Düsseldorf. Das Düsseldorfer Ordnungsamt wächst mit 150 neuen Stellen massiv. Was die Rekruten antreibt und wie sich das Amt für die Zukunft aufstellt

  • 150 neue Stellen wurden für das Düsseldorfer Ordnungsamt geschaffen
  • Dieser Aufbau war ein Wahlversprechen von Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU)
  • Zusätzlich zur personellen Aufrüstung, soll der Dienst auch professioneller aufgestellt werden

Beim Blick in den Eingangsbereich des Düsseldorfer Rathauses könnte man beinahe glauben, es fände ein Polizeieinsatz statt. Einige Dutzend Uniformierte sind hier versammelt. Allerdings nicht für einen Notfall, sondern weil sie zur neusten Generation des Düsseldorfer Ordnungsamtes gehören. Sie stellen einen Teil dar, von 150 neu geschaffenen Stellen, die in Düsseldorf für Sicherheit und Ordnung sorgen sollen.

Neue Rekrutin des Ordnungsamtes: „Ich will, dass sich hier jeder wohlfühlen kann“

Unter ihnen ist Ronja Wirtz, die erst wenige Tage zuvor in der Ausbildung gestartet war. „Düsseldorf ist meine Heimat. Ich will, dass sich hier jeder wohlfühlen kann“, erklärt sie ihre Motivation. Etwas, das auch ihr Kollege Christian Geitzmann nachvollziehen kann. Der Düsseldorfer kam als Quereinsteiger zur Verkehrsüberwachung, arbeitete vorher am Flughafen. „Ich bin ein Fan von Recht und Ordnung“, erklärt er knapp, bevor er anfügte, dass er schon länger mit der Stadt als Arbeitgeber geliebäugelt hätte.

„Aktuell kommt der Großteil unserer neuen Kollegen als Quereinsteiger zu uns“, erklärt Jörg Bruns vom Düsseldorfer Ordnungs- und Servicedienstes (OSD). Selbst ausbilden würde die Stadt momentan jedes Jahr 15 Azubis. Die Hoffnung sei, dass man sich hier mittelfristig die Wage halten könne. Die Quereinsteiger kämen aus vielen unterschiedlichen Berufen und würden entsprechend nachqualifiziert, so Bruns. „Wir haben unter unseren Kollegen, etwas überspitzt gesagt, einen kompletten Durschschnitt der Gesellschaft“, freut er sich, „Es sind vom Handwerker über den Bäcker bis zum Mechatroniker viele verschiedene Menschen mit dabei.“

Oberbürgermeister Stephan Keller (Mitte) begrüßt die neuen Dienstkräfte des Düsseldorfer Ordnungsamtes im Rathaus.
Oberbürgermeister Stephan Keller (Mitte) begrüßt die neuen Dienstkräfte des Düsseldorfer Ordnungsamtes im Rathaus. © Ingo Lammert | Ingo Lammert, Stadt Düsseldorf

OB Keller erfüllt Wahlversprechen – 150 neue Stellen im Ordnungsamt eingerichtet

Das Versprechen, 150 neue Stellen im städtischen Ordnungsamt zu schaffen, war ein zentrales Versprechen von Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) im Wahlkampf 2020. Vier Jahre später konnte der OB nun verkünden, dieses Ziel vorzeitig erreicht zu haben. Bei der Veranstaltung im Rathaus erklärt er: „Die Herausforderungen in den Bereichen Sicherheit und Ordnung werden nicht kleiner.“ Daher sei er froh, das gesteckte Ziel schon vor Ende seiner „ersten Amtszeit“ erreicht zu haben.

Keller, in Begleitung von Ordnungsdezernenten Christian Zaum und Personaldezernenten Olaf Wagner, betont vor den in den letzten Jahren eingestellten Nachwuchskräfte des OSD und der Verkehrsüberwachung: „Es gibt viele Aufgaben, die auf Sie zukommen.“ Es sein kein leichter Job, aber ein wichtiger. „Sie alle werden dringend gebraucht.“

Ordnungsdezernent: OSD ist professioneller geworden – Düsseldorfer Ausbildung ist „Exportschlager“

Seit Januar 2021 wurden laut Angaben der Stadt 278 neue Mitarbeitende eingestellt – 176 beim OSD, 102 bei der Verkehrsüberwachung. Damit liege die Stadt aktuell beim Ordnungsdienst sogar leicht über den geplanten Stellen. „Dadurch können wir auch spontan auf Personalausfälle reagieren“, erklärt der OB. Bei der Verkehrsüberwachung sei noch etwas Luft nach oben. Hier wolle man insgesamt über 190 Stellen besetzen, aktuell gefüllt sind allerdings erst einmal 162 Posten.

Es gehe aber um mehr als nur um Personal, so der zuständige Dezernent Christian Zaum. „Wir haben uns auch daran gemacht, das OSD professioneller aufzustellen.“ Dazu setze man einerseits auf eine eigene „differenzierte“ Ausbildung für die Ordnungskräfte, die so eine Besonderheit sei. Daneben sei sie auch ein „Exportschlager“, erklärt der Dezernent. Aus dem ganzen Bundesgebiet hätten sich Städte angesehen, wie Ordnungskräfte in Düsseldorf geschult würden.

Corona-Zeit als Auslöser: Schwierige Zeit sorgte für Ausbau des OSD

Auch in die Ausrüstung habe die Stadt investiert. So sollen in einem nächsten Schritt die Mitarbeitenden der Verkehrsüberwachung zusätzlich mit Bodycams ausgestattet werden. „Wir setzen hier zuerst an, weil diese Kollegen teilweise alleine unterwegs sind“, so Zaum. Als weiteren Punkt zur Ausrüstung betonte er zudem, dass es bisher noch „zu keinem konkreten Einsatz eines Einsatzstockes“ gekommen sei – die Anwendung sei nur angedroht worden. Die Entscheidung, den OSD mit Schlagstöcken auszustatten, hatte 2019 zu einem sehr geteilten Echo geführt.

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„Wir haben aus den schwierigen Zuständen der Corona-Zeit gelernt“, so Zaum. Eine so stark gewachsene Behörde müsse richtig orchestriert werden, weshalb die Leitstelle des Dienstes „neu aufgesetzt“ wurde. Außerdem habe man inspiriert von Polizei und Feuerwehr eine neue Führungsstelle zur besseren Koordinierung eingerichtet. „Wenn ich mir frühere Protokolle anschaue, sehe ich, wie weit wir gekommen sind. Damals gab es Tage, an denen wir nicht auf alle Anfragen reagieren konnten“, resümiert er. Nun habe man die Kapazitäten, auch in den Stadtvierteln Präsenz zeigen zu können.

OSD auch umstritten: Kritiker sprechen von „Armutspolizei“

Die Professionalität des OSD hatte in der Vergangenheit häufiger zu Kritik geführt. So würde von Kritikern sogar der Begriff „Armutspolizei“ verwendet, da der Fokus des Dienstes anders als bei der Polizei auf Ordnungswidrigkeiten und Sicherheit liegt und nicht auf Straftaten und Kriminalitätsbekämpfung. Darüber hinaus hat der OSD die Befugnis, unmittelbaren Zwang anzuwenden.

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Die 2006 eingeführte – und umstrittene – Düsseldorfer Straßenordnung, welche unter anderem störendes Verhalten „auf Straßen und in Anlagen untersagt“ und darunter auch „aggressives Betteln, Nächtigen oder Lagern in Personengruppen“ fasst, hat bei einigen Streetworkern dem OSD den Ruf eingebracht, gezielt zu versuchen Obdachlosigkeit zu verdrängen. In der Vergangenheit erzählten Streetworker gegenüber der NRZ, dass man bei Konflikten lieber die Polizei rief, als den OSD, da diese professioneller agieren würde.

Nächster Fokus für Ordnungsdienst: Düsseldorfer Bahnhof und Brennpunkt Worringer Platz

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Und es ist einiges, dass auf die neuen Ordnungskräfte zukommen wird in den nächsten Jahren und Monaten. Nachdem das Projekt SIDI – Sicherheit in der Innenstadt – „sehr erfolgreich“ verlaufen ist, so OB Keller, wolle man einen neuen Schwerpunkt setzen. „Als Nächstes wollen wir den Hauptbahnhof in den Blick nehmen“, so Keller. Auch den Brennpunkt Worringer Platz wolle man angehen. „Wir wollen uns auf den aktuellen Zahlen nicht ausruhen“, so der Oberbürgermeister.

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