Elten. Als Ersatz für den gefällten Lindenbaum auf dem Marktplatz in Elten wird eine Silberlinde gepflanzt. Warum es jetzt ein Crowdfunding gibt.
Im Moment sieht es so aus, als ob etliche leere Bierkästen im Boden vergraben worden sind. Doch was ein wenig ungewöhnlich auf dem Marktplatz in Elten erscheint, hat seinen Grund. „Es handelt sich um ein überfahrbares Wurzelkammersystem“, erläutert Georg Holtkamp von den Kommunalbetrieben Emmerich (KBE). Das ist nötig, weil in der Mitte des Marktes eine neue Linde gepflanzt wird – vermutlich noch in dieser Woche.
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Damit geht dann auch ein ambitionierter Traum von Ortsvorsteher Albert Jansen in Erfüllung, der schon vor einigen Wochen im zuständigen Ausschuss für Stadtentwicklung die Zielsetzung ausgegeben hatte, dass der neue Baum noch vor Weihnachten stehen soll. Zwischenzeitlich ist auch die archäologische Begleitung abgeschlossen. Gefunden wurde nichts.
Vlies um das Wurzelkammersystem
Konkret wird es sich um eine Silberlinde handeln, die als Ersatz für den früheren, ortskernprägenden Baum gepflanzt wird. Die alte Linde hatte dort immerhin fast 152 Jahre gestanden. Damit auch der neue Baum ein ähnliches Alter erreicht – oder sogar noch länger steht – wurden in jedem Fall die besten Voraussetzungen geschaffen. Dazu gehört eben das Wurzelkammersystem. Es sorgt dafür, dass die Wurzeln nicht durch darüber fahrende Autos beschädigt werden. Aber noch mehr. So ist ein Vlies um das Wurzelkammersystem gespannt worden. Dies bewirkt, dass die Wurzeln nicht sofort in die Horizontale wachsen. Dadurch wird verhindert, dass sich das Pflaster auf dem Marktplatz unschön anhebt.
Die Silberlinde, die – wenn alles glattgeht – am Mittwoch, 18. Dezember, gepflanzt wird, ist etwa fünf bis sechs Meter hoch und verfügt über einen Stammdurchmesser von 20 Zentimetern. Der Baum wurde bei einem Betrieb in den Niederlanden geordert. Ein Dreibein zur Stabilisierung der Linde ist im Übrigen nicht nötig, da es eine entsprechende Bodenverankerung gibt. Zudem sind auch vier Lüftungsrohre installiert, die für eine optimale Versorgung des Wurzelwerks mit Sauerstoff sorgen. An die zukünftige Bewässerung des Baums wurde im Übrigen auch gedacht. Hier gibt es eine spezielle Vorrichtung, durch die die Linde gegossen werden kann.
„Es ist das erste Mal, dass wir bei einer Neupflanzung eines Baumes ein solches Wurzelkammersystem installiert haben“, erläutert Georg Holtkamp. Einmal wurde so etwas bisher nachträglich ins Erdreich eingebracht: bei der Blutbuche an der Einfahrt zur Rettungswache, die allerdings zwischenzeitlich gefällt werden musste.
Alte Linde wurde am Sedanstag 1872 gepflanzt
Apropos Fällen. Der alte Lindenbaum musste am Marktplatz weichen, weil bei einem Sturm im Frühjahr ein dicker Ast abgebrochen war. Die Sicherheit für die Bevölkerung war somit nicht mehr gegeben. Über das genau Pflanzdatum des alten Baums weiß man deswegen so genau Bescheid, da es auf dem Sedanstag (2. September) 1872 lag. Die alte Linde wurde dem Namen nach zwar als Friedensbaum gepflanzt, in Wahrheit sollte aber die Erinnerung an die Schlacht von Sedan im noch jungen Kaiserreich hochgehalten werden. Unter Oberbefehlshaber Helmuth von Moltke gelang der vorentscheidende Sieg der deutschen Truppen gegen das französische Heer am 1. und 2. September 1870 nahe der Stadt Sedan in den Ardennen.
Nun, über 150 Jahre später, wird die neue Silberlinde aufgrund der geopolitischen Lage auch als Friedensbaum gepflanzt werden. Und das dieses Mal nicht nur dem Namen nach. „Es soll ein Zeichen der Eltener Bürger für den Frieden in der Welt sein“, sagt Albert Jansen, der dieses Friedenssignal durch die Linde an die kommenden Generationen weiterreichen möchte.
Spenden für Baum und Marktplatz
Überhaupt wird der Eltener Ortsvorsteher in den vergangenen Wochen öfters auf die Linde angesprochen. „Batje, nenn‘ uns mal `ne Kontonummer, wo wir für den Baum spenden können“, so oder ähnlich klang es öfters in den Ohren von Jansen. Jetzt hat er eine gute Nachricht, denn mittels Crowdfunding soll der Kauf der Linde übernommen werden. Für die archäologische Begleitung beziehungsweise die Arbeiten rund um die Pflanzung kommt die Stadt Emmerich auf.
Crowdfunding für die Silberlinde
Wer für die Linde spenden möchte, kann das unter folgender Bankverbindung tun: Verschönerungsverein Elten 1897 e.V.,
DE95 3586 0245 3200 9180 28, Verwendungszweck „Friedensbaum“.
Yvonne van Dillen, Kassiererin des Verschönerungsvereins, weist darauf hin, dass Spenden bis zu 300 Euro beim Finanzamt ohne Spendenquittung eingereicht werden können. Bei Spenden ab 300 Euro ist eine Spendenbescheinigung erforderlich, die der Verschönerungsverein Elten dann austellen kann.
Sowohl Ortsvorsteher Albert Jansen als auch Christopher Papendorf, Vorsitzender des Verschönerungsvereins, erinnern daran, dass die gesamte Neupflanzung der Linde am Eltener Markt über die Parteigrenzen hinweg sehr harmonisch in Angriff genommen wurde. Deshalb ist es ihnen auch ein Anliegen, dass im anstehenden Wahlkampf keine öffentlichkeitswirksamen Scheckübergaben der Parteien vor der Linde vorgenommen werden.
Damit das Crowdfunding geregelt ablaufen kann, ist der Verschönerungsverein Elten mit ins Boot geholt worden. Über deren Konto können Spenden für den Baum eingezahlt werden. „Wenn wir so um die 8000 Euro zusammen haben, beenden wir das“, sagt Jansen, der durchblicken lässt, dass die gesamte Summe aber nicht für die Silberlinde allein benötigt wird.
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So soll zum einen auch das direkte Umfeld am Baum ansprechend und barrierefrei gestaltet werden. Die weitere Baustelle am Markt ist die gesperrte Zufahrt von der Schmidtstraße, die im Moment noch provisorisch mit Baken zugesperrt ist. Da sich das Provisorium etabliert hat, wird eine Dauerlösung kommen, die sich entsprechend harmonisch ins Ortsbild einfügen soll. Den Verantwortlichen schwebt eine portable Sperrung vor, die etwa zur Kirmes oder am Nelkensamstag auch entfernt werden kann.