Düsseldorf. Ohne ein dickes Portemonnaie müssen sich Allofs und Weber andere „Tricks“ einfallen lassen, um Spieler für Düsseldorf zu gewinnen
Fortuna Düsseldorf ist wirtschaftlich bekanntlich nicht auf Rosen gebettet. Einen Investor wird es nach dem Willen der Mitglieder niemals geben. Und bisher fehlt in Düsseldorf und Umgebung ein potentes Unternehmen, das ganz auf den Traditionsverein setzen will. Da spielen auch die Fehler der Vergangenheit wohl eine gewichtige Rolle. Da es weniger TV-Geld geben und auch die Stadionmiete steigen wird, muss die Fortuna künftig mindestens so kreativ sein wie bisher. Die zusätzlichen Einnahmen durch eine Steigerung auf Platz drei, das ausverkaufte Relegations-Heimspiel und den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals können nicht eins zu eins zum Aufhübschen der Transferkasse verwendet werden.
Fakt ist also, dass die Fortuna nicht aus dem Vollen schöpfen kann. Ein Transfer-Coup mit Christos Tzolis, der mindestens drei Millionen Euro Gewinn einbringen soll, und der erhoffte gute Verkauf von Ao Tanaka aus dem noch ein Jahr laufenden Vertrag wären Mittel, um den Kader qualitativ deutlich zu verbessern. Doch es ist wohl mehr als ein Gerücht, dass der Etat für den Spielerkader nur geringfügig um eine mittlere sechsstellige Summe wachsen soll. Im vergangenen Jahr lag die für den Profikader ausgegebene Summe bei rund 15 Millionen Euro. Damit dürfte der Verein im oberen Mittelfeld des Zweitliga-Rankings liegen. Doch Geld schießt keine Tore, erleichtert aber das Leben eines Zweitliga-Vereins.
Ähnliche Transfers wie sie für Hertha BSC, Schalke 04 und den Hamburger SV möglich sind, kann sich Fortuna nicht leisten. Der Aufsichtsrat hat schon mehrfach sein Veto eingelegt, wenn die sportliche Leistung zu weit ins Risiko gehen wollte. Das bedeutet, über den gesetzten wirtschaftlichen Rahmen kann auch ein in dieser Hinsicht vielleicht ungeduldiger Klaus Allofs nicht hinausgehen. Die Fortuna unterliegt also Handlungs- und Sparzwängen, die Verhandlungen mit Spielern, die vielleicht gerne nach Düsseldorf kommen würden, deutlich erschweren.
Die sportliche Leitung kann viele Dinge anführen, die junge Spieler für Düsseldorf begeistern können
Das Scouting muss bei der Fortuna Besonderes leisten. Nicht nur das Erkennen von großen Talenten ist gefragt. Fortuna Düsseldorf muss schnell sein. Schneller als mancher Konkurrent, um Spieler zu verpflichten, die möglichst ablösefrei sind, sportlich eine Entwicklung verheißen und sich auch von der Stadt und der Arena begeistern lassen. Zudem können Sportvorstand und Sportdirektor damit werben, dass eine einzigartig gute Stimmung in der Mannschaft herrscht und der Trainer in der Lage ist, Talente zu fördern und jeden einzelnen besser zu machen.
Die Schnelligkeit in dieser Hinsicht hat sich bereits Anfang dieses Jahres ausgezahlt, als in Tim Rossmann (Karlsruher SC) sowie Danny Schmidt (Mainz 05 II) zwei Stürmer verpflichtet werden konnten, für die Düsseldorf genau der richtige Fleck erscheint, um sich ins Rampenlicht zu spielen. In gewissem Maße galt das auch für Benjamin Böckle der gerade zu Rapid Wien gewechselt ist und bei der Fortuna nach seiner Verpflichtung allerdings keine Chance bekommen hat, sich zu empfehlen. Das erledigte der Österreicher erst nach seiner Leihe zum späteren Zweitliga-Aufsteiger Preußen Münster. Ähnlich schlecht ist es bei Niklas Shipnoski gelaufen, der als Drittliga-Star in Düsseldorf kein Bein auf den Boden bekommen hat und schließlich erst ausgeliehen und dann verkauft wurde.
Eine vielgenutzte Möglichkeit für die Fortuna sind zudem Leihgeschäfte. Ein Spieler, der woanders nicht zurechtgekommen ist, bei seinem aktuellen Verein trotz des großen Talents nicht spielen darf und junge Spieler, die unbedingt ein Bein ins Profigeschäft setzen wollen und daher beim Gehalt etwas flexibler sind, können schnell Beute von Christian Weber werden. Dieser versucht vertraglich außerdem Optionen auszuhandeln, die - wie im Fall von Tzolis - sogar zu einem Geschäft werden können. Andererseits hat man durch Kaufoptionen den Fuß in der Tür, wenn der Verein den ausgeliehenen Spieler sehr gerne behalten möchte.
Ein oder zwei Jahre bei der Fortuna haben jungen Spielern selten geschadet
Fortuna hat anders als Vereine wie Bayer Leverkusen die U23-Mannschaft nicht aufgelöst. Auch für diese Team werden Talente gesucht und gefunden. In der „Zwoten“ haben sich bereits einige Spieler (Oberdorf, Siebert) so sehr bewährt, dass sie inzwischen zum Stammpersonal der Profis zählen. Der Vorteil einer Verpflichtung für die U23 ist die Tatsache, dass man sich diese Spieler eine längere Zeit ansehen kann, bevor der Trainer der Profis diese Spieler zumindest mit ins Training der Zweitliga-Mannschaft einbaut.
Fortuna kann damit werben, dass sich einige Spieler, die inzwischen woanders ihr Salär verdienen, bei der Fortuna sehr gut entwickelt haben. So hat die sportliche Leitung des Vereins also den Vorteil, junge Spieler auf diese „Aufstiegschancen“ hinzuweisen und damit zu werben. Inzwischen hat es sich herumgesprochen, dass Düsseldorf eine gute Adresse für Nachwuchstalente ist.
Ein ganz wichtiger Faktor ist für Fortuna, nach der Enttäuschung in der Relegation den Stamm der Mannschaft unbedingt zusammenhalten zu wollen. Es ist kein großer Umbruch geplant, die Mannschaft wird vor allem in der Defensive wohl komplett zusammenbleiben, so dass ein Gerüst für einen erneuten Angriff auf die Aufstiegsplätze vorhanden ist. Eine eingespielte Mannschaft könnte somit den Spielbetrieb in der 2. Bundesliga Anfang August aufnehmen. Der Trainer weiß, wie die Spieler ticken, und andersherum ist es genauso. Doch an manchen Stellen werden Allofs und Weber Veränderungen vornehmen müssen. Das bisher zugeführte frische Blut reicht auch noch nicht aus. Da wird zum Beispiel auf der Linksverteidiger-Position noch nachgebessert. Aber diese punktuelle Verstärkung bringt den Vorteil mit, dass erneut der Konkurrenzkampf steigt. Und das ist vor allem auf der Position des zentralen Stürmers auch nötig. Fortuna wird trotz aller Geschicklichkeit so schnell keinen Außenstürmer finden, der für so viele Tore und Vorlagen sorgen wird wie Christos Tzolis. Obwohl genau das eigentlich das Ziel sein müsste. Daher wird eine abschlussstarker Mittelstürmer gesucht.