Bad Oldesloe. In der Serie Stormarns Agenda 2019 stellt das Abendblatt wichtige Projekte in den Städten und Gemeinden vor. Am 26. Mai ist Europawahl.

Der Kreis Stormarn baut seine Führungsposition in Schleswig-Holstein immer weiter aus. Wirtschaftskraft und Steuereinnahmen sind so hoch wie nie. Die Arbeitslosenquote ist Ende November auf 3,0 Prozent gesunken und damit die mit Abstand niedrigste im Land. Für Volkswirte ist das annähernd Vollbeschäftigung. Mehr als 243.000 Menschen leben in den sechs Städten Ahrensburg, Bad Oldesloe, Bargteheide, Glinde, Reinbek und Reinfeld sowie den 49 Gemeinden. In einem guten Jahrzehnt sollen es laut Prognosen bereits 255.000 sein.

„Diese Entwicklung macht viel Freude, hat aber auch einige Kehrseiten“, sagt Landrat Henning Görtz. So steigen die Preise für Häuser und Wohnungen sowie die Mieten weiter an. Vor dem Hintergrund appelliert der Landrat an alle Kommunen, Baugrundstücke auszuweisen. „Kiel hat den Landesentwicklungsplan auf Null gesetzt, auch die Orte, die nicht auf den Entwicklungsachsen liegen, dürfen ab sofort wieder um 15 Prozent wachsen“, sagt Görtz. Damit sei eine Bremse gelöst worden. „Jeder möchte, dass die Krankenschwester oder der Polizist im Ort wohnt, dafür sollte man auch die Voraussetzungen schaffen“, sagt Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU). Fehlender Wohnraum ist auch ein Grund für den Fachkräftemangel. Der trifft sämtliche Branchen – Erzieherinnen in Kitas und Pflegekräfte sind ebenso schwierig zu finden wie Fahrer bei der Müllabfuhr, Verwaltungsmitarbeiter oder Ingenieure. Um eigenen Nachwuchs auszubilden, hat die Kreisverwaltung die Zahl der Lehrstellen auf 16 verdoppelt.

Was im neuen Jahr bei Ihnen vor der Haustür passiert, zeigt die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn. Wir starten zum achten Mal unsere Agenda-Serie zum Jahreswechsel. Wir fassen für Sie zusammen, welche Projekte von Reinbek im Süden bis Reinfeld im Norden 2019 geplant sind. Bürger kommen zu Wort. Und das Abendblatt zeigt, was aus den Projekten der Agenda 2018 geworden ist. Zum Auftakt geht es darum, was für den Kreis wichtig ist.


Delara Burkhardt (26) aus Siek hat gute Chancen, für die SPD ins Europaparlament gewählt zu werden.
Delara Burkhardt (26) aus Siek hat gute Chancen, für die SPD ins Europaparlament gewählt zu werden. © Harald Klix | Harald Klix

Siekerin will bei Europawahl am 26. Mai ins Parlament: Die Stormarner entscheiden am 26. Mai mit, welche 96 Abgeordneten aus Deutschland ins Europaparlament einziehen. Eine junge Frau aus Siek hat beste Chancen: Delara Burkhardt (26), stellvertretende Bundesvorsitzende der Jusos, steht auf Platz fünf der SPD-Bundesliste. 2014 stimmten die Stormarner so ab: CDU 34,1 % (-3,5), SPD 31,7 (+8,7), Grüne 13,0 (-1,8), AfD 7,4 (+7,4), FDP 4,2 (-9,8), Linke 4,1 (+0,3), Wahlbeteiligung: 50,6 %.


Berufsschulen in Ahrensburg und Bad Oldesloe modernisieren: Die Architekten haben den Bauantrag für die Erweiterung der Kreisberufsschule in Bad Oldesloe diesen Monat eingereicht. Weil mehr Klassen und Nebenräume erforderlich sind als zunächst geplant, kostet der Neubau 7,8 statt 5,1 Millionen Euro. Die Erweiterung in Ahrensburg für rund 4,8 Millionen ist im vergangenen Sommer eingeweiht worden. „Ein Quantensprung“ ist für Landrat Görtz die Investition in den IT-Support und eine bessere EDV-Ausstattung: Je Schule gibt es dafür künftig 275.000 statt bisher 45.000 Euro.


Rettungsdienst bekommt mehr Personal und Fahrzeuge: Nach einem aktuellen Gutachten sind die neun Rettungswachen in Stormarn nicht ausreichend besetzt, um die sogenannte Hilfsfrist von zwölf Minuten so zuverlässig wie gesetzlich vorgeschrieben einzuhalten. Die Zahl der sogenannten Vorhaltestunden je Woche muss von rund 2500 auf 2900 erhöht werden. Um möglichst schnell zusätzliche Sanitäter einstellen und Autos kaufen zu können, gründet der Kreis eine hundertprozentige Tochtergesellschaft. Das haben die Politiker einstimmig beschlossen.


Katastrophenschutz zieht in ein neues Rettungszentrum in Hammoor:
Der Kreis hat ein 8500 Quadratmeter großes Grundstück für ein Rettungszentrum in Hammoor gekauft. An der Hauptstraße in der Nähe zum Autobahnkreuz A 1/A 21 wird für rund 6,5 Millionen Euro bis 2020 ein Gebäude für den Katastrophenschutz errichtet. Noch sind die rund 90 Mitglieder von Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutschem Roten Kreuz (DRK), Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Malteser Hilfsdienst (MHD), Technischer Einsatzleitung der Feuerwehr (TEL) und deren Fahrzeuge auf mehrere Standorte in Stormarn verteilt.


Standort gesucht für Integrierte Rettungs-Leitstelle Süd (IRLS): Die Suche nach einem Grundstück im Norden Stormarns (Raum Bad Oldesloe/Reinfeld) für eine neue 112-Einsatzzentrale hat begonnen. Die Leitstelle, für die es im Kreishaus am Oldesloer Bahnhof zu eng geworden ist, koordiniert jährlich rund 125.000 Einsätze von Rettungsdienst und Feuerwehr sowie geplante Krankentransporte in den Kreisen Stormarn, Ostholstein und Herzogtum Lauenburg. Für das Gebäude sind zehn Millionen Euro veranschlagt, hinzu kommen neun Millionen für die Technik. Die Finanzierung teilen sich die Krankenkassen und die drei Kreise.


Blackout-Konzept für längeren Stromausfall erarbeiten: Anfang des Jahres organisiert der Fachdienst Gefahrenabwehr des Kreises ein Treffen mit Vertretern der Kommunen und Feuerwehren, um über ein Blackout-Konzept für einen längeren Stromausfall zu reden. Wie kann die Infrastruktur aufrechterhalten werden? Wie können Tankstellen und Hilfsorganisationen mit Kraftstoff versorgt werden? Geplant ist der Kauf von zwei mobilen Notstromanlagen.


Verwaltung im Konkurrenzkampf um Mitarbeiter: 35 zusätzliche Stellen möchte der Kreis Stormarn nächstes Jahr besetzen. Bis 2025 scheiden zudem mehr als 200 von 700 Mitarbeitern altersbedingt aus, hinzu kommt die übliche Fluktuation. Jobticket für den Nahverkehr, Gesundheitsmanagement, Tele- und Teilzeitarbeit sollen Behördenjobs attraktiv machen. Etliche Bewerber finden bereits über das Anfang 2018 gestartete Karriereportal auf der kreiseigenen Internetseite zur Verwaltung.


Zusätzliche Räume lösen Umzugswelle beim Kreis aus: Im ersten Quartal zieht die Ausländerbehörde in die früheren Räume der Deutschen Rentenversicherung direkt am Oldesloer Bahnhof, die der Kreis gekauft hat. Der Umbau ist beendet, noch fehlen einige Möbel. Im April übernimmt der Kreis zwei Etagen in einem Haus an der Mewesstraße, die die Amtsverwaltung Bad Oldesloe-Land aufgibt. Die zusätzlichen Räume lösen eine Umzugswelle aus. „Wir möchten unsere Abteilungen wieder dichter zueinander bringen“, sagt Landrat Görtz.


Kommunen sollen Wohnungsbau stärker fördern: Das neu gegründete Stormarner Bündnis für bezahlbares Wohnen, dem 36 Städte und Gemeinden sowie acht Bauunternehmen beigetreten sind, hat erst drei Projekte vermittelt. Geeignete Grundstücke sind in den Kommunen rar. „Ich wünsche mir, dass die Orte ihre Zukunft offensiv gestalten. Nichtstun ist keine Lösung“, sagt Henning Görtz. Wer einer Überalterung entgegenwirken wolle, müsse Wohnraum für Familien und junge Leute schaffen – auch wenn das Folgekosten für Kitas und Schulen bedeute. Das sichere unter anderem den Nachwuchs für Vereine und Feuerwehren. Laut Experten müssten kreisweit jedes Jahr mehr als 1000 Wohnungen entstehen, um die Nachfrage zu decken.


Autohof Hammoor und Gewerbegebiet Stapelfeld voranbringen: Der Kreis erwartet wichtige planerische Schritte für den Autohof Hammoor und das länderübergreifende Gewerbegebiet Stapelfeld/Hamburg-Rahlstedt. Bis zum Frühjahr will die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) einen Investor für die Raststätte am Autobahnkreuz Bargteheide mit Tankstelle, Sanitäranlagen und Gastronomie finden, um in die Detailplanung zu gehen. Vergleichbare Projekte kosteten rund zehn Millionen Euro. Mit der Gemeinde Stapelfeld will die WAS den Erschließungsvertrag für das rund 13 Hektar große Gewerbegebiet namens Minervapark unterzeichnen.


Stormarns erstes stationäres Hospiz öffnet in Bad Oldesloe: Seit 2012 ist der Oldesloer Verein Lebensweg die treibende Kraft für ein stationäres Hospiz in Stormarn. Nächstes Jahr soll das 3,5-Millionen-Euro-Haus mit zwölf Plätzen am Sandkamp im Gewerbegebiet der Kreisstadt eröffnet werden. „Ein tolles, sinnvolles und notwendiges Projekt, für das viele an einem Strang ziehen“, sagt Landrat Görtz. An dem Netzwerk beteiligen sich unter anderem der Kreis, die Sparkasse Holstein mit ihren Stiftungen, das Palliativnetz Travebogen und die Deutsche Fernsehlotterie mit 300.000 Euro Zuschuss.


Teststrecke für E-Highway wird bei Reinfeld eingerichtet: Noch sorgen die Bauarbeiten an der rund fünf Kilometer langen Strom-Autobahn für Lastwagen auf der A 1 zwischen Reinfeld und dem Kreuz Lübeck für Staus im Berufsverkehr. Wenn alle 200 Masten stehen und Leitungen installiert sind, kann die E-Highway-Teststrecke voraussichtlich im Mai in Betrieb genommen werden. Dann sollen Oberleitung-Hybrid-Lkw der Reinfelder Spedition Bode zwischen dem Lager und dem Lübecker Hafen pendeln – mit Batteriebetrieb. Weil die Strecke deutlich teurer ist als gedacht, hat das Bundesumweltministerium, das das Pilotprojekt allein finanziert, den Etat von 14 auf 19,1 Millionen Euro aufgestockt.


So wird die neue Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld aussehen, die am jetzigen Standort errichtet werden soll. Baubeginn ist für den Herbst geplant.
So wird die neue Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld aussehen, die am jetzigen Standort errichtet werden soll. Baubeginn ist für den Herbst geplant. © EEW Energie from Waste,EEW Energie from Waste | EEW Energie from Waste,EEW Energie from Waste

In Stapelfeld wird eine größere Müllverbrennungsanlage gebaut: Der Eigentümer der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld, EEW Energy from Waste, hat beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) in Kiel den Genehmigungsantrag für zwei Neubauten eingereicht. Mitte 2022 sollen am jetzigen Standort ein Müllheizkraftwerk (320.000 statt bisher 350.000 Tonnen Kapazität im Jahr) und eine zusätzliche Klärschlammverbrennung (135.000 Tonnen nasser beziehungsweise 31.500 Tonnen getrockneter Schlamm) in Betrieb gehen. Dann soll auch der zur Neige gehende lebenswichtige Rohstoff Phosphor recycelt werden. Die Unterlagen werden voraussichtlich im Frühjahr öffentlich ausgelegt, dann sind Einwendungen möglich. Baubeginn soll im Herbst sein.


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