Nächste Woche ist es wieder so weit: Hochradioaktiver Atommüll wird von Frankreich aus in das niedersächsische Wendland rollen.
Hannover. Der Transport von hochradioaktivem Atommüll in das Zwischenlager Gorleben soll nach Informationen von Atomkraftgegnern in Deutschland und Frankreich um einen Tag vorgezogen werden. Nach Angaben der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg und von Greenpeace Frankreichstartet der Zug bereits am Mittwochnachmittag in Valognes. Angaben des Sprechers der niedersächsischen Landesregierung zufolge ist der Castor-Transport in den Behörden abgesprochen. Ein genaues Datum konnte er allerdings nicht nennen. Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger halten nach einer von der Umweltschutzorganisation Greenpeace bei TNS Emnid in Auftrag gegebenen Studie den Castortransport für unverantwortlich.
Der Streit um die Strahlenmessungen am Zwischenlager in Gorleben sei nicht hinreichend geklärt, begründen 68 Prozent von 1002 befragten Menschen den Angaben der Organisation zufolge ihre Haltung. Greenpeace wirft dem niedersächsischen Umweltministerium vor, die Strahlenmesswerte manipuliert zu haben, um Castortransporte genehmigen zu können.
Unterstützt werden die Vorwürfe nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ von einer „Ausarbeitung“ der wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags. Danach hätte der Castor-Transport möglicherweise nicht genehmigt werden dürfen, weil es unsicher sei, ob die Strahlungsgrenzwerte überschritten werden. Die Autoren werfen Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) vor, die Auswertung von Messungen seien „wenig überzeugend“ und „unwissenschaftlich“. Die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, die den Dienst um seine Beurteilung gebeten habe, fordere Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) auf: „Er muss den Murks beenden.“
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Der niedersächsische Landesbetrieb NLWKN hatte für das erste Halbjahr am Zaun des Zwischenlagers eine Neutronenstrahlung von 0,27 Millisievert (mSv) gemessen und vor einer Überschreitung des Grenzwertes gewarnt. Das Umweltministerium hatte daraufhin neue Messungen in Auftrag gegeben, deren Werte niedriger ausfielen.
Die Vorbereitungen der Atomkraftgegner im Wendland für Protestaktionen gegen den Castor-Transport laufen unterdessen auf Hochtouren. Sie zeigten sich auch nicht überrascht darüber, dass der Atomtransport einen Tag früher in Frankreich starten könnte als von ihnen erwartet. „Die Camps und Infopunkte, die zwölf großen VolXküchen, die Sanis, der Ermittlungsausschuss, die Bettenbörse: alle sind ab Mittwoch bereit, Menschen zu beherbergen, sie zu beköstigen, zu informieren und zu versorgen“, sagt Kerstin Rudek von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) am Sonntag.
Ein geplantes Anti-Castorcamp solle nach dem Willen der Versammlungsbehörde des Landkreises Lüneburg und der Polizeidirektion Lüneburg nicht genehmigt werden, teilte ein Sprecher der Aktion castorcamp Dumstorf mit. Die Ablehnung sei damit begründet worden, dass im Vorjahr Jahr aus einem Camp heraus Straftaten verübt worden seien. (dpa)