Brüssel/Hamburg. Das lange Warten hat ein Ende: Die Hamburger Otto Group darf ab sofort die Markenrechte des ehemaligen Traditionsversandhandels Quelle sowie von Privileg verwenden. Dies entschied die EU-Kommission gestern Abend nach monatelanger Prüfung, teilte die Otto-Gruppe mit.
"Wir begrüßen die Entscheidung der EU-Kommission. Die Otto Group kann nun die Traditionsmarken Quelle und Privileg nutzen und den ehemaligen Kunden der Marken wie auch den eigenen und neuen Kunden ein vielfältiges und attraktives Angebot mit hoher Servicequalität machen", sagte Otto-Sprecher Thomas Voigt gestern dem Abendblatt.
Der Hamburger Handelskonzern hatte nach der Insolvenz des Versandhauses Quelle ein Gesamtpaket aus Markenrechten sowie Adressdateien für insgesamt 65 Millionen Euro gekauft. Bislang waren dem Unternehmen die Hände gebunden, die Marken neu zu beleben, da die EU-Kommission dafür noch kein Grünes Licht gegeben hatte.
Otto will den Markennamen von Quelle schon bald in der eigenen Unternehmensgruppe nutzen. Über die Zukunft von Privileg sei dagegen noch nicht entschieden, so Voigt: "Privileg nutzen wir entweder selbst, verkaufen sie oder nutzen sie gemeinsam mit einem Partner."
Um den wettbewerbsrechtlichen Bedenken der EU-Kommission Rechnung zu tragen, muss der Hamburger Handelsriese jedoch auch auf Teile des gekauften Rechtepaketes verzichten. So soll der Otto Konzern nach den Auflagen der EU-Kommission weitere rund 120 Eigenmarken aus der Primondo-Insolvenzmasse innerhalb eines halben Jahres weiterverkaufen - und zwar an einen bedeutenden Wettbewerber, sagte Voigt.
Zu den betroffenen Marken zählen unter anderem das Textillabel Webschatz, die Fernsehgerätemarke Universum, die Möbelmarke Casamaxx, die Textilmarke Explorer, der Fahrradhersteller Mars sowie die Uhrenmarke Meisteranker. Auch das Hamburger Unternehmen Otto hätte diese Marken gerne selbst behalten und wiederbelebt, sagte Voigt.
Darüber hinaus hatte die Otto-Group sich das Recht der Anmietung der Adressdaten von Quelle-Kunden gesichert. Diese dürfen laut EU-Kommission künftig nicht nur von dem Versandhaus Otto, sondern auch von dem Erwerber der Eigenmarken nach erfolgtem Verkauf genutzt werden.
Die Otto-Gruppe will diese Adressen bald verwenden, so Voigt: "Wir wollen in den kommenden Monaten die Quelle-Kunden auch direkt von den Sortimenten unserer Konzernmarken überzeugen. Ehemalige Quelle-Kunden werden selbst entscheiden, ob sie dann Kunde der Otto Gruppe werden wollen."