Düsseldorf. Der Ratinger Hof kommt zurück. Die Ex-Kultstätte retten soll ein Düsseldorfer Unternehmen, das schon AC/DC auf die Bühne brachte. Was geplant ist.
- Der Ratinger Hof wird bald wieder eröffnet.
- Dahinter steckt ein etablierter Konzertveranstalter aus dem Düsseldorfer Norden.
- Wir haben im Gespräch mit den Geschäftsführern erfahren, was geplant ist.
Der Ratinger Hof könnte am Anfang einer neuen Ära stehen. Nachdem die jüngsten Reanimationsversuche fehlgeschlagen sind, hat sich nun Stadttochter D.Live der Sache angenommen. Ein Wettbewerb um den besten Betreiber folgte – und genau der scheint nun gefunden. Der Zuschlag ging an das ConcertTeam NRW aus Düsseldorf-Lohausen.
Wer sind die neuen Betreiber des Ratinger Hofs?
Geschäftsführer von ConcertTeam NRW sind Bernhard Lewkowicz und Nico Hamm. Gegründet hat die GmbH Lewkowicz – das ist jetzt 38 Jahre her. „Ursprünglich haben wir Konzerte vor allem in Düsseldorf gemacht, später dann in ganz NRW“, erzählt er. Seit einigen Jahren finden sich auch Veranstaltungen in Hannover oder Frankfurt im Portfolio. Der Trend weist deutlich nach oben: Mittlerweile organisiert die Lohauser Firma etwa 400 Konzerte pro Jahr. Lewkowicz: „Die Größenordnungen bewegen sich dabei von kleinen Club-Shows bis hin zu Stadionkonzerten.“
Das erste Konzert des Teams war übrigens eine Show von Eela Craig, eine Austropop-Band der späten 1970er. Seitdem ist viel passiert: Das ConcertTeam bringt heute Größen wie Robbie Williams, AC/DC oder Udo Lindenberg auf die Bühne. Doch daneben gibt es weiterhin Exoten: Acht Eimer Hühnerherzen etwa, Herrenmagazin oder Kanonenfieber.
ConcertTeam NRW kennt auch das Club-Geschäft
Doch das ConcertTeam hat auch Erfahrungen im stationären Geschäft: Lewkowicz hat so einige Läden betrieben, die sich in Düsseldorf einen Namen machen konnten: The Tube, die Harpune, das Tor 3 – die Liste ließe sich fortführen. Irgendwann haben sich die Läden nicht mehr rentiert, „so einfach ist das“, erzählt Lewkowicz. Ein Problem, das auch andere Düsseldorfer Clubbetreiber kennen. Jetzt ein neuer in der Kultstätte Ratinger Hof, die sie schon lange nicht mehr ist.
Und trotzdem: Erfahrungen sind dafür da, gemacht zu werden: So streicht Lewkowicz heraus, dass das von ihm betriebene Tor 3 im Prinzip das war, was der Ratinger Hof heute werden soll: „Das Tor 3 war größer, aber das Konzept ist das gleiche.“ Und was ist das Konzept, dass sowohl im Rathaus als auch bei D.Live überzeugen konnte?
Das Konzept hinter dem neuen Ratinger Hof
Beide verfolgen mit dem Ratinger Hof das Ziel, die Düsseldorfer Szene wieder stark zu machen. „Wir haben entschieden, den Laden nicht jeden Tag aufzumachen“, so Lewkowicz. Die Nachfrage sei vorab schwer einzuschätzen: „Die Ratinger Straße ist im Moment doch eher ruhig.“ Und das wird sich vermutlich bis Ende April, wenn der Ratinger Hof seine Türen öffnen soll, auch nicht ändern. Die Maßgabe sind sechs bis acht Konzerte im Monat, die das ConcertTeam im Hof abhalten will.
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Bis das der Fall ist, ist noch einiges zu tun: „Zunächst ist der Laden noch leer und sieht auch nicht besonders toll aus im Moment“, so Lewkowicz. Da muss viel getan werden, die beiden sind aber fest davon überzeugt, dass das funktionieren wird. „Unser Standbein sind die Konzerte und um die herum wird es verschiedene Konzepte geben, die das Ganze weiter stützen“. Ergänzende Veranstaltungen sind angedacht.
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Übrigens kennt Lewkowicz auch den alten Ratinger Hof von innen. Dass mit dem Hof ein Erbe angetreten wird, ist klar. Dennoch soll der neue Hof kein Museum werden. Hamm: „Die Wurzeln des Hofs werden schon widergespiegelt, aber wir wollen und müssen uns da auch viel breiter aufstellen.“ Eine Neo- oder Postpunk-Kneipe allein soll es nicht werden. Hamm weiter: „Wir wollen Künstler jeglicher Couleur: Electro, Metal, Singer-Songwriter, HipHop. Wir werden keine Einschränkungen vornehmen.“ Und Lewkowicz ergänzt: „Damals war das ja auch eine ganz andere Szene, das kann man nicht wiederholen.“
Ein Konzept für die nächsten fünf Jahre
Neben den Acts, die das ConcertTeam in den Hof lockt, solle der Laden aber auch anderen Nutzungen offenstehen: „Den Hof kann man auch für andere Veranstaltungen mieten“, so Lewkowicz: „Einerseits können Konzertveranstalter, die andere Bands als wir im Angebot haben, hier arbeiten. Aber auch Hochzeiten, Geburtstage etc. kann es hier geben.“ Der Pachtvertrag läuft über fünf Jahre, vieles werde sich im Laufe der Zeit noch ergeben. Die beiden Geschäftsführer bleiben jedenfalls gelassen. Man kennt die Aufs und Abs der Veranstaltungsbranche. Davon lasse man sich nicht aus der Ruhe bringen.
Außerdem helfe es, ein etablierter Veranstalter zu sein. Hamm: „Durch unsere Partneragenturen haben wir Zugriff auf eine Menge Bands. Und denen können wir natürlich eine Bühne bieten. Die Konzerte würden wir ohnehin veranstalten. Aber jetzt holen wir diese Konzerte verstärkt nach Düsseldorf.“
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Es fehlte bisher an „einem kleinen Teilchen“
Fest steht: Der Ratinger Hof soll ein Ort für die lebendige Szene sein: „Wir wollen hier etwas aufbauen“, so Lewkowicz. Der Ratinger Hof sei die perfekte Ergänzung zum bestehenden Angebot. Neben der Stockumer Arena, dem Rather Dome oder der Mitsubishi-Halle fehlte es bisher an „einem kleinen Teilchen“, wie Lewkowicz es nennt. „Der Gedanke dahinter ist: Kleine Bands wachsen im Hof an, und wenn die erfolgreich sind, dann spielen sie nächstes Jahr im größeren Haus.“
Klein, aber fein – so solle der Hof werden. Vor allem soll es nicht werden wie auf der Bolker Straße, wie Hamm erklärt: „Die Altstadt ist ja zu weiten Teilen durch Partytourismus im Schlagerbereich gekennzeichnet. Wir sind da tatsächlich eher der Gegenpol.“ Allerdings: Dass es auf der Ratinger momentan doch eher still zugeht, sei schon schade: „Früher war die Ratinger Straße mittwochs eine Bank“, erläutert Lewkowicz. „Egal was für ein Laden, man konnte einfach die Tür aufmachen und der Laden war voll.“ Das sei spätestens seit Corona vorbei, erzählen die beiden. – Aber wer weiß, vielleicht ändert der neue Hof daran etwas. Es könnte der Anfang einer neuen Ära auch der guten alten Ratinger Straße sein.
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