Ausfuhren außerhalb Europas helfen Branche im Juli überraschend auf die Sprünge. Abschwächung ist zwar in Sicht – aber kein Einbruch.

Berlin. Die deutschen Exporteure machen trotz Euro-Krise gute Geschäfte. Wegen der starken Nachfrage aus Übersee verkauften sie im Juli 0,5 Prozent mehr als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Ökonomen hatten einen Rückgang von 0,5 Prozent erwartet, nachdem es im Juni ein Minus von 1,4 Prozent gegeben hatte.

„Der derzeitige Konjunkturpessimismus von vielen Seiten ist Jammern auf hohem Niveau“, sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner. Für die kommenden Monate zeichnet sich aber eine Abschwächung ab, da es auch in Wachstumsmärkten wie China nicht mehr ganz so rund läuft .

+++ Deutsche Wirtschaft spürt Schuldenkrise +++

+++ Konjunkturmotor Export: Ausfuhren auf Rekordniveau +++

Die Unternehmen verkauften Waren im Wert von 93,6 Milliarden Euro ins Ausland – das sind 9,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Exporte in die Euro-Länder wuchsen mit 3,2 Prozent vergleichsweise schwach, ebenso die in die Europäische Union mit 4,4 Prozent. Dagegen legten die Ausfuhren außerhalb Europas um 15,9 Prozent zu. Dem BGA zufolge befeuerte der schwache Euro die Exporte in die USA und nach Japan, während es auch in Wachstumsmärkten wie Russland gut laufe.

+++ Dämpfer für Außenhandel – Rekordjahr aber im Blick +++

In den ersten sieben Monaten erhöhten sich die Exporte um 5,4 Prozent auf 644,1 Milliarden Euro. Der BGA rechnet fürs Gesamtjahr mit einem Plus von gut vier Prozent. „Das zweite Halbjahr wird sicher nicht einfach“, sagte Börner. „Aber trotz aller Schwierigkeiten liegt der Außenhandel weiter auf Rekordkurs.“ Die Auslandsaufträge der Industrie legten im Juli nur noch um 0,1 Prozent zu. Im August fielen die Exportaufträge nach einer Umfrage des Markit-Instituts unter 500 Unternehmen so stark wie seit drei Jahren nicht mehr.

Einige Unternehmen können sich dem Abwärtstrend aber entziehen: Der Autobauer BMW lieferte im August so viele Fahrzeuge an die Kunden aus wie noch nie. „Wir rechnen auch in den kommenden Monaten mit einer positiven Absatzentwicklung“, sagte Vertriebsvorstand Ian Robertson.

+++ Deutscher Außenhandel leidet unter der Eurokrise +++

Auch Ökonomen erwarten keine drastischen Rückgänge. „Die Exporte entwickeln sich noch ordentlich und stützen die Wirtschaft“, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. „Einen Einbruch der Exporte wird es nicht geben, eher eine Seitwärtsbewegung.“ In der ersten Jahreshälfte hatten die Exporte die Konjunktur angeschoben. Die Industriestaaten-Organisation OECD sagt Europas größer Volkswirtschaft im zweiten Halbjahr aber eine leichte Rezession voraus.

Die deutschen Importe zogen im Vergleich zum Vormonat um 0,9 Prozent an. Ökonomen hatten ein Minus von 0,3 Prozent vorhergesagt. Die Einfuhren summierten sich auf 76,7 Milliarden Euro, was einem Plus von 1,9 Prozent im Vergleich zum Juli 2011 entspricht. Die Handelsbilanz – die Differenz zwischen Exporten und Importen – wies einen saison- und kalenderbereinigten Überschuss von 16,1 Milliarden Euro aus. (Reuters)