Düsseldorf. Nach vier Jahren findet am Samstag wieder das Derby zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln statt. Was hinter der Städterivalität steckt.
Für Fortuna Düsseldorf und ihre Fans steht am kommenden Samstag (21. September, 13 Uhr) ein mittlerweile seltenes Highlight an: Das Rheinische Derby gegen den 1. FC Köln. Zuletzt fand dieses Duell vor vier Jahren, am 24, Mai 2020, in Köln statt, coronabedingt jedoch ohne Zuschauer. Damals trafen beide Clubs in der Bundesliga aufeinander. Nun kommt es eine Etage tiefer in der 2. Fußball-Bundesliga zum prestigeträchtigen Aufeinandertreffen. Und die Vorfreude in Düsseldorf ist groß: Das Spiel ist bereits seit Wochen ausverkauft.
Die Fortuna dürfte das Derby mit breiter Brust angehen. Denn die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune geht am Samstag als ungeschlagener Tabellenführer in das Duell mit dem Rivalen aus der Domstadt. Doch was steckt hinter der Fußball- und Städterivalität am Rhein? Wir haben in die Geschichtsbücher geschaut.
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Die Schlacht von Worringen als Ursprung der Städterivalität
Wenige Fußballderbys haben einen Hintergrund, der so weit in die Vergangenheit reicht: Die deutschlandweit bekannte Städterivalität von Köln und Düsseldorf kann man bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Jahrhunderte lang konnte man von einer Konkurrenz aber kaum sprechen. Während die Domstadt als frühere römische Kolonie eine der größten und mächtigsten deutschen Städte war, wurde Düsseldorf seinem Namen gerecht: Mehr als ein Dorf gab es hier damals nicht.
Doch das änderte sich im Jahre 1288: Damals tobte ein Machtkampf zwischen dem Erzbischof von Köln und dem Herzog von Brabant sowie deren jeweiligen Verbündeten. Die Entscheidungsschlacht fand am 5. Juni 1288 auf der Fühlinger Heide bei Worringen (heute ein Kölner Stadtteil) statt. Auf Seite von Brabant kämpften nicht nur Graf Adolf von Berg, sondern auch bergische Bauern – darunter viele aus dem Dorf an der Düssel. Ein späteres Gemälde einer Szene am Rande dieser Schlacht hängt heute noch im Jan-Wellem-Saal des Düsseldorfer Rathauses.
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Von der Mittelalterschlacht zum Fußballderby
Weil die bergischen Bauern sich in der Schlacht tapfer schlugen, erhob Graf Adolf Düsseldorf zur Stadt – so die Legende. Historiker sehen die Entscheidung des Grafen eher in seinen Machtinteressen begründet. Dass die Düsseldorfer ihm das jedenfalls nie vergessen haben, lässt sich erahnen, wenn man heute über den Graf-Adolf-Platz oder die Graf-Adolf-Straße spaziert. Doch die Schlacht von Worringen markiert auch den Beginn der Rivalität zwischen Düsseldorf und Köln – zumindest in der lokalen Mythenbildung. Gerne vergessen wird dabei: Seite an Seite mit den ersten Düsseldorfern kämpften auch Kölner Bürger gegen „ihren“ Erzbischof. Einen entscheidenden Schlag versetzten sie den kurkölnischen Streitkräften dabei gemeinsam. Den Auftakt einer Rivalität hätte man also auch als den Anfang einer Freundschaft deuten können. Doch so kam es nicht.
Denn über die Jahrhunderte prägte dann insbesondere eine wirtschaftliche Konkurrenz das Verhältnis der Städte, vom Mittelalter weit bis ins Industriezeitalter. Keine gute Voraussetzung für Freundschaftserklärungen. Eine gewisse Schmach erlitt Köln politisch dadurch, dass es als größte Stadt Nordrhein-Westfalens nach dem zweiten Weltkrieg nicht zur Landeshauptstadt wurde – sondern das weniger zerstörte Düsseldorf. Seitdem hat sich die Rivalität mehr und mehr ins rein lokal-kulturelle verlagert. Sei es der Karneval oder der Kulturkampf um das besser Bier – mit einem gewissen Augenzwinkern. Und natürlich auf den Sport.
So oft trafen Fortuna und der 1. FC Köln aufeinander
Die Sportstadien könnten also der letzte Ort sein, an dem die Städterivalität noch mit einem ernsten Wettstreit verbunden ist. Denn sportliche Duelle zwischen Düsseldorf und Köln haben eine lange Tradition. Vor allem im Eishockey: Bereits 242 Aufeinandertreffen gab es zwischen der Düsseldorfer EG und den Kölner Haien bisher. Die Bilanz ist dabei fast ausgeglichen. 116 mal gewann der KEC, 115 Siege gelangen der DEG im größten Eishockeyderby in Deutschland. In der anstehenden Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) stehen mindestens vier weitere Derbys auf dem Programm.
Doch auf der Landkarte deutscher Fußballderbys hat das Düsseldorf-Köln-Derby über die Jahre hingegen an Bedeutung verloren. Denn: nur selten konnte es zuletzt überhaupt stattfinden. Von den 1960ern bis in die 90er-Jahre traten Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Köln mehr als 50 mal gegeneinander an. Seit dem Jahr 2000 trafen die beiden Mannschaften jedoch in gerade einmal vier Spielen aufeinander – mit ausgeglichener Bilanz von zwei Unentschieden und jeweils einem Sieg. Grund dafür ist, dass die beiden Mannschaften nur noch selten in der selben Liga kickten. Zufallsbegegnungen im DFB-Pokal blieben aus. Die beiden bisher letzten Partien gab es in der Saison 2019/2020 in der Bundesliga. Das Hinspiel im November 2019 gewann die Fortuna vor heimischen Publikum, das Rückspiel im Mai 2020 endete unentschieden.
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Rheinisches Derby wird auch sportlich brisant
Am 21. September ist es also so weit: Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Köln treffen in einem heiß erwarteten Zweitliga-Spiel aufeinander. Für die aktuell Tabellenersten Düsseldorfer könnte es die bislang größte Herausforderung der Saison werden. Klar ist: Die leidenschaftlichen Düsseldorfer Fans werden ihre Fortuna im Heimspiel nicht im Stich lassen.
Und dabei spielt nicht nur der Gegner eine Rolle: Auch in der aktuell prall mit großen Traditionsvereinen gefüllten 2. Bundesliga kann sich Fortuna Chancen auf einen Aufstieg ausrechnen. Und wie das Aufstiegsrennen im Frühjahr gezeigt hat: jeder Sieg zählt.