Die spanische ACS hält bereits 33 Prozent der Anteile von der Elbphilharmonie-Baufirma Hochtief. Der Abwehrkampf geht trotzdem weiter.
Madrid/Essen. Auf dem Weg zur Übernahme von Hochtief ist der spanische Baukonzern ACS kaum noch aufzuhalten. Dennoch gibt sich Deutschlands größter Baukonzern im Kampf um seine Unabhängigkeit noch nicht geschlagen.
Der Angreifer ACS konnte mit dem Überspringen der wichtigen 30-Prozent-Marke einen weiteren Etappensieg feiern – mit 33,49 Prozent kontrolliert ACS derzeit mehr als ein Drittel der Hochtief-Anteile, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.
„Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um den Erhalt des Unternehmens“, sagte Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter bei einer Telefonkonferenz. Nun hofft er auf die Aktionäre, um die drohende Abstimmungsmehrheit der Spanier bei der Hauptversammlung am 12. Mai zu verhindern.
Zu einem möglichen Rücktritt wollte Lütkestratkötter keine Stellung nehmen: „Ich arbeite mit voller Kraft bei Hochtief und für Hochtief“. Für ihn sei jedoch entscheidend, dass er seine Aufgabe unabhängig machen könne.
Doch nach dem Überspringen der 30-Prozent-Marke kann der spanische Konzern nun ohne weitere Beschränkungen seinen Anteil auf über 50 Prozent ausbauen. Die Übernahme der Mehrheit bei Hochtief sei weiterhin "längerfristig“ geplant, sagte eine ACS-Sprecherin in Frankfurt.
Bei der Hochtief-Hauptversammlung könnte ACS bereits mit einem Anteil von 33,49 Prozent die Abstimmungsmehrheit erreichen. Beim Aktionärstreffen im vergangenen Jahr waren lediglich 64 Prozent der Stimmen vertreten. Hochtief-Chef Lütkestratkötter setzt darauf, dass möglichst viele Kleinaktionäre ihr Stimmrecht wahrnehmen und damit verhindern, dass ACS sich bei den Abstimmungen durchsetzen kann. Bei der Versammlung steht die Neuwahl des Aufsichtsrats auf der Tagesordnung. Für eine hohe Präsenz bei der Hauptversammlung will Hochtief nun aktiv bei seinen Anteilseignern werben.
Lütkestratkötter kündigte kurzfristig ein Gespräch zwischen dem Hochtief-Management und der ACS-Führungsspitze an. „Ich gehe fest davon aus, in Kürze mit Herrn Perez zusammenzutreffen“, sagte er. Unter anderem will Hochtief ausloten, wie die künftige Zusammenarbeit mit den Spaniern aussehen kann. Dabei werde man auch über eine mögliche Investorenvereinbarung mit den Spaniern sprechen, sagte Lütkestratkötter.
Zuvor war in dieser Woche auch die letzte Rücktrittsfrist für Aktionäre abgelaufen. ACS hatte den Hochtief-Aktionären im Rahmen des Umtauschangebots neun eigene Papiere für fünf Aktien des Essener Unternehmens angeboten. Insgesamt waren ACS 3,64 Prozent an Hochtief angeboten worden. Das spanische Unternehmen hatte nach dem Ablauf der Annahmefrist für Aktionäre aber auch selbst an der Börse weiter zugekauft und so zusätzlich 2,6 Prozent an Hochtief erworben.
Trotz des Erfolgs bei Hochtief gab der ACS-Kurs am Donnerstag an der spanischen Börse deutlich nach. Zuvor war die Notierung am Donnerstagvormittag für eine Stunde ausgesetzt worden. Anschließend gab der Kurs um etwa neun Prozent nach. Dies wurde vor allem darauf zurückgeführt, dass der Investmentfonds Alba seine ACS-Anteile von 5,0 Prozent zum Verkauf angeboten hatte. Der Kurs der ACS-Aktien war schon am Vortag um 1,57 Prozent auf 37,345 Euro gefallen.