Der Mann, der aus einem Verein eine Marke machte

Uns Uwe weg. Die schlechteste Bundesligaplatzierung. Zuschauermangel. Der HSV steht 1973 am Scheideweg. Und so gehen bei der Wahl des Präsidenten im November 1973 nur 95 Stimmen an Paul Benthien, 379 aber an einen Visionär, der viele Titel holen will und schon ein paar mitbringt: Dr. rer. pol. Dipl.-Kfm. Peter Krohn.

Sein Vater Hans Krohn holte als linker Läufer 1923 die Deutsche Meisterschaft, Krohn jr. spielte bis zu seiner Wahl vor allem in Spitzenpositionen bedeutender Unternehmen. Mit ihm beginnt eine neue Ära: Von 1973 bis 1975 als Präsident, anschließend bis 1977 als Generalmanager macht er aus dem Verein eine Marke, aus Sport eine Show. Er verordnet Trainings mit Freibier, die Tausende anlocken.

„Fans kaufen Spieler“ heißt eine seiner ersten Aktionen: Er erhöht die Eintrittspreise und lässt Zuschauer bestimmen, welche Position mit diesem Geld verstärkt wird. Für 800.000 DM setzt er den Spielern Werbung auf die Brust, als zweiter deutscher Fußballverein überhaupt. Und er ließ den HSV in Rosa auflaufen, ein „Spezialtrikot“ aus England, scherzhaft „Création Pierre Krohn“ genannt – um den Frauenanteil der Zuschauer zu erhöhen.

Als Torprämie setzt er Champagner aus, so viel, „dass jeder mit seiner Freundin darin baden kann“. Krohn entdeckt Magath. Krohn holt Keegan. Und Krohn hält Wort: Schon bei Amtsantritt versprach er: „Ich führe den HSV wieder an Europas Spitze!“ Am 11. Mai 1977 gewinnt der HSV mit einem 2 : 0 gegen den RSC Anderlecht den Europapokal der Pokalsieger.