Rees/Millingen. Heimathistoriker Norbert Behrendt hat dem Stadtarchiv Rees digitale Sammlungen zu Millingen übergeben. Diese Themen werden dokumentiert.

Papierordner hat Norbert Behrendt in seinem Büro in Millingen nur wenige. „Ich habe mich bei meinem Hobby der digitalen Welt gewidmet. Ich hätte auch keinen Platz für all meine Recherchen“, sagt der 89-jährige. Und das sind einige. Über 20 Jahre schon beschäftigt er sich mit der Geschichte von Millingen und Umgebung. Sein Wissen und seine Erkenntnisse hat er auf einem Speicherstick mit 61,6 Gigabyte, in 414 Ordnern und 20.866 Dateien gespeichert und jetzt dem Reeser Stadtarchiv geschenkt.

Erste Schenkung dieser Art

„Das ist ein wertvolles Stück Heimat-Geschichte, mit der wir weiterarbeiten und die wir als Grundlage für kommende Generationen nutzen können. Wir sind Herrn Behrendt sehr dankbar, für diese wertvollen Daten“, beschreibt Bürgermeister Sebastian Hense den digitalen Nachlass – der Erste in dieser Form überhaupt für die Stadt. „Bisher haben wir historische Dokumentationen in dieser Größenordnung für das Stadtarchiv nur in analoger Form, also auf Papier, bekommen“, erklärt Reeser Stadtarchivarin Tina Oostendorp. Die zeitaufwendige Digitalisierung falle in diesem Falle logischerweise weg.

„Ich habe viele Erkenntnisse, Hinweise und Spuren zur Millinger Heimatgeschichte gesammelt. So haben künftige Heimatforscher eine Grundlage für weitere interessante Geschichtserkundigungen“

Norbert Behrendt
Historiker

Auf dem USB-Stick sind Geschichten aus Millingen und den Dörfern in der Hetter von Bauern, Handwerkern, Handelsleuten sowie aus dem Kriegsalltag. Darüber hinaus hat er für den Heimatverein Millingen-Empel historische Erkundungstouren zusammengestellt. In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Rees hat Behrendt die wichtigen, aus persönlichem Erleben geschriebenen Kriegstagebücher und Feldpostbriefe vom Millinger Rektor Paul Quirmbach und seinem Sohn bearbeitet, kommentiert und als Buch veröffentlicht.

Schon 2014 zeigte Norbert Behrendt der NRZ die Kriegsbücher von Paul Quirnbach.
Schon 2014 zeigte Norbert Behrendt der NRZ die Kriegsbücher von Paul Quirnbach. © WAZ FotoPool | DIANA ROOS

Millingen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit

Dieses breit gefächerte Wissen und weitere Erforschungen zu Millingen im Mittelalter und der frühen Neuzeit hat Behrendt recherchiert, aufgearbeitet und abgespeichert. Damit dieses vielfältige Wissen nicht verloren geht, hat er es schon jetzt dem Stadtarchiv Rees vermacht. Behrendt sagt dazu: „Ich habe viele Erkenntnisse, Hinweise und Spuren zur Millinger Heimatgeschichte gesammelt. So haben künftige Heimatforscher eine Grundlage für weitere interessante Geschichtserkundigungen.“

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Die gilt es jetzt weiter zu bearbeiten. Darum kümmert sich Stadtarchivarin Tina Oostendorp: „Mit diesem Nachlass können wir einen weiteren Bereich der Stadtgeschichte im Reeser Archiv verwahren.“

Das ist Norbert Behrendt

Norbert Behrendt (Jahrgang 1935) hat selbst eine bewegende Geschichte hinter sich. Geboren wurde er in Groß Zirkwitz im damaligen Danzig-Westpreußen. Sein Vater starb in russischer Kriegsgefangenschaft. Als Deutsche kam seine Mutter in den Nachkriegsjahren unter russisch-polnischer Verwaltung ins Gefängnis und Norbert Behrendt sowie seine Geschwister bei Pflegeeltern unter.

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Nach sieben Monaten gelang der Mutter die Flucht aus der Gefangenschaft. Mit gefälschten Papieren und den Kindern zog sie nach Ostwestfalen in West-Deutschland. Hier startete Behrendt seine Ausbildung als Gießer. Sein beruflicher Weg führte ihn bis zum Gesamtbetriebsleiter der Gießerei der Isselburger Hütte und in seine jetzige Heimat in Millingen am Niederrhein.