Die Untersuchung der rund 80.000 Brennstäbe hat ein erstes Ergebnis gebracht. Das bestätigte die Atomaufsicht in Kiel. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sprach sich indes für eine dauerhafte Schließung der Anlage aus: „Ich bin skeptisch, ob Krümmel wieder ans Netz geht. Krümmel muss abgeschaltet bleiben.“

Geesthacht. Nach mehrtägiger Suche ist im abgeschalteten Atomkraftwerk Krümmel ein Brennelement mit defektem Brennstab entdeckt worden. Das bestätigte die Kieler Atomaufsicht. Das Problem war nach der Schnellabschaltung des Reaktors am 4. Juli bemerkt worden; am Montag hatte Betreiber Vattenfall dann mit der Untersuchung der rund 80.000 Brennstäbe begonnen. Mit dem Trafo-Kurzschluss, der zum Stillstand des Kraftwerks führte, hat der defekte Brennstab nach Angaben des Betreibers direkt nichts zu tun. Trotzdem hat die neuerliche Panne eine hitzige Debatte um die Atomkraft ausgelöst.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sprach sich für eine dauerhafte Schließung der Anlage aus. „Ich bin skeptisch, ob Krümmel wieder ans Netz geht. Krümmel muss abgeschaltet bleiben“, schrieb Wulff laut sueddeutsche.de bei einem Internet-Chat. Die SPD- Landtagsfraktion in Niedersachsen hält Wulffs Aussage für unglaubwürdig. Die Sozialdemokraten erklärten in Hannover, Wulff bleibe ein Atomlobbyist. Die Grünen forderten den CDU-Politiker auf, er solle sich jetzt auch für die Abschaltung des AKW Unterweser einsetzen.

Im Erkundungsbergwerk Gorleben hat die Schnellabschaltung des Atomkraftwerks Krümmel am 4. Juli zu erheblichen Betriebsproblemen geführt. In dem möglichen Endlager für stark strahlenden Atommüll waren nach Angaben eines Sprechers des benachbarten Zwischenlagers zwei Aufzüge, die in den Salzstock hinabführen, drei Tage außer Betrieb. Der Abfall der Spannung habe die Elektronik beschädigt, bestätigte er. Im Lager habe es aber „keinerlei technische Auswirkungen“ gegeben. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Laut "FAZ" habe es drei Tage gedauert, bis die Steuerungselektronik repariert gewesen und die Aufzüge wieder einsatzbereit gewesen seien. Die Höhe des Schadens ließe sich noch nicht beziffern. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) kritisierte, dass das BfS, das die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe (DBE) mit dem Betrieb des Bergwerks beauftragt hat, nicht von sich aus auf die Panne aufmerksam gemacht habe. Das Image der Atomkraftbranche sei durch Krümmel nachhaltig geschädigt. (dpa/HA)