Eine schrecklich fußballerische Familie.
„Vadder, kannst nich mol mit Mudder snacken – wi hefft to wenig Seelers in de Mannschaft.“ So lautet der Text zu einer Karikatur aus den 50er-Jahren, in der Uwe und Dieter Seeler ihren Vater zur vereinsfördernden Familienplanung überreden wollen. Doch auch zwei Söhne reichen, um den Namen auf ewig mit der HSV-Historie zu verstricken.
Auf einer Straße in Rothenburgsort fängt alles an: Dort kickt Erwin Seeler während des Ersten Weltkriegs einen Plünnenball über Kopfsteinpflaster. Erst im Alter von 33 Jahren kommt der Stauervize zum HSV, dort erspielt er sich ab 1939 den Ruf eines Haudegens, wird 1947 und 1948 Meister der britischen Besatzungszone.
Doch schon zuvor galt er als begnadeter Stürmer: Bei der Arbeiterolympiade 1931 schießt er alle Tore gegen Ungarn, Endstand 7: 0. Uwe Seeler erinnert sich in seiner Autobiografie an ein Vater-Sohn-Gespräch: „Hör mal zu, Lütter“, soll der Vater gesagt haben, „diese planlose Bolzerei auf der Straße hört jetzt auf. Wenn du Fußball spielen willst, brauchst du vernünftige Anleitung und richtiges Training. Im Januar melde ich dich beim HSV an. Klar?“
„Old Erwin“ hält Wort. Am 1. Januar 1946 bekommt Uwe Seeler die Mitgliedsnummer 1725, auch Bruder „Didi“ schlüpft in die roten Hosen. Der Sport bestimmt das Leben in der Seeler’schen Dreizimmerwohnung in Eppendorf und beschäftigt vor allem „Mudder“ Anni: Irgendwas Verschwitzes gibt’s immer zu waschen, die Klamotten der Jungs oder die Handballkleidung von „Purzel“, ihrer Tochter Gertrud. 237-mal spielen die Brüder in der ersten Mannschaft Seite an Seite, werden Deutscher Meister, Pokalsieger und schreiben Fußballgeschichte – an deren Fortsetzung gearbeitet wird: Uwe Seelers 16-jähriger Enkel Levin Öztunali gilt als großes HSV-Talent. Derzeit steht er im Kader der U17-Nationalmannschaft.