Gläubiger Gilde aus dem Münsterland hat eine Rücknahme des Widerspruchs angeboten. Telefonat mit Investor Berggruen.
Essen. Erster Teilerfolg im Ringen um eine rechtzeitige Übergabe der insolventen Warenhauskette Karstadt an den Investor. Mit ihren Beschwerden gegen den Karstadt-Insolvenzplan hatten zwei Karstadt-Gläubiger vor dem Essener Amtsgericht keinen Erfolg. Der Fall werde nun jedoch dem Landgericht vorgelegt, sagte ein Gerichtssprecher am Mittwoch. Unterdessen kündigte das Bocholter Unternehmen Gilde als einer der beiden Beschwerdeführer eine Rücknahme des Widerspruchs an. Das Essener Gericht konnte einen Eingang zunächst nicht bestätigen.
Noch keine Einigung ist dagegen mit dem zweiten Beschwerdeführer, dem britischen Unternehmen Dawnay Day, in Sicht. Mit Vertretern des Unternehmens sei in der Nacht zum Mittwoch verhandelt worden, ohne dass ein Ergebnis erzielt worden wäre, berichtete der Sprecher des Insolvenzverwalters Thomas Schulz. Nur wenn beide Unternehmen ihre Widersprüche gegen den Insolvenzplan zurückziehen, könnte die Warenhauskette wie geplant am kommenden Freitag (1. Oktober) an den Investor Berggruen übergeben werden.
Falls auch nur einer der Gläubiger weiter die Gerichte beschäftigt, könnte die geplante Übergabe auf unbestimmte Zeit blockiert werden. Nach einer Entscheidung des Landgerichts könnte das Verfahren noch eine weitere Instanz beschäftigen. Karstadt- Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg hatte den Beschwerden in dieser Woche in einem Brief an die rund 25000 Karstadt-Mitarbeiter „keinerlei Aussicht auf Erfolg“ bescheinigt. Leider könne aber niemand den beiden Gläubigern das juristische Vorgehen untersagen, so Görg.
Der Geschäftsführer des Geschenkartikelhändlers Gilde aus dem Münsterland, Hamid Yazdtschi, habe mit Investor Nicolas Berggruen in San Francisco telefoniert, berichtete ein Sprecher des Unternehmens. Dabei habe Yazdtschi auf Missstände in der Insolvenzabwicklung hingewiesen. Berggruen habe sich anschließend für die „konstruktiven Hinweise“ auch im Namen der Karstadt-Mitarbeiter bedankt, hieß es. Ein Berggruen-Sprecher war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Neue Turbulenzen um Karstadt: Nur zwei von insgesamt rund 40.000 Karstadt-Gläubigern haben Widerspruch gegen den Insolvenzplan eingelegt. Doch die Folgen könnten dramatisch werden. Plötzlich ist die für Freitag dieser Woche geplante Übergabe der Warenhauskette mit 120 Filialen und 25.000 Beschäftigten an den neuen Investor wieder in in Gefahr. Falls der auf den 30. September datierte Kaufvertrag nicht in Kraft treten kann, könnte Nicolas Berggruen sogar ganz auf die Karstadt-Übernahme verzichten. I