Hamburg. Der HSV-Trainer gibt sich vor dem Stadtderby am Millerntor selbstbewusst. Personell hat er fast die volle Auswahl.

Am Mittwochvormittag war Jean-Luc Dompé nicht unter den ersten elf. Die HSV-Profis waren bereits fast vollständig auf dem Trainingsplatz versammelt, als der französische Flügelspieler als einer der letzten neben Landsmann William Mikelbrencis (18) die Treppen vom Volksparkstadion hinabstieg. „Na, wieder fit?“, fragte ein Trainingszuschauer. Mais oui, monsieur! Dompé lächelte, nickte freundlich und lief (noch immer rechtzeitig) zu seinen Teamkollegen auf den Platz.

Nach seinem überstandenen Außenbandriss stehen die Chancen nicht schlecht, dass Dompé – wenn schon nicht auf dem Weg zum Training – wenigstens an diesem Freitagabend (18.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) im Stadtderby beim FC St. Pauli unter den ersten elf sein wird.

HSV News: Walter weiß um Dompés Stärken

HSV-Trainer Tim Walter wollte am Mittwoch zwar noch keinen Hinweis geben („Für ihn spricht genauso viel wie für alle anderen. Wenn sie fit sind, können sie spielen. Warten wir mal ab, die Auswahl ist groß.“), weiß aber auch um Dompés Stärken bei Tempodribblings und Flanken. Sonny Kittel (29), der den 27-Jährigen auf der linken Außenbahn vertreten hatte, wurde zuletzt nicht nur wegen des vergebenen Elfmeters gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:1) kritisiert.

Während Kittel bei den vergangenen sechs Stadtderbys auf dem Platz stand, kennt Dompé die Atmosphäre eines Hamburger Derbys bisher höchstens aus Erzählungen. „Bisher haben nur wenige bei uns ein Derby vor ausverkauftem Haus mitgemacht. Deshalb wird es ein Stück weit eine besondere Situation“, sagt Walter.

Robert Glatzel hat Hexenschuss überstanden

Ob Spieler wie Kittel durch ihre Derby-Erfahrung allerdings einen mentalen Vorteil haben, bezweifelt Walter. „Wer beim HSV spielt, hat immer ein gewisses Anspruchsdenken. Wir spielen als HSV häufig vor ausverkauftem Haus. Am Wochenende hat es bei uns im Stadion auch schon sehr gebrodelt. Mit solchen Situation können wir umgehen“, sagt der Trainer.

Personell hat Walter am Millerntor fast die freie Auswahl, lediglich Linksverteidiger Tim Leibold (28) fällt mit einem Muskelfaserriss unvorhergesehen aus. Ludovit Reis (22) humpelte nach dem Training am Mittwoch zwar mit einem leichten Verband an der Wade vom Platz, der Einsatz des niederländischen Mittelfeldspielers ist aber ebenso wenig in Gefahr wie der von Robert Glatzel (28). Der Angreifer hatte gegen Kaiserslautern einen leichten Hexenschuss erlitten, das Training am Dienstag auch aus Vorsichtsgründen vorzeitig abgebrochen. Am Mittwoch konnte Glatzel wieder voll mittrainieren.

HSV News: Club reist mit Selbstbewusstsein zum Millerntor

Während St. Pauli mittlerweile seit sieben Spielen auf einen Sieg wartet – der letzte Erfolg datiert vom 14. August (3:0 gegen den 1. FC Magdeburg) –, reist der HSV mit dem Selbstbewusstsein eines Spitzenreiters zum Millerntor. „Man weiß, dass Stadtduelle die eigenen Gesetze haben. Trotzdem sind wir Erster, und dementsprechend wollen wir dorthin fahren und auftreten“, sagt Walter. „Alle sagen immer nur, wie sie uns wehtun können. Sie vergessen aber, dass wir den anderen Mannschaften auch wehtun können.“

Die Derbyhistorie zeigt allerdings auch: Häufig verlor die Mannschaft mit dem besseren Tabellenplatz. Der schlechte Saisonstart der Kiezkicker muss somit nicht zwangsläufig ein gutes Omen für den HSV sein. Walter interessiert das alles nicht. „Das spielt überhaupt keine Rolle für uns“, sagt er in Bezug auf St. Paulis schwache Form. Und die gute Serie seines eigenen Teams mit fünf Siegen aus den vergangenen sechs Ligaspielen? „Die einzige Serie, die mich vielleicht noch interessiert, ist die Serie A in Italien.“