Düsseldorf/Köln. Können die beiden Städte am Rhein vielleicht doch ganz gut miteinander? Im Karneval gibt es jetzt zumindest eine ungewöhnliche Premiere.

Bei manch einem ist die Sorge ist groß, dass es am Mittwochabend Altbier gibt. In Köln! Doch Sören Riebenstahl, der für „Die Grosse von 1823 Karnevalsgesellschaft e.V.“ spricht, besänftigt aufgebrachte Gemüter: Es wird Kölsch gereicht. Diese Frage nach dem Bier ist aber durchaus berechtigt, denn so was wie an diesem Mittwochabend hat es wohl noch nicht gegeben: Düsseldorfer und Kölner Karnevalsvereine richten eine gemeinsame Kostümsitzung aus! Helau und Alaaf in einem Saal! Was ist da los? Sonst sind sich die beiden Städte doch nicht grün … Oder?

„Alles, was Sie über Düsseldorf wissen müssen“ hieß einst ein Buch, das Kölner Geschäfte feilboten. Darin: nichts. Die Seiten waren leer. Solche Spitzen gegen die jeweils andere Stadt haben eine lange Tradition.

Der Legende nach begann diese Rivalität mit derSchlacht von Worringen 1288, als man um die Vererbung des Herzogtums Limburg stritt. Der Erzbischof von Köln musste sich den bergischen Bauern geschlagen geben

Allerdings kämpften damals „die Kölner Bürger Seite an Seite mit den Düsseldorfern einträchtig gegen den Kölner Erzbischof, was bekanntlich zur Stadterhebung des Dorfes an der Düssel führte“, erklärt Dr. Annette Fimpeler, Leiterin des Schifffahrtmuseums in Düsseldorf und Autorin des Buches „Düsseldorf Köln. Eine gepflegte Rivalität“.

Erst später formierte sich der Konkurrenzkampf. „Mit dem Tatendrang der in Düsseldorf zugereisten Industriellen kam der rasche Aufschwung zum Wirtschaftsstandort und in Folge nach der Mitte des 19. Jahrhunderts der rasante Aufstieg der bisher kleinen Stadt zur Großstadt. Nun ergab sich tatsächlich unter den geänderten Voraussetzungen eine Konkurrenzsituation zwischen den beiden, nur 35 Kilometer Luftlinie entfernten Nachbarstädten“, erklärt Fimpeler. Düsseldorf war nicht nur „Kunst- und Gartenstadt“, sondern wurde mit der Ansiedlung von Konzern- und Verbandszentralen auch zum „Schreibtisch des Ruhrgebiets“.

Das Ende der Rivalität?

Noch heute frotzeln und necken sich die Kölner und Düsseldorfer – vor allem, wenn es um Fußball oder Karneval geht. Umso erstaunlicher ist es, dass es nun eine gemeinsame Kostümsitzung gibt.

Hans-Jürgen Tüllmann, Geschäftsführer des Comitee Düsseldorfer Carneval, sieht das anders. „Warum sollte das nicht gehen? Wir sind alles Karnevalisten, nur eben in unterschiedlichen Städten“, sagt Tüllmann und räumt dann mit einem Mythos auf: „Die Rivalität ist doch nur eine gespielte Rivalität, man nimmt sich gegenseitig einfach mal auf den Arm. Davon lebt der Karneval“.

Der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, Christoph Kuckelkorn, bläst glatt ins gleiche Horn. „Auf der Bühne wird gerne gefrotzelt, auch weil das Publikum natürlich mitmacht“, sagt er der NRZ. Auch heute Abend wird es die eine oder andere Spitze auf der Bühne geben, sind sich die karnevalistischen Oberhäupter einig. „Das gehört einfach dazu, aber freundschaftlich“, meint Tüllmann. Was sich neckt, das liebt sich.

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So viel Einigkeit! Und es geht noch weiter. „Am Ende feiern – und arbeiten – wir schon lange gut mit den Düsseldorfer Karnevalisten zusammen. So ist etwa der Rheinische Karneval in Aachen, Bonn, Düsseldorf und Köln gemeinsam als immaterielles Kulturerbe der Bundesrepublik Deutschland anerkannt. Auch in vielen anderen Bereichen besteht ein enger und regelmäßiger Austausch zwischen den Komitees“, unterstreicht Kuckelkorn.

Das Prinzenpaar kommt über den Rhein gefahren

Diese womöglich denkwürdige Sitzung Mittwochabend ist zwar eine Premiere. Aber gefeiert habe man schon öfter gemeinsam, so Kuckelkorn. In jeder Session trete das Düsseldorfer Prinzenpaar seine Reise über den Rhein per Schiff an und empfange das Kölner Dreigestirn.

Die Idee zur gemeinsamen Sitzung ist übrigens aus einer privaten Freundschaft entstanden. Der Präsident der „Großen von 1823“ aus Köln, Joachim Zöller, und der Präsident des Allgemeinen Vereins der Karnevalsfreunde (AVDK) aus Düsseldorf, Stefan Kleinehr, wollten mal etwas „Besonderes“ machen.

Alaaf oder Helau – ist es nun das Ende der Rivalität ? Da sie sich vor allem einfallsreich im Karneval oder im Freizeitsport äußere, „bleibt zu hoffen, dass dieser Ausdruck des rheinischen Mutterwitzes uns hoffentlich noch länger erhalten bleibt“, findet zumindest Annette Fimpeler.

>>> Hier gibt es noch Tickets:

In einem Punkt liegen die Kölner vorn: Sie feiern schon länger Karneval – und zwar seit 200 Jahren. Düsseldorf steht dieses Jubiläum erst noch bevor.

Für die „Große Jubiläums-Alaaf & Helau-Kostümsitzung“ am heutigen Mittwoch um 20 Uhr in Gürzenich gibt es noch Tickets in verschiedenen Kategorien: https://koelnerkarneval.de/session/veranstaltungen.

Mit dabei sind Guido Cantz, die Höhner, die Brings – und natürlich das Kölner Dreigestirn und das Düsseldorfer Prinzenpaar.