Bei Claus Dabelstein in Siek werden täglich bis zu sechs Fahrzeuge abgegeben. Sonst waren es zwei in der Woche.
Ahrensburg/Bad Oldesloe. Stormarns Autoverwerter erleben einen Run. Die Abwrackprämie beschert ihnen Altautos wie noch nie. Die Höfe sind voll von alten VW Golf, Opel Kadett, Fiat und Co. Kleine Betriebe wie der Autohof Dabelstein in Siek kommen mit der Arbeit kaum hinterher.
"Wir ersticken an Autos. Die Leute sind wie wild", sagt Claus Dabelstein. Seit 40 Jahren führt er den staatlich zertifizierten Autohof im Gewerbegebiet Bültbek in Siek. Normalerweise landen bei ihm zwei Fahrzeuge pro Woche. Seit es die Prämie gibt, sind es zwischen fünf und sechs am Tag. "Und es werden noch sehr viel mehr", meint Dabelstein. Er beschränkt sich aufs Wesentliche: Er lässt die Flüssigkeiten ab und verscherbelt die Fahrzeuge an den Autoverwerter Borowski und Hopp in Bad Oldesloe. Dort landen die Autos in der Schrottpresse.
"Da sind Autos dabei, die könnten noch fünf Jahre fahren. Ein Seat Arosa zum Beispiel, erst 43 000 Kilometer gelaufen, neun Jahre alt", erzählt Dabelstein. Ein 94-er Golf Cabriolet, zwei Jahre TÜV mit grüner Schadstoffplakette, hat es ihm ebenfalls angetan. Dabelstein: "Der Wagen stand bei einem Arzt in der Garage. Das Verdeck ist total in Ordnung. Aber ich muss die Autos kaputt machen. Das ist nicht schön." Neuerdings lässt Dabelstein Kunden mit alten Autos auch schon mal abblitzen. Sein Hof ist einfach zu voll.
Auch beim ebenfalls staatlich zertifizierten Autoverwerter Borowski und Hopp in Bad Oldesloe brummt der Laden. "Die Prämie ist gut für unser Geschäft", sagt Juniorchef Lennert Hopp. Privatkunden und Autohändler müssen ihm den Kraftfahrzeugbrief vorlegen, um den Entsorgungsnachweis zu erhalten. Damit kann sich der Kunde an das Bundesamt für Ausfuhrkontrolle wenden und die 2500 Euro Prämie sichern.
Aber längst nicht alle Autos, die einen Entsorgungsnachweis haben, landen komplett in der Schrottpresse. Hopp sagt: "Nur die Rohkarosserie muss gepresst werden. Motor, Getriebe, Achsen, Räder, Türen, Kotflügel, Motorhaube, Heckklappe und die Innenausstattung mit Sitzen und Armaturenbrett können ausgebaut und als Ersatzteile verkauft werden." Viele Autoverwerter hätten sich darauf spezialisiert. Sie bieten dem Oldesloer Betrieb dann lediglich die Karosse zum Schreddern an.
Bernd Zingelmann, Inhaber des gleichnamigen Autohauses in Ahrensburg, bezweifelt, dass wirklich alle Autos, für die eine Abwrackprämie gezahlt wird, vom Erdball verschwinden. Zingelmann sagt: "Der Kraftfahrzeugbrief wird entwertet, aber nicht eingezogen. Damit kann das Auto in Deutschland nicht mehr zugelassen werden. Es ist aber möglich, das Auto ins europäische Ausland zu bringen. Ich unterstelle, dass die Fahrzeuge in der EU wieder zugelassen werden können." Der entwertete Kraftfahrzeugbrief reiche als Eigentumsnachweis aus - zum Beispiel, wenn das Auto in Afrika zum Kauf angeboten werde.
Lennert Hopp kann sich gut vorstellen, dass unseriöse Geschäftemacher in seiner Branche Autos an fliegende Händler weiterverkaufen statt regulär zu entsorgen. Hopp sagt: "Wer das macht, riskiert seine Lizenz. Dass es welche machen werden, bleibt nicht aus. Ich kann mir vorstellen, dass die Autos mit dem Schiff in den Export gehen. Nach Afrika, Litauen oder Tschechien."
Wenn Claus Dabelstein ein Auto zur Verschrottung vorbereitet hat, legt er einen Reifen aufs Dach. Damit gekennzeichnete Autos werden von der Firma Borowski abgeholt und landen in der Schrottpresse. In letzter Zeit ist Borowskis Fahrer mit seinem Lkw täglich da. Claus Dabelstein: "Ich denke, der Run auf die Abwrackprämie wird noch zwei, drei Monate dauern. Dann ist das Strohfeuer vorbei."