Düsseldorf. Die Fortuna-Neuzugänge erweitern die taktischen Möglichkeiten für Trainer Daniel Thioune und könnten die vorhandenen Lücken im Kader füllen.
Fortuna Düsseldorf hat tatsächlich noch einmal auf dem Transfermarkt zugeschlagen. In Sachen Zeitplanung war das für Sportvorstand Klaus Allofs und Christian Weber am vergangenen Freitag eine äußerst knappe Angelegenheit, so dass sogar der dritte Zugang in Person von Lunddal Valgeir Fridriksson erst nach dem Ligaspiel gegen Hannover 96 gemeldet werden konnte. Warum sich die Fortuna für diese drei Spieler entschieden hat, wird deutlich, wenn der restliche Kader und die bis dahin vorhandenen Lücken unter die Lupe genommen werden. Es wurde zwar kein Millionen-Transfer getätigt, womit wohl doch ein Großteil der Fans angesichts der Transfereinnahmen gerechnet hatte. Aber vielleicht war das angesichts der immer noch vorhandenen Klasse des Kaders aus der Sicht der sportlichen Leitung auch (noch) nicht nötig. Die weiteren Spiele des aktuellen Tabellenführers der 2. Bundesliga werden das zeigen, ob die Mannschaft die Qualität hat, um mit Teams wie dem Hamburger SV oder dem 1. FC Köln mithalten zu können.
Die Gedanken, die sich die Kaderplaner der Fortuna gemacht haben, als sie diese Transfers über die Bühne gebracht haben, lassen sich nachvollziehen. Auch hier muss man abwarten, weil sich erst mit der Zeit herausstellen wird, inwieweit die neuen Spieler über die Klasse verfügen, um den Kader sinnvoll zu ergänzen und ihn stärker zu machen.
Van Brederode geht Konkurrenzkampf mit van Bommel aus dem Weg
Myron von Brederode ist U21-Nationalspieler der Niederlande. Selbst Klaus Allofs konnte nicht so richtig erklären, warum dieser Spieler so plötzlich auf den Markt kam. Der 21-Jährige hat beim niederländischen Spitzenklub und Europapokal-Teilnehmer AZ Alkmaar immerhin 29 Ligaspiele in der Vorsaison bestritten. Dass er für die U21-Nationalmannschaft immer noch berufen wird, zeigt, dass er über gewisse Qualitäten verfügen muss. Er ist offensichtlich nicht ein Torjäger wie Christos Tzolis als sein Vorgänger auf der Linksaußen-Position. Aber in Punkte Schnelligkeit hat der Niederländer dem Griechen etwas voraus. Auch seine Flanken haben eine gewisse Qualität. In dieser Saison hat van Brederode bereits 172 Minuten in drei Spielen für Alkmaar gespielt, bevor er den Weg nach Düsseldorf fand. In der Spielzeit 2023/24 erzielte er in der Eredivisie zwei Tore und bereitete weitere vier Treffer vor. In der Conference League war er ebenfalls aktiv und traf in fünf Spielen einmal.
Der Versuch einer Erklärung, warum Fortuna die Chance nutzen konnte, diesen Spieler zu verpflichten, liegt auf der Hand, wenn man sich das Spiel von AZ am vergangenen Wochenende angesehen hat. Gegen den RKC Waalwijk hat Ruben van Bommel auf der Position von Myron van Brederode gespielt und zwei Tore beim 3:0-Sieg erzielt. Dass sein Trainer Marten Maartens ihm wohl erklärt hat, dass er mehr auf den Sohn des Ex-Bayern-Profis auf der Linksaußen-Position setzen würde, hat den Neu-Fortunen wohl überzeugt, zumindest zeitweise, woanders, und zwar bei der Fortuna, sein Glück zu versuchen. Zudem ist inzwischen wohl auch international bekannt, dass Daniel Thioune als Trainer ein besonderes Händchen für junge Spieler hat, die sich bei Fortuna profilieren können. Zudem gibt es auch eine Kaufoption für van Brederode. „Fortuna ist ein spannender Verein und ich hatte gute Gespräche mit den Verantwortlichen“, erklärte der Spieler nach seiner Verpflichtung in einer Vereinsmitteilung. „Ich möchte mit meinen Leistungen dazu beitragen, dass der Verein seine Ziele erreicht.“
In Frankreich ist Haag als rustikaler Sechser der Division 2 bekannt
Giovanni Haag ist hingegen eher ein hierzulande unbeschriebenes Blatt. Der „Sechser“ aus der zweiten französischen Liga war laut der Aussagen des Trainers von Rodez AF, Didier Santini, sein wichtigster und bester Spieler. Fortuna musste mit rund einer Million Euro eine überschaubare Summe investieren, um sich die Rechte an dem 26-Jahre alten Mittelfeldspieler zu sichern. Haag gilt als zuverlässiger Spieler, der diszipliniert auf seiner Position agiert und auch in der Lage ist, das Spiel nach vorne anzuschieben. Er wird sich in Konkurrenz mit Matthias Zimmermann und Marcel Sobottka um diese Position bemühen, auf der der Weggang von Yannik Engelhardt eine so große Lücke gerissen hat.
Rodez ist eine Stadt in der Region Okzitanien im südlichen Frankreich, 150 Kilometer von Toulouse entfernt. Der Verein spielt seit 2018/19 in der Division 2, war noch nie in Frankreichs höchster Spieleklasse, wo das Frauen-Team des Vereins seit 2022/23 spielt. Giovonni Haag, ehemaliger U19-Nationalspieler, wechselte 2023 vom AS Nancy nach Rodez. Mit seinem Verein war Haag bereits auf dem Weg zum dritten Ligaspiel nach Dünkirchen (0:1), als er von Fortuna verpflichtet wurde und direkt weiter nach Düsseldorf durchstartete. In der Saison 2023/24 erzielte er in 35 Spielen drei Tore, bereitete drei weitere Treffer vor und holte sich zehn Gelbe Karten ab , was für eine durchaus rustikale Gangart spricht. „Fortuna ist meine erste Station im Ausland, und ich fühle mich bereit für diese Aufgabe“, sagte Haag. „Fortuna ist genauso als Verein ambitioniert wie ich als Spieler.“
Fridriksson: Ich bin in Düsseldorf genau am richtigen Ort
Lunddal Valgeir Fridriksson hing bekanntlich schon länger an der Angel der Fortuna. Aber erst auf der Zielgeraden der Transferperiode wurde mit ihm alles klar gemacht. Der Isländer wird sicherlich von seinem Landsmann Isak Johannesson herzlich in Düsseldorf willkommen geheißen und wird für ihn noch einmal eine Extramotivation sein, als Fortune so erfolgreich zu sein, um ständig mit seinem neuen Kumpel zum Nationalteam von Island zu reisen. Fridriksson ist gelernter Verteidiger und kann laut den Versicherungen von Fortunas Vereinsverantwortlichen auf beiden Außenpositionen agieren. So wird er sich wohl zunächst nach den guten Leistungen von Emma Iyoha rechts und Nicolas Gavory links gegen Hannover hinten anstellen müssen, um ins Team zu kommen.
In der Qualifikation zur Conference League war sein vorheriger Verein BK Häcken aus Schweden letztlich am FC Heidenheim gescheitert. Er konnte wegen Oberschenkelproblemen im Rückspiel (2:3) nicht mitwirken, hatte zuvor aber in der Qualifikation drei Torvorlagen geben können. In der Saison 2023/24 gelangen ihm drei Tore und eine Vorlage in zehn Begegnungen. Auch im Ligabetrieb hatten ihn Oberschenkelprobleme länger außer Gefecht gesetzt. „Isak Johannesson hat mir viel Gutes über die Fortuna berichtet und auch die Gespräche mit den Verantwortlichen haben mich überzeugt“, wird der Isländer auf der Vereins-Homepage zitiert. „Ich freue mich sehr auf den nächsten Schritt in meiner Karriere und glaube, dass ich in Düsseldorf genau am richtigen Ort bin.“