Am Dienstag wird es erneut Chaos an den Flughäfen geben. Ufo hat größeren Ausstand angekündigt. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Frankfurt/Berlin. Bislang ist eine Lösung im Tarifstreit zwischen Lufthansa und der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo nicht in Sicht. Deshalb zieht Ufo die Daumenschrauben an und droht mit einem großflächigem Arbeitskampf. „Wir geben der Lufthansa noch bis morgen, Dienstag, eine Chance. Dann muss sie sich auf flächendeckendere Streiks einstellen“, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies der „Bild“-Zeitung (Dienstagausgabe).
Am Mittwoch sei ein derartiger Ausstand aber „unrealistisch“ und wegen der zu erwartenden Auswirkungen der zweiten Streikwelle auch nicht notwendig, so Baublies, „am Mittwoch wird noch genug Chaos herrschen“. Man woll der Lufthansa zudem auch Zeit für eine Reaktion einräumen. Falls das Unternehmen die Streikfähigkeit der Flugbegleiter anerkenne und ihr Angebot nachbessere, könne sich der Arbeitskampf schnell in eine andere Richtung bewegen.
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Ort oder Zeitpunkt des für Dienstag geplanten Streiks wollten die Arbeitnehmervertreter noch nicht nennen. „Wir beobachten genau, wo die Lufthansa jetzt Vorbereitungen trifft und schlagen dann an einem anderen Ort zu. Der Nadelstich wird sitzen.“ Der erste Streiktag am Freitag hatte am Frankfurter Flughafen für Chaos gesorgt. 26.000 Passagiere saßen fest, 190 Flüge fielen aus, der größte Flughafen Deutschlands wurde teilweise geschlossen.
Die Kunden der Lufthansa müssen sich für morgen auf noch größere Beeinträchtigungen einrichten als am Freitag. Die wichtigsten Fragen und Antworten in Kürze:
Was genau ist am Dienstag zu erwarten?
Laut Kabinengewerkschaft Ufo wird die zweite Streikwelle länger als am Freitag. Ende vergangener Woche hatten die Stewards und Stewardessen acht Stunden am Drehkreuz Frankfurt ihre Arbeit niedergelegt. Dieses Mal sollen zudem mehrere Flughäfen bestreikt werden. Da es Ufo erklärtermaßen darauf ankommt, eine möglichst große Wirkung auf den Flugplan zu erzielen, steht wohl erneut Frankfurt im Fokus. Dort ging schon am Freitag zeitweise gar nichts mehr, weil der Flughafen mit bestreikten Lufthansa-Jets vollgelaufen war. Zusätzlich könnte nach Medienspekulationen am zweiten Drehkreuz München sowie in Düsseldorf und in Berlin gestreikt werden.
Bleibt es bei der kurzen Ankündigungsfrist von sechs Stunden?
Ja. Ufo will der Lufthansa keine Gelegenheit geben, den Streik zu unterlaufen. Das Unternehmen hat bislang vergeblich verlangt, die Frist auf 24 Stunden zu verlängern. Sprecher Thomas Jachnow argumentierte mit Transitpassagieren, die zur Zeit der Ankündigung bereits in der Luft seien und dann in Deutschland ins Streik-Chaos gerieten. Sie hätten keinerlei Chance, den Unannehmlichkeiten auszuweichen. Weil sie teilweise kein Visum für den Schengen-Raum haben, dürfen sie den Transitbereich nicht verlassen und müssen dort auf den Weiterflug warten.
Wie bewerten beide Seiten die erste Streikwelle vom Freitag?
Die Gewerkschaft spricht von einem vollen Erfolg. Mit einer derart hohen Beteiligung habe man nicht gerechnet, sagt Ufo-Chef Nicoley Baublies. Auch aus anderen Abteilungen habe man Unterstützung erfahren. Lufthansa klagt über 190 ausgefallene Flüge und rund 26 000 betroffenen Passagieren. Das waren aber nur knapp über zehn Prozent des gesamten Lufthansa-Flugplans an diesem Tag. Den Schaden kann Europas größte Fluggesellschaft noch nicht beziffern.
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Von wem erfahre ich, ob mein Flug ausfällt?
Weiterhin wissen das nur die Fluggesellschaften beziehungsweise bei Pauschalreisen die Veranstalter. Sie nutzen alle Kanäle wie Hotlines und Homepages sowie personalisierte Informationen über Mails und SMS. An den Schaltern am Frankfurter Flughafen haben sich am Freitag schnell lange Schlangen gebildet, obwohl zusätzliches Personal eingesetzt worden war.
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Gibt es Signale für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen?
Bislang nicht. Beide Seiten berichten übereinstimmend, dass es am Wochenende keinen Kontakt gab. Während Ufo ein neues Angebot verlangt pocht die Lufthansa auf ihre umfassende Offerte, die mit Jobgarantien und Schutz vor Leiharbeit verbunden gewesen sei.
Was steht für die Lufthansa auf dem Spiel?
Das Management will niedrigere Gehaltsstrukturen durchsetzen, um seine Personalkosten dauerhaft auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu senken. Für die Flugbegleiter ist hingegen das Premium-Image zwingend mit einer auskömmlichen Bezahlung des gut qualifizierten Personals verbunden. Die Streiks könnten das Ansehen der Lufthansa und des Umsteigeflughafens Frankfurt insbesondere in Asien schädigen.
Kann Lufthansa die Streiks auf juristischem Weg stoppen?
Sie prüft es zumindest. Wie kein anderes deutsches Unternehmen ist Lufthansa vom Agieren kleiner Spartengewerkschaften getroffen. Deren voneinander unabhängiges Wirken in einem Betrieb ist vom Bundesarbeitsgericht höchstrichterlich abgesegnet, seit es 2010 den Grundsatz der Tarifeinheit aufgegeben hat. Personalvorstand Stefan Lauer hat deswegen bereits ein besonderes Gesetz zum Schutz von Infrastrukturunternehmen gefordert. Nach aktueller Rechtslage käme es darauf an, die Unverhältnismäßigkeit eines Streiks nachzuweisen. Dafür wiederum mangelt es den Gerichten an klaren Kriterien.
Mit Material von Reuters/dpa