Hochtief rutscht in die roten Zahlen - kurz vor der Übernahme durch die spanische ACS. Schuld an den Verlusten sind nicht die Essener.

Essen. Pech für ACS: Kurz vor der erwarteten Mehrheitsübernahme durch die Spanier ist der Essener Baukonzern Hochtief massiv in die roten Zahlen gerutscht. Hintergrund sind hohe Verluste bei der einstigen Vorzeigetochter Leighton in Australien. Das australische Unternehmen hatte im ersten Halbjahr 2010/2011 die Folgen der Wetterkatastrophen in Australien und Indonesien zu spüren bekommen.

Die Überschwemmungen im australischen Bundesstaat Queensland hatten einige Minenprojekte beeinträchtigt. Darüber hinaus leidet Leighton unter dem anhaltenden Rückgang des Baumarkts am Golf. Das Tochterunternehmen hatte deshalb im ersten Halbjahr einen Rückgang des Nettogewinns um 25 Prozent verzeichnet und die Ergebnisprognose für 2010/11 um knapp sechs Prozent gesenkt.

Das Vorsteuerergebnis von Hochtief ist in den ersten drei Monaten drastisch um 565,3 Millionen Euro auf minus 444,8 Millionen Euro eingebrochen, berichtete Hochtief am Montag in Essen. Der Konzernverlust erreichte 169,5 Millionen Euro nach einem Gewinn von 34,1 Millionen Euro ein Jahr zuvor, wie Hochtief am Montag berichtete.

Für 2011 rechnet Hochtief nun mit einer Halbierung des Vorsteuerergebnisses von 756,6 Millionen Euro vom Vorjahr. Der Konzerngewinn soll aber über dem Wert des Vorjahres von 288 Millionen Euro liegen. Für die Jahre 2012 und 2013 herrscht jedoch bereits wieder Optimismus: Die Essener peilen dann ein Vorsteuerergebnis von rund einer Milliarde Euro an.

An der Börse stieg der Hochtief-Kurs trotz der roten Zahlen um gut zwei Prozent im Tagesverlauf. Nach dem Bekanntwerden der Probleme bei der australischen Tochter sei Schlimmeres befürchtet worden, meinte ein Händler. Auch der hoch verschuldete Hochtief-Großaktionär ACS hatte bereits seine eigene Prognose für das laufende Jahr deutlich absenken müssen. ACS hält derzeit bereits mehr als 43 Prozent an ACS und will bis zur Jahresmitte die Mehrheit übernehmen.

Nachdem Rückzug des langjährigen Hochtief-Chefs Herbert Lütkestratkötter auf Drängen von ACS, hatte der bislang für das Europa-Geschäft zuständige Hochtief-Vorstand Frank Stieler Ende vergangener Woche das Ruder übernommen. Stieler wird als Favorit von ACS gesehen, Lütkestratkötter galt als Organisator des Abwehrkampfes gegen die Spanier. Der Hochtief-Vorstand stehe im Dialog mit dem ACS-Management, um die künftige Zusammenarbeit zu gestalten, hieß es nun in dem am Montag vorgelegten Quartalsbericht.

Eine zunächst noch für die vergangene Woche geplante Australien-Reise hatte Stieler nicht angetreten. Er werde aber in Kürze fahren, sagte ein Unternehmenssprecher. Für die massiven Probleme bei der australischen Tochter machte das Unternehmen neben den „Jahrhundert-Regenfällen“ im australischen Queensland auch zusätzliche Verzögerungen durch verspätete Genehmigungen verantwortlich.

Allein bei dem Infrastrukturprojekt AirportLink in Brisbane erwartet das Unternehmen einen Verlust von 314 Millionen Euro. Das Vorsteuerergebnis des für Australien zuständigen Hochtief-Geschäftsbereichs Asia Pacific brach in den ersten drei Monaten drastisch um 652,8 Millionen Euro auf minus 557 Millionen Euro ein. Bereits im zweiten Halbjahr 2011 wird jedoch wieder ein positives Ergebnis erwartet.

In den übrigen Geschäftsbereichen legte Hochtief im ersten Quartal positive Zahlen vor: Im Europa-Bereich, der auch für das deutsche Geschäft zuständig ist, stieg das Vorsteuerergebnis von 3,2 Millionen Euro auf 16,4 Millionen Euro. Während sich der Konzernumsatz um 10,6 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro erhöhte, kletterte der Umsatz des europäischen Geschäfts nur um 4,6 Prozent auf 677,8 Millionen Euro.

Die Beschäftigtenzahl im Europa-Geschäftsbereich sank per Ende März 2011 binnen Jahresfrist um 5,9 Prozent auf 15 473 Mitarbeiter. Weltweit erhöhte sich Zahl der Hochtief-Mitarbeiter im gleichen Zeitraum um 7 Prozent auf 73 682 Beschäftigte.