Hamburg. Videos von Auseinandersetzungen zwischen Bundespolizei und Anhängern des FC St. Pauli schlagen Wellen. Wird es zum Politikum?

Nach dem Hamburger Stadtderby Hamburger Stadtderby FC St. Pauli gegen den HSV (3:0) in der 2. Fußball-Bundesliga ist es in der Stadt in der Nacht zum Sonnabend weitgehend ruhig geblieben. Das teilte der polizeiliche Lagedienst am Morgen mit. Jedoch hatte ein Polizeieinsatz vor dem Derby am Freitagabend für Aufregung gesorgt. Die Polizei hatte mehrere Anhänger von St. Pauli in Gewahrsam genommen.

Ein auf Twitter kursierendes Video zeigt eine solche Ingewahrsamnahme, bei der ein Polizist Zwang in Form von körperlicher Gewalt anwendet. „Ob die Verhältnismäßigkeit gewahrt wurde, gilt es zu prüfen“, teilte die Polizei via Twitter mit. Für das Abendblatt hat ein Experte den Sachverhalt bereits geprüft.

Gewalt gegen Fan: Beamter ist Bundespolizist

In dem Video ist zu sehen, wie mehrere Menschen von Polizisten auf dem Boden fixiert werden. Ein Beamter schlägt auf einen am Boden liegenden Mann ein, während ein anderer dessen Beine fixiert. „Diese Videos sehen nie schön aus“, sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün. „Aber das macht kein Kollege aus Spaß!“ Der Beamte in dem Video sei ein Bundespolizist.

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Der FC St. Pauli forderte Aufklärung. „Auf dem Heiligengeistfeld hat es einen massiven Polizeieinsatz gegeben, mehrere Personen wurden verletzt“, teilte der Verein mit. Angesichts vorliegender Videos und Augenzeugenberichten stelle sich die dringende Frage nach der Verhältnismäßigkeit.

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Wird Polizeigewalt zu Hamburger Politikum?

Auch die Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft nahm sich am Sonnabend des Themas an. „Die Bilder von der sehr heftigen Gewaltanwendung der Polizei sind schockierend“, sagte der innenpolitische Sprecher Deniz Celik laut Mitteilung.

„Unabhängig vom Anlass und der Berechtigung der polizeilichen Maßnahme verbietet es sich grundsätzlich, wehrlos auf dem Boden liegende Personen wiederholt mit Schlägen zu traktieren“, so Celik. Eine Gegenwehr der fixierten Personen sei nicht zu erkennen.

„Bei der Anwendung von Zwang darf der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit nicht verletzt werden. Das scheint aber hier der Fall zu sein“, so Celik weiter. Daher sei es „unstrittig, dass Ermittlungen wegen unverhältnismäßiger Gewaltanwendung eingeleitet werden müssen. Wir verlangen, dass der rechtswidrige Polizeieinsatz geahndet wird“.

Auch dieses Video machte in den sozialen Medien die Runde:

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Linke: Berüchtigte Einheit aus Brandenburg

Nach Celiks Darstellung verdichteten sich die Hinweise, dass die „verstörenden“ Maßnahmen durch sogenannte Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) der Bundespolizei aus dem brandenburgischen Blumberg durchgeführt worden sein.

Wegen Vorwürfen brutaler Polizeigewalt dieser Einheit hätten sich in der Vergangenheit bereits mehrere Bundesländer vor Gericht verantworten müssen. “Sofern diese Polizeisondereinheit den Einsatz zu verantworten hat, muss der Senat Konsequenzen ziehen und künftig auf den Einsatz dieser Einheit in Hamburg verzichten“, so Celik.

Wollten St.-Pauli-Fans Polizisten angreifen?

Nach Angaben der Polizei waren zuvor bis zu 200 maskierte und teilweise mit roten Schals vermummte St.-Pauli-Anhänger auf einen Fan-Marsch von Anhängern des Hamburger SV zugelaufen. „Das war eine gezielte Aktion“, sagte Levgrün. Die Angreifer sollen der berüchtigten Gruppierung „Rotsport St. Pauli“ zuzuordnen gewesen sein.

„Wir sind dazwischengegangen und haben damit verhindert, dass die HSV-Fans massiv angegriffen wurden.“ Die Polizei habe eine Teilgruppe in Gewahrsam genommen. Es gebe Hinweise dafür, dass Fans des FC St. Pauli auch versucht hätten, Beamte anzugreifen.

HSV-Fans zünden Pyrotechnik auf dem Weg

Rund 3500 Anhänger des HSV waren ab 15 Uhr lautstark durch St. Pauli marschiert. Unter den Teilnehmern seien auch etwa 400 „Problemfans“ gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Dennoch sei es friedlich geblieben.

Auf der Strecke vom Altonaer Balkon über die Reeperbahn bis zum Millerntor-Stadion, die von mehr als Hundert Beamten, einer Reiterstaffel und einem Polizei-Hubschrauber begleitet wurde, kam es vereinzelt zum Abbrennen von Pyrotechnik (Nebeltöpfe, Böller).

Im Bereich Reeperbahn und Hans-Albers-Platz verteilten sich nach Polizeiangaben „diverse“ Teilnehmer des Fanmarschs auf umliegende Kneipen. Gegen 16.30 Uhr hätten dann noch rund 2.800 HSV-Anhänger den Gästeeinganges des Millerntorstadions erreicht – nach dem verhinderten Übergriff der einschlägigen St.-Pauli-Fans.

Auch während des Spiels zeigte die Polizei im Stadion erheblich Präsenz.
Auch während des Spiels zeigte die Polizei im Stadion erheblich Präsenz. © Witters

Hamburgs Polizei wurde erheblich verstärkt

Da es sich um ein Risikospiel handelte, waren die Sicherheitsvorkehrungen in der Hansestadt verstärkt worden. Oberstes Ziel sei es gewesen, die verfeindeten Fanszenen voneinander zu trennen, die zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie wieder in einem ausverkauften Stadion (knapp 30.000 Zuschauer) aufeinandertrafen.

Nach dem Spiel setzte sich noch einmal ein Fanmarsch von rund 1.500 HSV-Fans geschlossen und unter polizeilicher Begleitung in Richtung Reeperbahn in Bewegung. Dort verteilten sich die Stadionbesucher auf umliegenden Kneipen oder traten die Heimreise an.

Insgesamt wurden rund um das Stadtderby 47 Personen in Gewahrsam genommen. Von zwölf Personen wurde die Identität festgestellt. 1445 Beamte waren im Einsatz, von denen fünf verletzt wurden. Verstärkung erhielt die Hamburger Polizei von insgesamt 440 Kräften der Bundespolizei und den Landespolizeien aus Brandenburg, Bremen Niedersachen und Schleswig-Holstein.

Der Newsblog vor dem Stadtderby zum Nachlesen:

Polizeigewalt? FC St. Pauli fordert Aufklärung

Der FC St. Pauli und die Polizei selbst haben auf die Gewaltszenen vor dem Millerntorstadion reagiert und erste Stellungnahmen abgegeben. Die Polizei twittert: „Ein im Internet kursierendes Video zeigt eine solche Ingewahrsamnahme, bei der ein Polizist Zwang in Form von körperlicher Gewalt anwendet.“

St. Pauli schreibt in seinem Tweet von „mehreren verletzten Personen“ und fordert eine Aufklärung der Vorgänge. „Angesichts vorliegender Videos und Augenzeugenberichten stellt sich die dringende Frage nach der Verhältnismäßigkeit“, so der Derby-Gastgeber.

Vor Derby gegen HSV: Polizeigewalt gegen St.-Pauli-Fans?

Vor dem Stadtderby gegen den HSV haben Polizisten offenbar Gewalt gegen Fans des FC St. Pauli angewandt. Auf einem Video bei Twitter ist zu sehen, wie Beamte Anhänger an der Südtribüne zu Boden bringen, ihren Kopf mit dem Knie fixieren und weiter auf sie einschlagen.

Zuvor sollen etwa 150 schwarz gekleidete und mit rotem Schal maskierte St.-Pauli-Fans versucht haben, den HSV-Fanmarsch an der Glacischaussee zu attackieren. Sie werden der Gruppierung „Rotsport St. Pauli“ zugerechnet, die schon im Vorwege als problematisch eingestuft wurde.

Die Polizei stoppte sie und nahm etwa 20 Personen in Gewahrsam. Dabei wurde „unmittelbarer Zwang“ eingesetzt, für den es einen engen rechtlichen Rahmen gibt.

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Die Polizei wollte sich zunächst nicht zu dem Vorfall äußern, weil der Ablauf intern noch nicht durchgemeldet worden sei.

Vor Stadtderby: HSV-Fans marschieren durch St. Pauli

Rund 3000 HSV-Fans haben sich mit einem gemeinsamen Marsch zum Millerntor-Stadion auf das Hamburger Stadtderby eingestimmt. Begleitet von einem großen Polizeiaufgebot, setzte sich der Zug gegen 15 Uhr am Altonaer Balkon Richtung Reeperbahn in Bewegung.

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Der Derbymarsch galt als sicherheitstechnisch heikel, weil er mitten durch St. Pauli führte. Vereinzelt wurde schon in Altona Pyrotechnik abgebrannt. Ansonsten bleib zunächst alles friedlich. Um 16 Uhr erreichte der Marsch das Heiligengeistfeld.

Etwa 3000 HSV-Fans marschierten am Nachmittag vor dem Derby durch St. Pauli zum Millerntor-Stadion.
Etwa 3000 HSV-Fans marschierten am Nachmittag vor dem Derby durch St. Pauli zum Millerntor-Stadion. © Henrik Jacobs

Aggressive Stimmung unter HSV-Fans vor Derby beim FC St. Pauli

Auf der Glacischaussee schlug die Stimmung allerdings um und wurde zunehmend aggressiv. Sicherheitskräfte wurden mit Böllern beworfen. Ein Polizist aus Brandenburg erlitt ein Knalltrauma und wurde ins UKE eingeliefert. Auch kam es zu Rangeleien.

Beim Derbymarsch der HSV-Fans durch St. Pauli wurde die Stimmung zunehmend aggressiv.
Beim Derbymarsch der HSV-Fans durch St. Pauli wurde die Stimmung zunehmend aggressiv. © André Zand-Vakili

HSV-Fans ohne Karte für das Spiel wollen den Abend in den Kneipen rund um den Hans-Albers-Platz auf St. Pauli verbringen, teilte der Förderkreis Nordtribüne Hamburg mit, der auch zum Fanmarsch aufgerufen hatte.

Die Polizei will rund um das Derby beide Fanlager strikt voneinander trennen, nachdem es im vergangenen Jahr am Millerntor zu Auseinandersetzungen gekommen war.

St.-Pauli-Fans verspotten HSV auf Transparent

Fans des FC St. Pauli haben sich vor dem Derby gegen den HSV mit einem Transparent über den Stadrivalen lustig gemacht. „Scholz, Dressel, Wüstefeld: Erster nur mit Steuergeld!“, war am Mittag an einer Hausfassade zu lesen, die vom St.-Pauli-Fanzine „Kiezkieker“ gestaltet wurde.

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Das Transparent spielt unter anderem darauf an, dass der HSV von Bund und Land insgesamt 14 Millionen Euro Corona-Hilfen kassiert hat sowie weitere 23,5 Millionen Euro für den Verkauf des Stadiongeländes an die Stadt.

HSV-Fans hatten Anfang der Woche zum wiederholten Mal die traditionell braun-weiß-rote Davidstreppe auf St. Pauli in Schwarz, Weiß und Blau übermalt.

HSV: Derby-Routiniers Jatta und Kittel, St.-Pauli-Experte Meffert

Sonny Kittel und Bakery Jatta waren die Hauptdarsteller des letzten Hamburger Stadtderbys. Kittel legte beide HSV-Tore auf, Jatta erzielte den 2:1-Siegtreffer. Die beiden sind zugleich die Profis mit der größten Derby-Erfahrung: Je sechsmal haben sie bereits für den HSV gegen den FC St. Pauli gespielt.

Auf vier Derbys kann St.-Pauli-Kapitän Leart Paqarada zurückblicken. Zuvor ist er viermal mit Sandhausen gegen den HSV angetreten. Die meiste St.-Pauli-Erfahrung beim HSV hat Jonas Meffert: Zwölfmal traf der Mittelfeldmann bereits auf den Kiezclub: zweimal im Stadtderby, je fünfmal mit Holstein Kiel und dem Karlsruher SC.

Bakery Jatta (r.) hat die meiste Derby-Erfahrung beim HSV, Leart Paqarada ist St. Paulis HSV-Experte.
Bakery Jatta (r.) hat die meiste Derby-Erfahrung beim HSV, Leart Paqarada ist St. Paulis HSV-Experte. © WITTERS | Tim Groothuis

Mefffert und Paqarada haben übrigens eine gemeinsame Vergangenheit: Von 2009 bis 2014 spielten sie in der Jugend von Bayer Leverkusen, 2010/11 standen sie in zwei Freundschaftsspielen gemeinsam für die deutsche U-17-Nationalmannschaft auf dem Platz.

HSV II empfängt FC St. Pauli II zum kleinen Stadtderby

Es gerät völlig in den Hintergrund – und das ist auch so gewollt: Parallel zum Zweitliga-Derby treten die Reserveteams von HSV und FC St. Pauli in der Regionalliga gegeneinander an (18 Uhr, Hagenbeckstraße). Die Ansetzung soll verhindern, dass größere Fangruppen aufeinandertreffen.

Auch in das kleine Derby geht der HSV als Favorit. Die U21, mit 19 Punkten Tabellensechster, feierte zuletzt einen 5:1-Sieg bei Nordrivale Werder Bremen II und beendete damit eine Durststrecke. Die U23 des FC St. Pauli ist dagegen seit fünf Spielen sieglos und mit elf Punkten auf Abstiegsplatz 17 abgerutscht.

HSV hat einen Lauf, St. Pauli eine Krise

Sportlich ist die Ausgangslage eine ganz andere als in der vergangenen Saison, als sich die Stadtrivalen auf Augenhöhe begegneten. Der HSV führt die Tabelle der 2. Bundesliga an, hat in der Liga zuletzt einmal unentschieden gespielt und davor fünfmal gewonnen.

Noch eindrucksvoller ist die Auswärtsserie: Die letzten acht Partien wurden allesamt gewonnen – Zweitligarekord. St. Pauli dagegen wartet seit sieben Spielen auf einen Sieg und droht schon an diesem Wochenende auf die Abstiegsplätze zurückzufallen.

Tabellenspitze 2. Bundesliga
1. HSV 11 / 17:7 / 25
2. Darmstadt 98 11 / 20:11 / 24
3. SC Paderborn 11 / 29:12 / 22
4. Heidenheim 11 / 16:8 / 20
5. Düsseldorf 11 / 20:14 / 17
6. Karlsruher SC 11 / 20:15 / 17
7. Hannover 96 11 / 19:16 / 17
8. Kaiserslautern 11 / 20:17 / 16

14. FC St. Pauli 11 / 15:17 / 11

HSV gegen FC St. Pauli: Einmal war der Abstand noch größer

Nur einmal, 1977, war der tabellarische Abstand der Stadtrivalen bei einem Derby größer: 1977 ging der HSV als Zweiter ins erste Bundesliga-Duell, der FC St. Pauli als 17. – damals setzte sich St. Pauli im Volksparkstadion mit 2:0 durch. St.-Pauli-Trainer Timo Schultz hofft, dass auch diesmal die Vorzeichen in die Irre führen: „So ein Derby kannst du vom Rest der Saison ausklammern. Am Ende wird die Mannschaft gewinnen, die ihre eigenen Stärken mehr auf den Platz bringen wird. Alles andere spielt da eher keine Rolle.“

Allerdings spricht noch ein Trend heute klar für die Gäste: Der HSV holte im laufenden Kalenderjahr 23 Punkte mehr als der FC St. Pauli, der in der vergangenen Rückrunde als Herbstmeister noch den Aufstieg verspielte.

HSV-Coach Tim Walter geht „voller Selbstvertrauen“ ins Derby

weitere Videos

    Polizei Hamburg rechnet mit HSV-Problemfans

    Da es sich um ein sogenanntes Risikospiel handelt, wurden die Sicherheitsvorkehrungen in der Hansestadt verstärkt. „Wir sind auf alles vorbereitet“, sagte ein Sprecher der Hamburger Polizei. Der Großeinsatz beginne bereits am Mittag, wenn voraussichtlich rund 2500 HSV-Anhänger vom Altonaer Balkon bis zum Millerntor-Stadion marschieren werden. Die Polizei rechnet dabei mit etwa 400 „Problemfans“ und damit, dass wieder Pyrotechnik abgefeuert wird.

    Oberstes Ziel sei es, die verfeindeten Fanszenen voneinander zu trennen. Gastgeber St. Pauli werde zudem mehr Ordner als üblich einsetzen, wie ein Vereinssprecher bestätigte. Die Pufferzonen zwischen Heim- und Gäste-Bereich seien vergrößert worden, zudem sei Alkohol im Stadion verboten, hieß es.

    Stadtderbybilanz: In der 2. Liga ist St. Pauli vorn

    Der HSV ist amtierender Stadtmeister, im Januar feierte die Mannschaft von Trainer Tim Walter einen 2:1-Heimsieg im leeren Volksparkstadion. Es war einer von nur zwei Derbysiegen des Dauerfavoriten in bislang acht Zweitliga-Vergleichen. Viermal konnte der FC St. Pauli gewinnen, zwei Stadtderbys endeten unentschieden.

    Alle Wettbewerbe zusammengerechnet weist der HSV die klar bessere Bilanz auf: Von 107 Stadtderbys wurden 69 gewonnen und nur 22 verloren. 16-mal gab es ein Unentschieden.

    HSV erlebte unter Aytekin drei schmerzliche Niederlagen

    Für das Hamburger Stadtderby hat der Deutsche Fußball-Bund einen Topschiedsrichter abgestellt: Deniz Aytekin wird die Partie am Millerntor leiten. Der langjährige FIFA-Referee hat dem HSV zuletzt kein Glück gebracht: Sechsmal blieben die Rothosen unter Aytekins Leitung sieglos.

    Drei Niederlagen waren besonders schmerzlich: das 0:2 im Relegations-Rückspiel im Mai gegen Hertha BSC, das den Aufstieg kostete; das 1:2 in Heidenheim im Juni 2020, das mutmaßlich ebenfalls den Aufstieg kostete – und das 0:1 beim FC St. Pauli im März vergangenen Jahres.

    Für den Kiezclub gab es danach noch zwei Begegnungen mit Aytekin. Im Februar und im August dieses Jahres gab es unter seiner Aufsicht jeweils ein 2:2-Unentschieden zu Hause gegen Paderborn.

    FC St. Pauli – HSV: Sky berichtet ab 18 Uhr

    Auch für Sky ist das Stadtderby ein besonderes: Es dürfte dem Bezahlsender eine hohe Einschaltquote bescheren. Moderatorin Nele Schenker meldet sich um 18 Uhr aus dem Millerntor-Stadion. Toni Tomic und Experte Torsten Mattuschka kommentieren die Partie.

    HSV mit fast voller Besetzung, FC St. Pauli ohne Nemeth

    HSV-Trainer Tim Walter kann nahezu aus dem vollen Kader schöpfen. Torwart Daniel Heuer Fernandes hat sich von seinem Magen-Darm-Infekt erholt, Linksaußen Jean-Luc Dompé von seinem Außenbandanriss im Sprunggelenk – was Walter vor die Flügelfrage stellt. Vom erweiterten Stamm fehlt ihm lediglich Linksverteidiger Tim Leibold (Muskelfaserriss im Oberschenkel), zudem fallen Omar Megeed (Mittelfuß angebrochen) und Ogechika Heil (Faszie im Fuß eingerissen) aus.

    St.-Pauli-Trainer Timo Schultz muss Innenverteidiger David Nemeth (Adduktorenverletzung) ersetzen. Kandidaten sind Adam Dzwigala und Betim Fazliji.