Düsseldorf. Nachdem die Anti-AfD-Plakatwand am Düsseldorfer Rheinufer entsorgt wurde, hängt eine „Wall of Protest“ nun wieder. Das steckt dahinter.

Eine sechs mal vier Meter große Kopie der entsorgten Anti-AfD-Plakatwand ist am Donnerstagvormittag (22. Februar) am unteren Rheinwerft in Düsseldorf enthüllt und aufgehängt worden. Erst am vergangenen Sonntag wurde die „Wall of Protest“ nach einer vom Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ) organisierten Aktion an der Rheinufer angebracht. Teilnehmende, die Ende Januar bei der Großdemonstration gegen die AfD und Rechts nach Düsseldorf kamen, konnten auf der Installation ihre Demo-Schilder ausstellen lassen, oder vor Ort kreative Protestplakate anfertigen (NRZ berichtete).

Ganze zwei Tage hing die 40 Quadratmeter große Plakatwand, die DSSQ am Sonntag im strömenden Regen am unteren Rheinwerft aufgehängt hatte. Am Dienstag folgte jedoch die Ernüchterung. Die „Wall of protest“, auf der viele kreative Protestschilder von der Anti-AfD-Demo mit mehr als 100.000 Teilnehmenden abgebildet wurden, wurde von Mitarbeitenden des städtischen Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) demontiert und entsorgt.

Als Ersatz wurde daher nun am Donnerstag eine Fotografie der Protestwand von der Fotografin Katharina Mayer an den Kasematten installiert. Oberbürgermeister Stephan Keller sollte bei der Enthüllung eigentlich dabei sein, fehlte aber, wie am Nachmittag in der Ratssitzung, krankheitsbedingt.

Plakatwand sollte im Rathaus ausgestellt werden

Zuvor sorgte der Vorfall von Dienstag in Düsseldorf für Aufsehen: Die Stadt räumte am Dienstagnachmittag auf Nachfrage einen Fehler ein und teilte mit, dass die OSD-Mitarbeiter nichts von der Genehmigung der Denkmalschutzbehörde für die befristete Ausstellung an der Rheinuferpromenade wussten. Denn laut Stadt sei das Ordnungsamt „angehalten, politische Äußerungen im Umfeld der Staatskanzlei bei Sichtung entfernen zu lassen.“ Nach Angaben des DSSQ lag eine ursprüngliche Genehmigung bis kommenden Freitag vor. Die Landeshauptstadt bedauere den Vorfall sehr, teilte ein Stadtsprecher noch am Dienstag mit.

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DSSQ-Sprecher Oliver Ongaro hielt diese Begründung daher für „herbeikonstruiert“, weil die Plakatwand von der Staatskanzlei gar nicht einsehbar sei (NRZ berichtete). Vor allem, dass die Demo-Schilder anschließend auf dem Müll landeten, ärgerte Ongaro. „Bevor ich die Plakatwand abmontiere und die Plakate wegschmeiße, frag ich vorher nochmal nach.“ Zudem gab es laut seinen Aussagen ein Agreement mit der Stadt: „Es gab die Absprache, dass, wenn es Ungereimtheiten gibt, sich die Stadt oder der OSD bei uns meldet. Das ist nicht passiert“, berichtet Ongaro weiter. Besonders bitter: Die „Wall of Protest“ sollte eigentlich noch im Düsseldorfer Rathaus ausgestellt werden.

Am Dienstag wurde die originale „Wall of Protest“ am Düsseldorfer Rheinufer vom Ordnungsamt abgehängt und entsorgt.
Am Dienstag wurde die originale „Wall of Protest“ am Düsseldorfer Rheinufer vom Ordnungsamt abgehängt und entsorgt. © NRZ | Damm

Fassungslosigkeit in den sozialen Medien

Das Vorgehen des Ordnungsamtes sorgte auch bei Teilnehmern der Protestaktion vom vergangenen Sonntag für Kritik. Anton war fassungslos, dass sein Plakat vom Ordnungsamt in den Müll geschmissen wurde. Am Sonntag war der 15-Jährige im strömenden Regen zur Aktion am Rheinufer marschiert, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen und sein selbst gebasteltes Schild von der Demo aufzuhängen. „Demokratie ohne Haken“ hatte er in bunten Buchstaben auf einen Karton gemalt. „Das sollte doch eigentlich noch an anderen Orten ausgestellt werden“, sagt er.

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Die „Wall of Protest“ wurde erst am vergangenen Sonntag am Düsseldorfer Rheinufer aufgehängt.
Die „Wall of Protest“ wurde erst am vergangenen Sonntag am Düsseldorfer Rheinufer aufgehängt. © NRZ | Tobias Kaluza

Auch im Netz zeigten sich viele Bürgerinnen und Bürger fassungslos und übten Kritik. Auf Facebook schrieb eine Userin beispielsweise: „Da sind Zeitungen und TV voll von Berichten über diese Aktion und Mitarbeiter der Stadt handeln hier unwissend und ohne sich rückzuversichern? Wer glaubt das denn?“ Teils heftigere Reaktionen gab es auf Instagram: „Ein Schelm, wer da Vetternwirtschaft vermutet...“, schrieb ein Nutzer in die Kommentarspalte eines entsprechenden DSSQ-Beitrags. Ein weiterer Instagram-User legte nach: „Beschwerde einlegen! Kann ja nicht wahr sein.“ Eine Nutzerin kündigte zudem an, Beschwerde bei Oberbürgermeister Stephan Keller einzulegen.

DSSQ-Sprecher: Protest gegen AfD bleibt weiterhin sichtbar

Der OB selbst sprach am 27. Januar während der Großdemonstration gegen die AfD auf der Bühne an den Oberkasseler Rheinwiesen und rührte im Vorfeld zudem die Werbetrommel für die Teilnahme an der Demo. Auch für die Protestaktion von vergangenem Sonntag gab es von Seiten der Stadt und von Stephan Keller im Vorhinein großen Zuspruch, so der DSSQ-Sprecher. Daher sei es aus Sicht von Oliver Ongaro umso unverständlicher, dass das Plakat einfach abgehängt und entsorgt wurde: „Man hätte zumindest mal warten und anrufen können. Durch solche Aktionen macht es die Stadtverwaltung der Zivilgesellschaft manchmal nicht leicht, ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.“

Durch die neue „Wall of Protest“ bleibe „der Protest gegen die extreme Rechte und die AfD in Düsseldorf weiterhin sichtbar“, teilte DSSQ weiter mit. Das Bündnis hat zu diesem Thema zudem weitere Aktionen geplant. So finden unter anderem am kommenden Sonntag ab 12 Uhr im Zakk an der Fichtenstraße mehrere Workshops und Input-Vorträge statt, um dort gemeinsam eine langfristige Strategie gegen das Erstarken der AfD zu erarbeiten.