Ein Team nahezu waschechter Hanseaten holt den Titel

Wenn man heute von „den Hamburgern“ redet, meint man Tschechen, Engländer, Holländer, Österreicher, Serben, Venezolaner, Türken, Italiener, Schweden, Südkoreaner, Letten, Dänen, Kroaten, Norweger und eine Handvoll Deutscher. Ganz normal.

Als man aber 1960 von Hamburgern redete, meinte man auch Hamburger: Horst Schnoor, Erwin Piechowiak, Gerd Krug, Jürgen Werner, Jochen Meinke, Dieter Seeler, Klaus Neisner, Horst Dehn, Uwe Seeler, Klaus Stürmer, Gert Dörfel holten nach 32 Jahren endlich wieder die Deutsche Meisterschaft.

Elf Jungs aus der Hansestadt, sieben spielten bereits in Jugendmannschaften des HSV. Zugegeben: Klaus Stürmer kam aus Glinde und „Micky“ Neisner war geborener Berliner, der erst 1945 mit seinen Eltern nach Hamburg kam. Und trotzdem gilt diese Elf, neben der von 1983, als die HSV-Mannschaft und das Finale um die Deutsche Meisterschaft als eines der spannendsten.

Es ist der 25. Juni 1960: Vor 71.000 Zuschauern im Frankfurter Waldstadion geht es für die Mannschaft von Günther Mahlmann gegen den 1. FC Köln. Die ersten 45 Minuten in glühender Hitze gehören den Kölnern, bleiben aber torlos. Nach der Halbzeitpause geht ein Ruck durch den HSV – trotzdem fällt in der 52. Minute das 1:0 für Köln. Lange währt die Freude der Geißböcke nicht. Schon eine Minute später schlägt Uwe Seeler den Ball ins Netz: Ausgleich. In der 79. Minute schießt Gert Dörfel sogar das 2:1 für den HSV. Es sieht gut aus. Sechs Minuten vor Schluss aber sinkt Schiedsrichter Kandlbinder zusammen: Wadenkrampf. Spielunterbrechung. 60 Sekunden nach Wiederanpfiff erzielen die Kölner den Ausgleich. Eine Verlängerung deutet sich an. Die 88. Minute: Freistoß Dörfel, der Ball kommt zu Klaus Stürmer, mit dem Außenrist schlenzt er den Ball über Torwart Ewert, Uwe Seeler gibt dem Ball den Rest. 3 : 2! Sieg! Deutscher Meister!

100.000 Menschen säumen die Rothenbaum-Chaussee, als die Mannschaft am Tag darauf in Käfer-Cabrios zum Triumphzug ins heimische Stadion einfährt. Und das Abendblatt schreibt: „Stürmischer haben vermutlich einst die Griechen ihre erfolgreich heimkehrenden Krieger auch nicht empfangen.“