Internetseite funktioniert auch am zweiten Tag selten. Bisher gingen 110 000 Anträge online ein.

Hamburg. Hauke S. aus Wellingsbüttel ist schockiert. Der Hamburger hat vier Stunden gebraucht, um die Umweltprämie im Internet zu beantragen. Und dann sind seine Daten auch noch mit denen einer Frau P. aus Großbeeren vertauscht worden, die die Prämie ebenfalls beantragt hat. "Es ist unglaublich", sagte Hauke S. gestern dem Abendblatt, "die Bestätigungsdatei enthielt sämtliche Daten einer fremden Person, die Adresse, die E-Mail, die Fahrzeugnummer und den Typ des alten und neuen Fahrzeugs!" Ob sein Antrag angenommen wurde, weiß er immer noch nicht. "Meine Versuche, die Behörde diesbezüglich per Fax und Telefon zu kontaktieren, schlugen bisher fehl", ist der Autokunde empört, der seinen neuen Fiat Punto bereits vor Wochen bestellt hat.

Das Schlimme: Hauke S. ist kein Einzelfall, etliche Leser berichteten dem Abendblatt gestern von dem Zusammenbruch der Internetseite des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa), das die Anträge entgegennimmt. Auch die Pannen mit vertauschten Daten häuften sich: Die Behörde musste gestern 200 Doppelungen eingestehen. "Das Problem ist jetzt aber behoben", sagte eine Sprecherin.

"Das ist ein Unding", kritisierte Christian Meyer von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein mit Blick auf den "alles andere als sorgsamen Umgang mit Daten". Die neue Regelung bei der Abwrackprämie sei ja eigens eingeführt worden, um Autokäufern Rechtssicherheit bei der Prämie zu gewährleisten. Die Computerpannen sorgten nun aber für noch mehr Unsicherheiten.

Auch bei der Verbraucherzentrale meldeten sich Autokäufer, die auf der Seite ump.bafa.de den Hinweis bekamen, dass die Anfrage zum jetzigen Zeitpunkt nicht bearbeitet werden könne. Seit Montag sind Anträge nur noch über diese Internetseite möglich, das System war aber am ersten Tag zusammengebrochen.

"Die Seite war faktisch gesperrt", sagte Meyer. Das Bafa verwies darauf, dass zu Spitzenzeiten weiter mit Engpässen zu rechnen sei. Im Vergleich zum Montag habe sich die Erreichbarkeit aber deutlich verbessert, sagte eine Sprecherin.

Das Amt empfahl, auf Zeiten mit geringer Auslastung wie den späten Abend auszuweichen. Auch Hamburger Autohändler, die extra für die Antragstellung von Prämien für Kunden weitere Mitarbeiter beschäftigten, erlebten böse Überraschungen: "90 Prozent der Aufträge konnten nicht bearbeitet werden", sagte Alexander Tiedtke, Inhaber des gleichnamigen VW- und Audi-Händlers. Er gehe jedoch davon aus, dass kein Kunde durch die Computerprobleme der Bafa einen Nachteil habe.

Bei Kurt Kröger, Geschäftsführender Gesellschafter des Opel-Händlers Dello, löste das Chaos bei der Bafa Kopfschütteln aus: "Es war doch abzusehen, dass viele Autohändler die bereits angesammelten Kaufverträge umhegend abarbeiten wollen, damit die Kunden möglichst schnell eine Reservierung der Abwrackprämie von der Bafa erhalten", sagte Kröger. Deshalb hätten die technischen Voraussetzungen vorher abgeklärt werden müssen. Tatsächlich hat die Umstellung der Abwrackprämie auf ein Reservierungsverfahren einen neuen Ansturm auf das staatliche Geld entfesselt. Bis gestern Nachmittag seien 111 000 Onlineanträge eingegangen, mit denen Autokäufer sich 2500 Euro vom Staat für ihr altes Auto sichern können, teilte das Bafa mit. Damit gehen die bisher für die Prämie vorgesehenen Mittel von 1,5 Milliarden Euro rapide zur Neige.