leserin formuliert es so: „Ampelanlage und Schranken signalisieren eindeutig, dass Zugverkehr naht. Widersetzte ich mich dem richtigen Verhalten, sind einem die Konsequenzen bewusst.“ Sonst müssten ja alle Gleise und jede Autobahn eingezäunt werden.
Stadt Rees setzt auf Aufklärung vor der großen Gefahr
Ole Engfeld, der Sprecher der Stadt Rees, äußert sich ebenfalls dazu: „Solch ein schrecklicher Vorfall versetzt natürlich die ganze Kommune in einen Schock.“ Gemeinsam mit den Einsatzkräften, der Polizei und auch der Bahn schaue man, was man unternehmen könne, damit sich derartiges nicht wiederhole. Engfeld sagt aber auch: „Aufklärung ist natürlich ganz wichtig: Es muss in allen Lebensbereichen – sei es in der Schule oder in den Familien – immer wieder klargemacht werden, wie gefährlich das ist.“ Niemals dürfe man geschlossene Schranken passieren.