Eine Hamburger Karriere
Sie nannten ihn „den Schweiger“. Aber nicht nur zu seiner aktiven Zeit hatten Journalisten mit Manfred Kaltz zu kämpfen, auch heute noch ist der 59-Jährige keiner, der in Talkshows ungefragt redet.
Auch wenn er einiges zu erzählen hätte: Am 20. August 1971 debütiert der gebürtige Ludwigshafener in der Ersten Mannschaft des HSV, in der Uwe Seelers Karriere gerade ausklingt. 580 weitere Bundesligaeinsätze für die Rothosen folgen, bis heute ist „Mister Bundesliga“ HSV-Rekordspieler, keiner sammelte mehr Titel: drei Meisterschaften, zwei DFB-Pokalsiege, zwei Europacup-Erfolge. In seinen 19 Bundesligajahren beim HSV absolviert er 14 Mal mindestens 31 Saisonspiele. Er verwandelt die meisten Strafstöße in der Bundesligageschichte, 53 seiner 76 Treffer macht er vom Elfmeterpunkt.
Legendär der Ausspruch von Horst Hrubesch, der Kaltz als Erfinder der Bananenflanke adelt: „Manni Banane, ich Kopf – Tor!“ Und als einer der letzten Spieler lief Kaltz ohne Schienbeinschützer, dafür mit heruntergekrempelten Stutzen auf. „Schauen Sie sich meinen Karriereverlauf mal genau an. Dann werden Sie sehen, dass ich auf fast genauso viele erste wie zweite Plätze komme“, sagte er einmal.
Zum Beispiel absolvierte Kaltz nach Karl-Heinz Körbel „nur“ die zweitmeisten Bundesligaspiele. Und gut möglich, dass er bald einen weiteren Rekord verliert, bei dem er gleichauf liegt mit dem noch aktiven Nikolče Noveski vom 1. FSV Mainz: die meisten Bundesliga-Eigentore, sechs Stück an der Zahl. Am 17. April 1991 geht er zum letzten Mal für den HSV auf den Platz, eingewechselt in der 82. Minute. Kaltz bekommt kein Abschiedsspiel. Der Schweiger macht einen stillen Abgang.