Die Ursache für den Störfall in der Urananreicherungsanlage noch unklar. Angeblich besteht aber keine Gefahr für die Bevölkerung.
Gronau. Ein Störfall in der Urananreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau ist glimpflich ausgegangen: Ein betroffener Mitarbeiter hat den Strahlenunfall nach erster Einschätzung seiner Ärzte unbeschadet überstanden. Von dem Mann gehe keine Strahlung aus, erklärte die Münsteraner Klinik für Nuklearmedizin am Freitag. Frühschäden seien zunächst nicht erkennbar gewesen. Auch für die Bevölkerung soll dem Wirtschaftsministerium zufolge keine Gefahr bestehen. Was den Störfall ausgelöst hatte, blieb aber zunächst unklar.
Nach Angaben der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde wurde am Donnerstag gegen 14.32 Uhr in einem Gebäude der Uranaufbereitungsanlage versehentlich Uranhexafluroid freigesetzt. Laut Betreiber Urenco sollte ein als „leer und gewaschen“ angelieferter Uranbehälter von einem Mitarbeiter für eine Druckprüfung vorbereitet werden. Dabei sei es aus noch ungeklärter Ursache zur Freisetzung von Uranhexafluroid gekommen. Es habe sich dabei nur um wenige Gramm des radioaktiven Stoffs gehandelt, erklärte Urenco.
Mann erlitt Schock
Der Mitarbeiter wurde dabei am Arm, an den Beinen und an den Füßen kontaminiert und erlitt einen Schock. Er wurde zunächst in ein Gronauer Krankenhaus, später in ein Krankenhaus nach Ochtrup und dann zur Beobachtung in die Universitätsklinik Münster gebracht. Am Freitag befand sich der Mann nach Angaben seiner Ärzte bereits wieder auf dem Weg der Besserung. Angaben zu möglichen Spätschäden könnten jedoch noch nicht gemacht werden, erklärten die Mediziner. Generell könne es beim Einatmen von ätzenden Substanzen zu Schädigungen der Lunge, Leber und Niere kommen. Proben von Blut, Speichel und Urin seien nun zur Auswertung in das Strahlenschutzzentrum in Jülich geschickt worden.
Da die Luft in dem Raum über Filter gereinigt wurde, gelangten nach Angaben des Wirtschaftsministeriums keine unzulässigen Mengen an Radioaktivität in die Umwelt. Messungen am Kamin des Gebäudes hätten gezeigt, dass etwa ein Sechstel des genehmigten Wochenabgabegrenzwertes in die Umgebung abgegeben worden sei. Eine Belastung der Bevölkerung sei daher nicht anzunehmen. Auch die Umgebungsüberwachung habe keinerlei Auffälligkeiten gezeigt. Mitarbeiter des TÜV und der Atomaufsichtsbehörde arbeiteten unter Hochdruck an der Aufarbeitung des Unfalls, erklärte ein Sprecher.
Uranhexafluroid in Druckbehältern nach Gronau geliefert
Uranhexafluroid ist weder brennbar noch explosiv, bildet jedoch mit Wasser die aggressive Flusssäure. Radioaktivität und Giftigkeit des Urans seien dagegen weniger kritisch und nur gefährlich, wenn Uran etwa über die Atmwege in den menschlichen Körper gelange, betonte Urenco.
In Gronau wird seit 1985 Uran zur Verwendung in Atomkraftwerken angereichert. Das gasförmige Uranhexafluroid, wird in Druckbehältern per Bahn oder per Lastwagen nach Gronau angeliefert.
Zurzeit hat die Anlage nach Angaben des Betreibers Urenco eine Kapazität von 2.750 Tonnen Uran-Trennarbeit pro Jahr. Das reiche, um 21 große Kraftwerke kontinuierlich mit angereichertem Uran zu versorgen. Der Sprecher des Wirtschaftsministerium betonte, bisher habe es keine nennenswerten Zwischenfälle in der Urananreicherungsanlage gegeben.
Die örtliche Bürgerinitiative, der Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau, rief für Sonntag zu Protesten und einer Mahnwache auf. Die Stadt sollte sich für die sofortige Stilllegung der Anlage und gegen die ständigen Urantransporte von und nach Gronau einsetzen, verlangte der AKU.