Elten. Eine Bewertungskommission hat den Emmericher Ortsteil Elten bereist, um dessen Eignung als Luftkurort zu prüfen. Diese Empfehlung gibt es.
Jetzt hat eine Bewertungskommission den Emmericher Ortsteil Elten bereist, um dessen Eignung als Luftkurort zu prüfen. Der „Landesfachbeirat“, bestehend aus Vertretern der Bezirksregierungen Düsseldorf und Arnsberg, der Gesundheitsagentur NRW sowie des Dehoga Nordrhein-Westfalen, wurde vom stellvertretenden Bürgermeister Gerd Gertsen, Tourismus-Chefin Dr. Manon Loock-Braun, Ortsvorsteher Albert Jansen und weiteren Vertretern der Verwaltung empfangen und durch den Ort geführt.
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Die Bereisung begann zunächst mit einer Begrüßung im Ratssaal der Stadt Emmerich. Dabei präsentierte der zuständige Fachbereichsleiter Jens Bartel nochmal die Motivation der Stadt, sich um den Titel Luftkurort zu bewerben.
„Die Empfehlung der Kommission ist ein großer Erfolg für unseren Ortsteil Elten. Wir sind zuversichtlich, dass wir bald offiziell als Luftkurort anerkannt werden“
Die weitere Reise führte die Kommission durch den Ortsteil Elten, der mit seiner Landschaft, seiner Geschichte, der erwiesenermaßen sauberen Luft, den bereits bestehenden Gesundheitseinrichtungen und dem hohen ehrenamtlichen Engagement der örtlichen Vereine die Kommissionsmitglieder beeindruckte.
Wichtige Punkte in Elten besichtigt
Höhepunkte der Besichtigung waren unter anderem der Kneipp-Kräutergarten, der Sinnes- und Erfahrungspark sowie der Barfußpfad am Eltenberg. Dabei präsentierte sich auch der Kneipp-Verein Elten mit seinen Gesundheits- und Bewegungsangeboten, die ebenfalls wichtiger Bestandteil des Bewerbungsverfahrens sind.
Im Anschluss an die ganztägige Erkundung zogen die Beiratsmitglieder ein positives Fazit. Sie bescheinigten Elten hervorragende Voraussetzungen für die Anerkennung als Luftkurort und sprach sich für eine entsprechende Empfehlung aus. Die finale Entscheidung liegt nun bei der Bezirksregierung Düsseldorf, die den Titel in einem offiziellen Schreiben bestätigen muss.
Dr. Manon Loock-Braun zeigte sich anschließend erfreut über das Ergebnis: „Die Empfehlung der Kommission ist ein großer Erfolg für unseren Ortsteil Elten. Wir sind zuversichtlich, dass wir bald offiziell als Luftkurort anerkannt werden und mit diesem Aushängeschild im Gesundheitstourismus ein weiteres attraktives Angebot für Erholungssuchende bieten können.“
Elten ist seit 1979 Erholungsort
Die Stadt Emmerich wartet nun auf die abschließende Bestätigung und blickt gespannt auf die Verleihung des offiziellen Titels „Luftkurort“ für Elten. Dann könnte es wieder zu einer Szene kommen wie im Oktober 1979. Damals nahmen der damalige Bürgermeister Franz Wolters und Stadtdirektor Dr. Hado Ebben im Kurhotel in Hochelten eine Urkunde entgegen. Diese verlieh dem Stadtteil Elten das Prädikat „Erholungsort“ und machte ihn somit zum ersten staatlich anerkannten Erholungsort im Regierungsbezirk Düsseldorf.
Der Verleihung der Urkunde war ein jahrelanges Verfahren vorangegangen, wobei es eigentlich das ursprüngliche Ziel war, erneut die staatliche Auszeichnung als „Luftkurort“ zu erhalten, heißt es dazu in der neusten Ausgabe der Online-Publikation von Embrica Historia. Bereits im Jahr 1943 – mitten im Zweiten Weltkrieg – wurde Elten aufgrund einer Klimauntersuchung der Kurortkreisklimastelle vom Präsidenten des Reichsfremdenverkehrsverbandes das Recht verliehen, diese Bezeichnung zu führen.
Nach dem Krieg und der Zeit der niederländischen Verwaltung, unmittelbar nach der Rückgliederung der Gemeinde an Deutschland, wurde erneut ein Antrag auf Anerkennung als Luftkurort gestellt. Diese konnte jedoch nicht sofort ausgesprochen werden, da zunächst eine Klimabeobachtung respektive Klimabestätigung erfolgen musste. Diese wiederum konnte bis ins Jahr 1972 nicht durchgeführt werden, da der Verein zur Förderung des Kurortklimadienstes und der Kurortklimaforschung, dem die Gemeinde Elten beigetreten war, nicht über ausreichende Messeinrichtungen verfügte, um die zahlreichen Anträge zügig zu bearbeiten.
Gescheiterter Versuch im Jahr 1972
Nachdem die benötigte Messung durchgeführt wurde, hatte sich daraufhin 1972 der Gemeinderat, der damals noch eigenständigen Gemeinde, dazu entschieden, erneut einen Antrag auf Anerkennung des gesundheitsfördernden Charakters zu stellen. Jedoch hatten sich die staatlichen Anforderungen an einen Luftkurort seit 1943 sehr verändert. Am 5. Oktober 1972 besuchte daher Verkehrsdirektor Pflugradt Elten. Dabei stellte er fest, dass sowohl Hoch-, als auch Niederelten die Anforderungen für die Anerkennung nicht erfüllte.
„Im Augenblick sind weder in Hochelten noch in Niederelten die für einen Luftkurort erforderlichen Einrichtungen vorhanden. Der Ortscharakter beider Ortsteile entspricht noch nicht dem eines Kurortes; insbesondere fehlt es an geeigneten Hotel- und Restaurationsbetrieben, die für die Unterkunft und Verpflegung länger bleibender Kurgäste geeignet sind“, ist ein überliefertes Zitat von Verkehrsdirektor Pflugradt.
Trotz dieser ersten Absage blieb das Ziel, Luftkurort zu werden, bestehen. Es wurden 1975 zwei Gutachten in Auftrag gegeben, die beide verifizierten, dass Elten die Vorgaben erfüllte. Die von Verkehrsdirektor Pflugradt angeprangerten Missstände wurden in den nachfolgenden Jahren sukzessive behoben und die Situation verbessert, so dass die Bestätigung als Luftkurort in greifbare Nähe rückte.
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Doch bereits 1977 wurde deutlich, dass sich die Vorgaben und Gesetze für die Verleihung des Prädikates „Luftkurort“ in den folgenden Jahren sehr wahrscheinlich verschärfen würden und Elten dann die Voraussetzungen nicht mehr erfüllen könnte. Somit wäre der Antrag vermutlich erneut zum Scheitern verurteilt. Aus diesem Grund diskutierte der Ortsausschuss Elten intensiv darüber, ob die Bezeichnung „Luftkurort“ angestrebt werden und der Antrag dafür eingereicht werden sollte oder ob sich Elten mit der Bezeichnung „Erholungsort“ erst einmal zufrieden geben solle.
Letztlich fiel jedoch die Entscheidung zugunsten des Erholungsortes aus. Die Mehrheit der Mitglieder des Eltener Ortsausschusses waren dafür, zunächst den sicheren Titel eines Erholungsortes zu beantragen und nicht auf die vermeintliche Bezeichnung Luftkurort zu spekulieren und im Falle einer Ablehnung ganz ohne Prädikat dazustehen. Immerhin lockt auch die Bezeichnung als ein „staatlich anerkannter Erholungsort“ Besucher an und fördert somit das örtliche Gaststätten- und Unterkunftsgewerbe.