Hamburg. Trainer Timo Schultz hofft gegen den HSV auf die Unterstützung der Fans am Millerntor: „Es soll knistern und zur Sache gehen“.

Der FC St. Pauli strahlt wieder im alten Glanz. Kräftiges Rot, blendendes Weiß – alles superschön. Nichts mehr mit Lack ab wie noch vor wenigen Wochen. Rechtzeitig zum Stadtderby gegen den HSV an diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky) sind die Renovierungsarbeiten am großen steinernen Wappen vor dem Millerntor-Stadion beendet. Das passt doch.

Altes also wie neu – da würden zu gern alle Anhänger des Clubs mitgehen. Denn natürlich wäre das 108. Pflichtspiel gegen den „Stadtrivalen“, wie es rund ums Millerntor nur heißt, der passende Anlass, dass sich auch die zuletzt kriselnde Mannschaft wieder glänzend, schön und sehenswert präsentiert. „Wir haben ein geiles Spiel vor der Brust“, sagte Trainer Timo Schultz am Mittwoch, „ich habe Lust, und die ganze Mannschaft auch.“

Stadtderby: „Gegen den HSV gibt es eine Packung“

Das ging nach der 1:2-Pleite bei Eintracht Braunschweig tatsächlich nicht jedem so. Auf dem Kiez herrschte der Blues, sieben Spiele ohne Sieg machen was mit den Fans. „Stellt euch auf die 3. Liga ein“, twitterte einer, der sich „Der Tod“ nennt. „Gegen den HSV gibt es eine Packung“ stellte „eleanorrockby“ fest. „Noch nie so wenig Lust aufs Derby gehabt“, war von „Pauli54“ in den sozialen Netzen zu lesen. Schultz ist sich dennoch sicher: „Die werden trotzdem alle ins Stadion kommen – und ein Fußballfan ist seiner eigenen Mannschaft per se meist eher skeptisch eingestellt. Es sei denn, er hält zu Bayern München.“

Die Unterstützung der eigenen Fans muss einmal mehr die Trumpfkarte für die Gastgeber sein. Am Millerntor ist St. Pauli schließlich in dieser Saison noch ungeschlagen. „Ich hoffe, dass die Fans eine große Rolle spielen“, sagt Schultz, „es soll knistern und auch zur Sache gehen.“

St. Pauli zwei Punkte von Abstiegsrängen entfernt

Wahrscheinlich ist das Derby wirklich die beste Gelegenheit, die im Umfeld herrschende Skepsis und Kritik auch an der Personalpolitik wieder in Begeisterung zu verwandeln und sich selbst einen Schub neues Selbstvertrauen zu besorgen. „Wir haben die Chance, aus dem Derby eine riesige Euphorie zu ziehen“, meint Kapitän Leart Paqarada.

Dass die Kiezkicker zwei Punkte von den Abstiegsrängen entfernt sind und der HSV seit sechs Spielen ungeschlagen und als Tabellenführer schon 14 Punkte enteilt ist, ist am Freitag egal. „Ein Derby kannst du vom Rest der Saison ausklammern“, meint der Trainer, „am Ende wird die Mannschaft gewinnen, die ihre Stärken mehr auf den Platz bringen wird. Ich glaube, dass der HSV hier am Millerntor Pro­bleme bekommen wird.“

Stadtderby: Kein Gedanke an die Krise

Und wenn es doch anders wird? Die Krise bleibt? Kein Gedanke daran. Sportchef Andreas Bornemann stellte sich am Mittwoch via „Bild“ hinter seinen Trainer, das Clubwappen strahlt wieder in alter Schönheit, alles fein also. Ob er sich Gedanken macht um seinen Job, wurde Schultz gefragt. „Nein, mache ich nicht!“ Punkt. Alles gesagt für heute.

Das Sportgericht des DFB hat den FC St. Pauli wegen zweier Fanvergehen beim Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg (16. Juli) zu einer Geldstrafe von 33.360 Euro verurteilt.