Hamburg. Rund 25,7 Milliarden Euro wird Hamburg der Klimawandel in den kommenden 50 Jahren kosten, wenn es nicht gelingt, den Anstieg der globalen Oberflächentemperatur zu stoppen. Schleswig-Holstein wird 43,2 Milliarden Euro zahlen müssen, Bremen 17,8 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die gestern auf dem "Extremwetter-Kongress" in Hamburg vorgestellt wurde. Insgesamt werden sich die durch den Klimawandel verursachten Kosten in den kommenden 50 Jahren auf 800 Milliarden Euro summieren, hatten die Wissenschaftler bereits 2007 errechnet. "Jetzt haben wir diese Kosten auf die einzelnen Bundesländer und Wirtschaftssektoren heruntergebrochen", sagte Claudia Kemfert, die Energieexpertin des DIW.
So werden die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen die höchsten wirtschaftlichen Schäden erleiden. In Bayern werden es 113 Milliarden, in Baden-Württemberg 129 Milliarden und in Niedersachsen 89 Milliarden Euro sein. "Doch die Folgeschäden des Klimawandels werden für die ärmeren Bundesländer deutlich stärker zu Buche schlagen als für die wohlhabenden Länder", sagte Claudia Kemfert. Bezogen auf die Wirtschaftskraft, seien Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Thüringen am stärksten von den Klimakosten betroffen. Schon auf Platz vier folgt Bremen, auf Platz sieben Schleswig-Holstein und auf Platz zehn Hamburg. Am geringsten ist die wirtschaftliche Belastung für Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. "Auch wenn die Kosten für den Klimawandel ungleich verteilt sind, die ökonomischen Schäden werden in allen Bundesländern zunehmen", warnte Claudia Kemfert.
Dazu gehörten Überflutungsschäden infolge von selteneren, aber stärkeren Niederschlägen, Ernteausfälle und zunehmende Waldbrandgefahr infolge von Wasserknappheit und Dürre. "Durch extrem heiße Sommer wird gerade in Südwestdeutschland, aber auch in Ostdeutschland die Land- und Forstwirtschaft mit Wasserknappheit rechnen müssen. Durch die milden Winter muss zudem vermehrt mit Schädlingen gerechnet werden, sodass weitere Ernteschäden zu befürchten sind. "
Gefährdet sei auch die Sicherheit der Energieversorgung. Während der extremen Hitzeperioden würden einige Flüsse nicht genug Wasser führen, um Kraftwerke ausreichend mit Kühlwasser zu versorgen. "Dabei ist es egal, ob es sich um Kohle- oder Kernkraftwerke handelt, beide werden bei Niedrigwasser nicht mehr voll betrieben werden können", sagte Claudia Kemfert. "Zudem können Stürme, Hagel oder extreme Eislasten die Energie-Infrastruktur beeinträchtigen."
Positive Effekte habe der Klimawandel für die Bauwirtschaft und den Tourismus an Nord- und Ostsee. "Der Sommer wird immer häufiger zum Verweilen einladen, wir werden auch in Hamburg viel öfter in Straßencafes sitzen können, und auch die Tourismusbranche wird profitieren", sagte Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation dem Abendblatt. "Allerdings schmilzt der Winter hier im Norden auf wenige Tage zusammen, und Schneefall wird zu einem spektakulären Ereignis werden." Sorge bereiten dem Experten die Sturzfluten, die sich infolge vermehrten Starkregens durch die Straßen ergießen werden. "Noch sind nicht alle Siele dieser Herausforderung gewachsen."