BP soll Wartungsarbeiten verpasst haben. Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat den Ölkonzern BP bislang 6,1 Millarden Dollar gekostet.
London. Der Ölkonzern BP soll einem Zeitungsbericht zufolge zahlreiche Wartungsarbeiten an der inzwischen gesunkenen Bohrplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko verschleppt haben. Die angebliche Schluderei kam BP inzwischen teuer zu stehen: Die Ölpest im Golf von Mexiko hat den britischen Konzern nach eigenen Angaben bislang mehr als 6,1 Milliarden Dollar (rund 4,6 Milliarden Euro) gekostet.
Darin enthalten sind Ausgaben für die Entlastungsbohrungen, die Versiegelung des defekten Bohrlochs, Aufräumarbeiten und erste Entschädigungszahlungen für Betroffene. Letztere allein schlagen mit 319 Millionen Dollar zu Buche. Bis zum Samstag seien 145.000 Schadenersatzforderungen eingegangen, 103.900 wurden bereits befriedigt, teilte BP am Montag mit.
Kosten, die der Konzern sich hätte sparen können – und auch die größte Ölkatastrophe aller Zeiten hätte vielleicht vermieden werden können: Die „Sunday Times“ berichtete unter Berufung auf eine interne Überprüfung von BP, an der Plattform habe es vor Beginn der Katastrophe schwere Sicherheitsmängel gegeben. Sie habe nicht in vollem Umfang den Sicherheitsstandards des Konzerns entsprochen.
So seien in den sieben Monaten vor der Explosion der vom Auftragnehmer Transocean betriebenen „Deepwater Horizon“ 390 Wartungsarbeiten mehr als vier Wochen überfällig gewesen, schrieb das Blatt. Darunter seien auch Arbeiten an Teilen des Bohrloch-Absperrventils gewesen, das am Tag des Unglücks nicht funktionierte. Nach der Explosion der Bohrplattform am 20. April flossen zwölf Wochen lang mehr als 780 Millionen Liter Rohöl ins Meer, bis das defekte Bohrloch am 15. Juli mit einer riesigen Kappe provisorisch abgedichtet werden konnte.
Nach den Rückschlägen der vergangenen Monate wollen weder BP noch die US-Regierung sich mit voreiligen Erfolgsmeldungen zu weit aus dem Fenster lehnen. Doch nach der erfolgreichen Abdichtung des Lecks mit Spezialschlamm und Zement in der vergangenen Woche, dem sogenannten „Static Kill“ , erklärte der von Präsident Barack Obama eingesetzte oberste Krisenmanager, Thad Allen, ein weiteres Auslaufen von Öl sei nahezu ausgeschlossen.
Unterdessen steht die entscheidende Phase bei der endgültigen Schließung des Öllecks unmittelbar bevor: Bei der Operation „Bottom Kill“ wird durch eine Entlastungsbohrung auch am unteren Ende der Bohrleitung Schlamm und Zement eingefüllt. Sollte die erste Entlastungsbohrung ihr Ziel verfehlen, wird diese Woche vorsichtshalber noch eine zweite vorgenommen, die nach früheren Angaben von BP-Vizepräsident Kent Wells bereits in der Nacht zum Montag starten sollte. Zunächst wurde vom Konzern nicht bestätigt, ob die Aktion planmäßig begonnen hat.
Die Bohrungen könnten allerdings von schlechtem Wetter behindert werden: Meteorologen rechnen bis Mittwoch mit heftigen Regenschauern und Gewittern, aber zumindest nicht mit einem weiteren Tropensturm.