Die Rückkehr der verlorenen van der Vaarts
Es ist ein schöner Tag, der letzte im August. Um kurz vor 12 Uhr positioniert Dirk Mansen vor dem Eingang zum HSV-Museum zufrieden lächelnd eine Werbe-Pappfigur. Ein bisschen Staub muss der Museumsleiter noch abklopfen, schon posieren die ersten Besucher für die Handy-Kameras mit dem Pappkameraden, den sie wie einen alten Bekannten in den Arm nehmen. Rafa ist wieder da! In einer Stunde wird er landen, die Fernsehsender haben sich bereits in Stellung gebracht, um die Rückkehr des verlorenen Sohns zu begleiten.
Noch vor fünf Jahren stürzte van der Vaart Hamburg in eine Glaubenskrise: Der Niederländer war auf dem besten Weg, in einem Atemzug mit dem Michel, dem Hafen und Hagenbecks genannt zu werden, das ganze Spielsystem der Hamburger war auf den „kleinen Engel“ abgestimmt, man liebte nicht nur ihn, sondern auch den Glamour, den seine Frau Sylvie in die Stadt brachte. Doch der Holländer wollte fliegen, in die Heimat seiner Mutter, nach Spanien. Und als der erste Weltstar des HSV seit Kevin Keegan sich mit einem Trikot vom FC Valencia ablichten lässt, obwohl er noch beim HSV unter Vertrag steht, sind seine Tage als Publikumsliebling gezählt – vorerst.
Vier Jahre nach seinem Weggang hat man ihm die Provokation von damals längst verziehen. Wer will den van der Vaarts denn noch böse sein, wenn sie beichten, in Madrid habe ihnen nur Eppendorf im Kopf herumgeschwirrt? Wenn der 13-Millionen-Euro-Einkauf verkündet, dass er mit dem HSV in die Champions League zurückkehren und Titel holen wolle, und seine Frau Sylvie predigt, dass der HSV schon noch die Kurve kriegen werde?
Das holländische Traumpaar gibt Hamburg genau das, wonach es im 125. Vereinsjahr, in der 50. Bundesliga-Spielzeit und nach einer völlig verkorksten Saison lechzt: Mut. „Wir sind wieder da“, sagt der Messias mit der Rückennummer 23 nach dem Sieg gegen Meister Dortmund, „aber es war nur der erste Schritt, nicht mehr.“