Bad Oldesloe. Mit neuem Karriereportal wirbt die Behörde in Bad Oldesloe um Mitarbeiter. Denn bis 2025 hören mehr als 200 von 700 Beschäftigten auf.

Einer der größten Arbeitgeber in Stormarn steht vor umwälzenden personellen Veränderungen. Bei der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe geht ein Drittel der fast 700 Beschäftigten in den nächsten acht Jahren in den Ruhestand. Die Behörde muss bis 2025 allein wegen Pensionierungen weit mehr als 200 neue Mitarbeiter finden. Hinzu kommt erfahrungsgemäß dieselbe Zahl von Kollegen, die aus anderen Gründen ausscheiden, zum Beispiel durch Jobwechsel.

„Das wird angesichts der geringen Arbeitslosigkeit im Kreis und des demografischen Wandels in der Gesellschaft eine große Herausforderung“, sagt Landrat Henning Görtz. Um diese Aufgabe zu meistern, geht die Behörde künftig ganz neue Wege: Mit dem Karriereportal auf der Internetseite www.kreis-stormarn.de präsentiert sie ihre Stellenangebote und wirbt gezielt um Fachkräfte. Der Auftakt mit einem Direktlink auf der Startseite ist bereits für Februar geplant.

Um erfolgreich zu sein, nimmt der Kreis professionelle Unterstützung in Anspruch. „Wir haben für die Gestaltung eine Werbeagentur eingeschaltet“, sagt Henning Görtz. Fotografen waren im Kreishaus, um Bilder von Mitarbeitern zu machen. „Wir wollen zeigen, dass wir ein flexibler und attraktiver Arbeitgeber sind“, sagt der Landrat. Die Verwaltung müsse sich nicht hinter privaten Firmen verstecken. Das sieht auch Wolfgang Krause, Leiter des Fachbereichs Inneres, so: „Wir stellen den Kreis selbstbewusst nach außen dar.“

Kreisverwaltung beschäftigt mehr Angestellte als Beamte

Das ist nötig, denn gut ausgebildete Fachkräfte sind überall gesucht. Und das Personalangebot ist überschaubar. So weist Stormarn die wenigsten Arbeitslosen seit Jahrzehnten auf. Die Quote von 3,3 Prozent ist die niedrigste in Schleswig-Holstein, landesweit sind es 5,8 Prozent. Auf der anderen Seite ist die Zahl der freien Jobs außerordentlich hoch: Die Firmen haben der Arbeitsagentur mehr als 2000 freie sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet. Zum Jahreswechsel wies die Kreisverwaltung 598 Stellen aus, die sich 691 Beschäftigte aufteilten. Die meisten sind Angestellte, rund 120 Beamte. Zum Vergleich: Die Sparkasse Holstein, deren Verbreitungsgebiet von Fehmarn in Ostholstein bis in den Osten von Hamburg reicht, hat rund 1000 Beschäftigte. Getriebebau Nord ist in Bargteheide mit etwa 800 Mitarbeitern die größte Firma.

Studium und Lehre

16 Ausbildungsplätze bietet die Kreisverwaltung Stormarn. Das Auswahlverfahren für diesen Sommer läuft. Nächster Starttermin ist der 1. August 2019.

Kreisinspektorenanwärter absolvieren ein duales Studium. Zwei Jahre sind sie an der Fachhochschule in Altenholz bei Kiel, ein Jahr in Bad Oldesloe. Der Abschluss „Bachelor of Arts – Allgemeine Verwaltung/Public Administration“ ermöglicht auch internationale Tätigkeiten.

Kreissekretäranwärter machen nach zwei Jahren die Abschlussprüfung als Verwaltungswirt. Als Beamte im mittleren Dienst können sie in den unterschiedlichsten Bereichen arbeiten.

Verwaltungsfachangestellte lernen in drei Jahren alle wichtigen Bereiche kennen, besuchen zudem die Berufsschule. Infos: www.kreis-stormarn.de

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Aktuell sucht der Kreis Stormarn rund ein Dutzend Mitarbeiter. Dieses Jahr kommen 14 Stellen hinzu. „Die Aufgaben nehmen weiter zu, da der Kreis wächst“, sagt Landrat Görtz. Schon jetzt leben 242.000 Menschen in Stormarn. Bis 2030 werden es nach aktuellen Prognosen etwa 255.000 sein. Die Verwaltung hat bereits die Nachwuchsausbildung forciert. Üblicherweise wurden jedes Jahr acht Lehrlinge eingestellt, zuletzt waren es zwölf. Im Sommer beginnen sogar 16 junge Leute ihre Ausbildung im Zeichen des stolzen Schwans, der im Kreiswappen zu sehen ist. „Und die Karrierechancen sind gut“, sagt Fachbereichsleiter Krause. Fast die Hälfte der 29 Führungskräfte hört bis 2025 aus Altersgründen auf. „Das eröffnet sowohl intern als auch für externe Bewerber viele Möglichkeiten“, sagt Wolfgang Krause.

Zu den Kollegen, die demnächst aufhören, zählt Stefan Leutelt. Der Leiter des Fachdienstes Bauverwaltung und Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückswerte ist seit 1981 beim Kreis, als er sein duales Studium begann. Er sagt: „Wenn mir die Arbeit nicht gefallen würde, wäre ich sicher nicht geblieben.“

Erstaunen über die Vielfalt der Bereiche in der Verwaltung

In zweieinhalb Jahren hört Stefan Leutelt auf und tritt den passiven Teil seiner Altersteilzeit an. „Für mich gibt es in der Verwaltung drei Bereiche“, sagt er, „die streng juristisch vorgehenden Wissenschaftler, die Organisationstalente und die Mathematiker.“ So sei für jeden Charakter etwas dabei. Das sehe er auch bei älteren Praktikanten ab der elften Klasse: Etliche seien erstaunt über die Vielfalt der Aufgaben und bewerben sich später.

Zu den Nachwuchsführungskräften zählt auch Sabine Schmidt. Die 37-Jährige arbeitet seit März 2014 im Kreishaus und leitet dort inzwischen den Fachdienst Soziale Dienste. „Es gibt ein spezielles Förderprogramm“, sagt die studierte Sozialpädagogin, „allerdings könnten es ruhig noch mehr Frauen in Führung sein.“

Die Zahl der Bewerber ist deutlich zurückgegangen

Der Altersdurchschnitt in der Kreisbehörde liegt bei rund 46 Jahren. Frauen sind mit 62 Prozent in der Überzahl. Von ihnen arbeiten 49 Prozent in Vollzeit, während es bei den Männern 82 Prozent sind. Die meisten Beschäftigten wohnen in der näheren Umgebung: Mehr als 40 Prozent pendeln nicht mehr als zehn Kilometer bis zum Arbeitsort. Bei einem weiteren Viertel sind es bis zu 20 Kilometer, wobei Frauen durchweg deutlich näher wohnen.

Bei der Bewerbersuche soll das Einzugsgebiet dank des neuen Karriereportals im Internet weiter gefasst werden. In diesen Wochen sichten die Verantwortlichen die Fotos. Von Anfang Februar an könnten die Seiten dafür sorgen, das Image von Behördenjobs aufzupolieren. „Wir bauen auch ein Online-Bewerberportal ein“, sagt Wolfgang Krause. Damit ist der Weg für Interessenten in die Kreisverwaltung nur wenige Mausklicks weit.

Obwohl die Zahl der Stellenausschreibungen mit jährlich mehr als 60 hoch ist, ging die Zahl der Bewerber zuletzt deutlich zurück. 2016 waren es nur 962 nach mehr als 1750 im Jahr 2015. Acht Ausschreibungen mussten sogar mangels qualifizierter Interessenten gestoppt werden. Außerdem fällt auf, dass Bewerber häufiger zu vereinbarten Vorstellungsgesprächen nicht erscheinen oder Stellen wieder absagen.