Nach der Notabschaltung des Atomkraftwerks Krümmel ist das Energieunternehmen Vattenfall massiv unter Druck geraten.
Hamburg. Einen größeren Image-Schaden kann sich das Energieunternehmen Vattenfall wohl selbst kaum vorstellen. Gerade einmal zwei Wochen hat das Kernkraftwerk Krümmel nach fast zweijährigen Reparatur- und Wartungsarbeiten durchgehalten, dann sorgte am Wochenende erneut ein Kurzschluss in einem Transformator für die Schnellabschaltung des ohnehin unter Dauerfeuer der Atomkritiker stehenden Reaktors. Die Parallelen zum Schaden im Jahr 2007, die es selbst nach Ansicht des Unternehmens eigentlich gar nicht mehr hätte geben dürfen, drängen sich auf: Wieder Probleme mit einem Trafo und auch wieder Probleme mit der Kommunikation.
Im Sommer 2007 hatte der Brand eines Transformators für die Abschaltung der Anlage gesorgt. Zwei Jahre stand Krümmel danach still, Vattenfall investierte Millionensummen und gelobte die Verbesserung seiner damals zurückhaltenden und dafür scharf kritisierten Informationspolitik.
Doch auch diesmal gab es Pannen: Anders als eigentlich vorgesehen war die Atomaufsicht in Kiel am Samstag zuerst von der Polizei und nicht vom Betreiber selbst über den Zwischenfall informiert worden. „Inakzeptabel“, stellte der für die Nuklearsparte zuständige Vattenfall-Geschäftsführer Ernst Michael Züfle am Sonntag schnell klar und sah die sofort einberufene Pressekonferenz auch als Zeichen für das, was man aus dem Jahr 2007 gelernt habe.
Die Atomaufsicht in Kiel verliert trotzdem langsam die Geduld. „Warum es nicht möglich war, binnen 40 Minuten auf dem fest vereinbarten und vorgeschriebenen Weg eine kurze Erstinformation über die Reaktorschnellabschaltung an das Lagezentrum und die Atomaufsicht zu geben, ist mir völlig unverständlich“, kritisierte die zuständige Landessozialministerin Gitta Trauernicht (SPD). Die Panne müsse Konsequenzen haben, forderte sie.
Der erneute Zwischenfall sorge ganz sicher für Verunsicherung und Vertrauensverlust auf Seiten der Bevölkerung, räumte Züfle zerknirscht ein. Der Ausfall vom Wochenende war bereits der dritte Vorfall seit dem Wiederanfahren der Anlage vor gut zwei Wochen. Erst fiel ein Elektronik-Bauteil aus, dann sorgte ein falsch gestelltes Ventil für eine kurzzeitige Trennung vom Netz. Gefahren für die Sicherheit der Anlage hätten jedoch in keinem der Fälle bestanden, versichert der Betreiber.
„Ich bin überzeugt davon, dass das Kernkraftwerk Krümmel sicher betrieben werden kann“, stellte Züfle am Sonntag klar. Daran gebe es keinerlei Zweifel, auch wenn die Ursache für den erneuten Störfall noch nicht geklärt sei. Gut acht Jahre wolle man die Anlage noch betreiben. Die Ministerin ist da anderer Meinung: Man müsse nun intensiv darüber nachdenken, die Restlaufzeit älterer Kraftwerke wie Krümmel auf neuere Anlagen zu übertragen, sagte sie. „Das erwarte ich auch von Vattenfall.“