Die Federführung für die geplante “Mail Alliance“ soll bei TNT liegen. Die Gewerkschaft Ver.di kritisiert die Löhne des Anbieters.
Düsseldorf/Hamburg. Der Deutschen Post droht im Briefgeschäft schärfere Konkurrenz. Unter dem Namen "Mail Alliance" wollen jetzt mehrere private Konkurrenten bis zum Jahresende mit dem Aufbau eines gemeinsamen bundesweiten Zustellnetzes beginnen. Die Federführung soll die deutsche Tochter des niederländischen Postunternehmens TNT übernehmen. In dem Konsortium würden aber auch die Berliner Pin Mail, regionale Briefgesellschaften des Stuttgarter Medienhauses Georg von Holtzbrinck sowie die Citipost des Verlagshauses Madsack in Hannover mitwirken, berichtet die "Wirtschaftswoche". Die Mail Alliance könnte im Briefgeschäft bundesweit einen Marktanteil von sechs Prozent erreichen.
Die TNT Post war am Wochenende nicht zu erreichen. Bereits im Juni hatte sich das Unternehmen aber an 13 regionalen Briefdiensten von Holtzbrinck beteiligt. Den Einstieg hatte das Bundeskartellamt am Freitag ohne Auflagen zugestimmt. Die neuen Partner erreichen gemeinsam einen Umsatz von 370 Millionen Euro gegenüber 15 Milliarden Euro der Post allein im Briefgeschäft.
Die neue Gesellschaft soll Briefe bis 1000 Gramm innerhalb von 24 bis 48 Stunden zustellen. Vier strategische Verteilzentren in Deutschland sollen für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Noch nicht entschieden ist allerdings, wie hoch sich die einzelnen Gesellschaften an der Mail Alliance beteiligen, und ob sich auch der private Zustellverbund P2 anschließen wird, der aus insgesamt 25 Zustelldiensten vor allem in Süddeutschland besteht. Vorgesehen ist aber, dass statt eines gemeinsamen Markenauftritts wie beim Briefkonsortium Pin Group vor zwei Jahren die Unternehmen ihre Namen und ihre regionale Identität behalten sollen.
"Wir fürchten uns nicht vor Konkurrenz", sagte Postsprecher Jörg Koens dem Abendblatt. Schließlich würden bei der Post weit mehr als 90 Prozent der Sendungen einen Tag nach deren Abgabe zugestellt. "Es dürfte eine große Herausforderung für neue Anbieter sein, diesen Anspruch selbst zu erfüllen." Mit ihren 83 Briefzentren bundesweit und 80.000 Zustellern fühle sich die Post gut aufgestellt.
Kritik an den Entgeltsystemen von TNT kommt von der Gewerkschaft Ver.di. "Wir haben nichts gegen neue Wettbewerber für die Post, aber nicht auf der Basis von Lohndumping", sagte der für den Postbereich im Norden zuständige Ver.di-Fachbereichsleiter Wolfgang Abel dem Abendblatt. Es könne nicht sein, dass die Postzusteller über ihre Steuern Mittel bereitstellten, mit denen die Löhne bei TNT aufgestockt werden müssten. So seien im Flächentarifvertrag für Hamburg außerhalb der Post 10 Euro pro Stunde vorgesehen. Abel: "TNT zahlt nur 7,50 Euro."