Düsseldorf. Der Spitzenreiter wirkt gefestigt, um auch Rückschläge aushalten zu können - so bewertet Daniel Thioune die augenblickliche Situation.

Fortuna Düsseldorf ist Spitze in der 2. Fußball-Bundesliga. Die Diva vom Rhein hat in Berlin gezeigt, dass es sich auch gegen Widerstände durchsetzen kann und nicht immer brillieren muss, um ein wichtiges Spiel zu gewinnen. Die spielerische Leistung war nicht überragend, die Einstellung passte aber und die taktische Disziplin des Teams ist schon bewundernswert. Nach fünf Spieltagen gerade mal einen Treffer hingenommen zu haben, stellt ein Rekordwert dar, den zuletzt RB Leipzig beim Aufstieg in die Bundesliga 2015/16 zur gleichen Zeit erreicht hatte. Das bedenkliche Unken bei der Bekanntgabe des Spielplans, dass Fortuna ein mehr als schwieriges Startprogramm bevorsteht, hat sich als überflüssig erwiesen, auch wenn am kommenden Samstag ein weiterer Stolperstein in Form vom 1. FC Köln auf die Mannschaft von Daniel Thioune wartet. Die Art und Weise, wie sich die Fortuna bisher präsentiert hat, wie die Rückschläge der Relegation und in der ersten Runde des DFB-Pokals weggesteckt, und wie die Erfolge in der Liga eingefahren wurden, nötigen höchsten Respekt ab. „Wir gehören schon aktuell zu den Besten der Liga“, erklärt Trainer Daniel Thioune.

Zwar waren die späten Verstärkungen nicht gerade ideal, um eine Mannschaft aufzubauen, deren Qualität nach den Abgängen von Christos Tzolis, Ao Tanaka sowie Yannik Engelhardt deutlich geschwächt schien. Daniel Thioune hat es geschafft, die Mannschaft so umzubauen und einzustellen, dass dieser Aderlass kaum zu spüren war. Auch wenn es bislang - vielleicht mit Ausnahme des Hannover-Spiels - keine spielerischen Spektakel gab, konnte die Mannschaft letztlich mit ihrer Effektivität überzeugen. Das tat sie mit großer Disziplin in der Rückwärtsbewegung, in der räumlichen Organisation auf dem Rasen und der kaltblütigen Spielweise vor dem gegnerischen Tor.

Daniel Thioune über das anstehende Rhein-Derby gegen den 1. FC Köln

Daniel Thioune zur Spielweise seiner Mannschaft: „Wenn man Woche für Woche Spiele gewinnt, ist das sicherlich kein schlechtes Zeichen. Wir haben da weitergemacht, wo wir gegen Hannover aufgehört haben, auch wenn der Gegner in der ersten Phase viel Qualität auf den Platz gebracht hat. Im Verteidigen gehören wir - Stand jetzt - zu den besten Mannschaften der Liga. Wir zählen allerdings im Spiel mit dem Ball derzeit nicht dazu. Es ist schön, dass wir trotzdem viele Chancen und Potenzial haben, besser Fußball spielen zu können. Das Beste, was in der Liga spielerisch angeboten wird, haben bislang die Kölner gezeigt, was die Aufgabe am Samstag nicht leichter macht. Wir müssen dahin kommen, dem Spiel mit dem Ball mehr Struktur zu geben. Die Dominanz im Ballbesitz darf ruhig höher sein. Die Mannschaften spielen gegen uns teilweise im 1-gegen-1, da müssen wir die Räume wieder besser finden.“

Daniel Thioune zur defensiven Stärke: „Ich bin froh, dass meine Mannschaft so ausgewogen Fußball spielt und die Defensive so stark ist, wie aktuell. Beim Verteidigen bedarf es keiner hohen Fußballkunst. Das hat etwas mit Haltung und Intensität zu tun. Es ist gut so, dass sich zwei streiten, um den Ball zu gewinnen, statt darauf zu warten, dass es ein anderer macht. Dies ist unverhandelbar, und da haben wir über Monate einen Riesenschritt gemacht. Jetzt habe ich das Gefühl, dass wir in der Struktur bleiben und konsequent verteidigen. Das hat dann natürlich auch mit den Spielern zu tun. Wenn man Tim Oberdorf sieht nach den 10 Monaten jetzt, da zählt er zu den Besten, die die Liga gerade bietet. Er ist ein intelligenter Spieler und hält das Ganze so zusammen. Flo Kastenmeier macht jetzt auch nicht viel verkehrt. Als Kollektiv haben wir eine Verlässlichkeit, da es mir auch auf den Flügeln lieber ist, wenn man nicht nur nach vorne rennt. Da leisten die Außenstürmer auch viel Arbeit nach hinten. Wir waren zwar verwundert, dass wir die schlechtesten Zweikampfwerte der Liga haben, aber wir gewinnen offensichtlich die wichtigsten Zweikämpfe.“

Daniel Thioune: „Wir haben eine Überzeugung dabei und suchen den Abschluss“

Daniel Thioune zu den Standard-Situationen: „Das trainieren alle anderen Trainer mit ihren Mannschaften genauso wie wir. Hertha kassierte vielleicht zuletzt jede Woche ein Tor danach, uns gelingen die Abschlüsse. Das kippt immer zu irgendeiner Seite, wir sind da jedenfalls nicht völlig innovativ unterwegs. Wir haben eine Überzeugung dabei und suchen den Abschluss. Trotzdem bin ich vorsichtig, das kann schnell wieder in die andere Richtung kippen.“

Daniel Thioune über Dawid Kownacki: „Nach dem Freistoß verwandelt ein Spieler auch nicht oft so kalt, wie Dawid den Ball mit großer Überzeugung zum 1:0 in den Knick getroffen hat. Das Tor hat ihm unheimlich viel gegeben, da wollte er dann danach vorne allein anrennen - wie eine Ein-Mann-Armee, was den Gegner sehr gestresst hat. Die Statistik, dass er so lange nicht mehr getroffen hat, ist jetzt tot. Und das ist gut so. Man hat gesehen, wie gelöst er nach diesem Tor war. Die Fans unterscheiden aber auch, wie viele Tore ein Spieler schießt und was er für die Mannschaft tut. Er ist noch nicht ganz da, wo er sich sehen möchte. Aber immerhin hat er auch einige Tore vorbereitet. Auch deshalb hat er einen großen Wert für uns.“

Daniel Thioune: „In erster Linie erwarte ich Bereitschaft von ihnen“

Daniel Thioune über die neuen Spieler: Emmanuel Iyoha könnte jetzt nachts geweckt werden und dann runterbeten, was ich offensiv und defensiv von ihm und seinen Nebenleuten verlange. Das kann natürlich kein Spieler, der erst zwei oder drei Wochen bei uns ist. Das braucht alles seine Zeit, nachdem sie in der vergangenen Woche viele Inhalte bekommen haben. Das kann aber ganz schnell gehen. In erster Linie erwarte ich Bereitschaft von ihnen. Wenn einer nicht so schnell ist, muss er halt warten, bis er seine Chance erhält.“

Daniel Thioune über seine Joker: In unserer schwächsten Phase des Spiels konnten wir von der Bank früh etwas verändern. Das hatte ich in der Vergangenheit nicht, dass ich die Statik sofort verändern konnte, wenn wir schlecht stehen. Das hat mir die Bank zum Beispiel in Berlin gegeben. Es freut mich, wenn ein Einwechselspieler wie Jona Niemiec ein Tor erzielt. Es überrascht mich bei Jona aber auch nicht, seine Entwicklungskurve zeigt eindeutig nach oben. Alle von der Bank gekommenen Spieler haben unserem Spiel gutgetan. Ich habe auch nun für sehr viele Situationen die richtigen Spieler. Wenn wir reagieren wollen, wird unser Spiel wohl somit bestimmt nicht schlechter.“