Der designierte Karstadt-Käufer Nicolas Berggruen bittet jetzt auch die deutsche Politik um Hilfe. Doch Minister Brüderle winkt ab.

Berlin/Frankfurt. Karstadt-Investor Nicolas Berggruen kann im Tauziehen mit den Vermietern der Warenhäuser nicht auf die Hilfe des Bundeswirtschaftsministers zählen. „Es ist nicht Aufgabe des Staates, Preisverhandlungen zu führen“, sagte Minister Rainer Brüderle am Montag in Berlin. Der deutsch-amerikanische Milliardär hatte gebeten, die Regierung möge sich als Vermittler bereithalten. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen schloss ein Eingreifen aus Berlin nicht aus: Der Staat dürfe und solle sich auf Seiten der Arbeitnehmer stellen, wenn es um eine Einigung unter hohem Zeitdruck gehe. „Ein fairer Makler kann helfen.“ Brüderle appellierte an beide Seiten: Ich gehe davon aus, dass beide Seiten ehrbare Kaufleute sind.“

Berggruens Verhandlungen mit dem Vermieter-Konsortium Highstreet ziehen sich hin. Ohne eine Einigung kann der Kaufvertrag nicht in Kraft treten, den Berggruen mit Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg geschlossen hat. Die Zeit drängt. Am 16. Juli will das Amtsgericht Essen entscheiden, obder Insolvenzplan erfüllt ist, mit dem die Warenhauskette mit ihren 120 Häusern und 25.000 Mitarbeitern entschuldet werden soll. Der Gerichtstermin könnte auch nochmals verschoben werden. „Das Geschäft leidet darunter. Karstadt muss schon jetzt die Weihnachtseinkäufe planen“, drängte Berggruen auf eine Einigung.

Berggruen hat Highstreet bereits ultimativ aufgefordert, bis Dienstagabend zu einer Gläubigerversammlung einzuladen. Die Vermieter müssen bei Vertragsänderungen auch die Gläubiger einer Anleihe um Erlaubnis fragen, mit der die vier Milliarden Euro schwere Übernahme von 86 Karstadt-Immobilien finanziert worden war. Finanzkreisen zufolge haben sie dem Konzept von Berggruen aber informell bereits zugestimmt.

Berggruen wirft Highstreet Blockadehaltung vor. „Wir haben schon vor zehn Tagen mit Highstreet einen Kompromiss gefunden. Seither aber stockt der Prozess“, sagte er dem „Handelsblatt“. Arbeitsministerin von der Leyen hatte bereits vor einer Woche eine grundsätzliche Einigung verkündet, die von den beiden Verhandlungspartnern umgehend wieder dementiert worden war. Hinter Highstreet stehen die Investmentbanken Goldman Sachs und Deutsche Bank, die über Fonds maßgeblich engagiert sind. „Es gibt noch keine Einigung“, sagte ein Highstreet-Sprecher. „Wir wollen eine Lösung, aber nicht zu jedem Preis.“

Laut Verhandlungskreisen sind sich Berggruen und Highstreet zwar über die Senkung der Mieten einig, umstritten ist offenbar eine Beteiligung von Highstreet am künftigen Karstadt-Gewinn. „Vermieter und Betreiber in einer Person zu sein, halte ich im Fall von Highstreet für fragwürdig“, sagte Berggruen der Zeitung. Er will zunächst 65 Millionen Euro in den Konzern investieren, in dem nach der Sanierung bis zu einer halben Milliarde Euro Eigenkapital stecken. „Alles, was verdient wird, werden wir über Jahre reinvestieren. Wir haben noch keinen Plan, wann wir zum ersten Mal Geld ausschütten“, betonte er. Berggruen will den Modeunternehmer Max Azria mit ins Boot holen. „Aber wir werden mit Abstand die Mehrheit halten“, sagte er.