In einem internen Bericht weist der britische Ölkonzern BP die alleinige Schuld an der Explosion der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko und der darauf folgenden schlimmsten Ölkatastrophe in der Geschichte der USA zurück.

London. Der britische Energiekonzern BP hat einen internen Bericht zur Ölkatastrophe im Golf von Mexiko veröffentlicht. In dem Bericht weist BP die alleinige Verantwortung an der Explosion der Öhlbohrplattform "Deepwater Horizon" zurück und spricht vom „Versagen mehrerer Parteien“.

Die riskante Bohrung soll nach BP nicht Schuld an der größten Ölkatastrophe in der Geschichte der USA sein. Vielmehr sei „die Tragödie der Macondo-Quelle nicht von einem einzigen Faktor ausgelöst worden. Sondern ein reihenweises Versagen mehrerer Parteien führten zu der Explosion und dem Brand, die elf Menschen töteten und ausgedehnte Verschmutzung im Golf von Mexiko auslösten“, heißt es in der Zusammenfassung des am Mittwoch in London veröffentlichten Berichts.

Zu dem Unfall beigetragen hätten Entscheidungen von „vielen Firmen und Arbeitsgruppen“. Es handele sich um eine komplexe Verkettung von Umständen, die „technisches Versagen, menschliche Urteile, die Konstruktion“ sowie ein Versagen der Kommunikation beträfen.

Die interne Untersuchung wurde von BP-Sicherheitschef Mark Bly vorgenommen. Ihre Ergebnisse gelten als wegweisend für die Verteidigungsstrategie der Firma, die sich einer Flut von Klagen gegenübersieht.

Eine BP-Bohrinsel war im April im Golf von Mexiko explodiert. Da das Leck in der Tiefe nur schleppend repariert werden konnte, strömten fast fünf Millionen Barrel Öl ins Meer. Das Unglück gilt als die schwerste Ölkatastrophe in der Geschichte der USA.

Ein Rückblick:

20. April: Auf der Ölbohrinsel „Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko gibt es eine Explosion. Die meisten der 126 Arbeiter können gerettet werden, 11 bleiben vermisst. Am 22. April sinkt die brennende Bohrinsel. Zum Untergang trägt eine Serie technischer und menschlicher Fehler bei. Die US-Regierung stuft am 29. April die Ölpest als Katastrophe „von nationaler Bedeutung" ein.

1. Mai: Nach Louisiana und Florida rufen auch die Bundesstaaten Alabama und Mississippi den Notstand aus. Bereits am 6. Mai erreicht das Öl das Land, die unbewohnte Freemason-Insel. Die Spitzenmanager der drei in das Unglück verstrickten Unternehmen – BP, Transocean und Halliburton – machen sich am 11. Mai gegenseitig verantwortlich. Das Live-Video vom 20. Mai zeigt den Meeresgrund und dass dort mehr Öl ins Wasser austritt als BP bisher schätzte. Am 27. Mai entlässt US-Präsident Barack Obama die Chefin der Behörde für Mineralien-Management (MMS), Elizabeth Birnbaum. Obama gibt 28. Mai bekannt, dass er die Zahl der Helfer verdreifachen will. Rund 240 Kilometer der Küste sind bereits verseucht. Laut US-Ozeanbehörde NOAA darf bereits in einem Viertel des Golfs nicht mehr gefischt werden.

Erst am 4. Juni gelingt es den Ingenieuren, einen Behälter über dem Leck zu platzieren. Allerdings strömt weiterhin Öl ins Meer, nur ein kleiner Teil kann zu einem Schiff abgeleitet werden. Allein in Louisiana haben inzwischen mehr als 70 Menschen ärztliche Hilfe gesucht – wegen Übelkeit, Kopfschmerzen, entzündeten Augen und Atembeschwerden. Mindestens 1100 ölverschmierte Vögel wurden bis zum 10. Juni gefunden, der größte Teil von ihnen tot. Am 11. Juni gehen Wissenschaftler der US-Geologiebehörde davon aus, dass täglich bis zu 5400 Tonnen Öl aus dem Bohrloch schießen könnten. In seiner ersten Rede aus dem Oval Office vom 16. Juni wendet sich Obama direkt an die Nation. Die Ölpest werde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft. In ihrer Energiepolitik müssten die USA eine Wende einleiten. Am 17. Juni muss sich BP-Chef Tony Hayward einem sechsstündigen Kreuzverhör im US-Kongress stellen. Ein US-Gericht erklärt ein von Obama verhängtes Verbot von Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko am 22. Juni für nichtig. Wegen technischer Probleme muss BP am 23. Juni das Auffangen des Öls erneut unterbrechen. Zwei Helfer kommen ums Leben. Hohe Wellen behindern am 29. Juni die Arbeiten an der Unglücksstelle. Die Installation eines zusätzlichen Absaugsystems über der sprudelnden Quelle verzögern sich um rund eine Woche.

Der Schmierstoffspezialist Liqui Moly boykottiert am 30. Juni den BP- Konzern. „Das soll ein Zeichen gegen Verantwortungslosigkeit und Umweltzerstörung sein", sagte Inhaber Ernst Prost.

Die Ölpest hat BP nach eigenen Angaben bis zum 5. Juli 3,12 Milliarden Dollar (derzeit 2,5 Mrd. Euro) gekostet.

Der Testlauf des Riesentankers „A Whale" (Ein Wal) verläuft am 5. Juli vorerst ergebnislos. Experten hoffen, dass das Schiff bis zu 80 Millionen Liter des Wasser-Öl-Gemischs täglich säubern kann.

9. Juli: Das von US-Präsident Barack Obama verhängte Verbot neuer Tiefseebohrungen bleibt weiter außer Kraft, entschied ein Berufungsgericht in New Orleans.

Mit einem neuen Deckel über der sprudelnden Quelle will BP 10. Juli erreichen, dass der Ölaustritt ins Wasser aufhört. Das dritte Pump-Schiff „Helix" soll mit dem Aufsaugen beginnen. BP arbeitet mit Hochdruck zudem weiter an einem Nebenzugang zum Hauptbohrloch: Dadurch sollen bis Mitte August Schlamm und Zement zum Versiegeln der Quelle „geschossen" werden.

Dies passierte größtenteils bis zum 4. August. Dort vermeldete BP, dass das Bohrloch versiegelt sei.