Auch Schwarz-Rot denkbar +++ SPD legt zu, Linke drin +++ FDP verpasst Einzug +++ GAL enttäuscht +++ Geringste Wahlbeteiligung
Er hat klar gewonnen, seine CDU ist stärkste Partei geworden. Aber zum Regieren muss er jetzt einen Partner suchen. Für Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust kommen eine Große Koalition oder ein schwarz-grünes Bündnis in Betracht - es wäre ein Zusammengehen, das es bisher in einem Bundesland noch nicht gegeben hat.
Von Beust kündigte bereits am Wahlabend an, sowohl mit SPD als auch mit der GAL Gespräche führen zu wollen.
Für die FDP bedeutete der Abend einmal mehr eine Zitterpartie: Die Partei lag zunächst in allen Hochrechnungen bei fünf Prozent, sackte dann aber auf 4,9 Prozent und später auf 4,7 Prozent ab. Gegen 21.30 Uhr war klar: Die Liberalen, Wunschpartner der CDU, werden auch der nächsten Bürgerschaft nicht angehören. Dagegen schaffte die Linke klar den Sprung in das Landesparlament. In der Bürgerschaft werden vier Parteien vertreten sein: Die CDU bleibt trotz Verlusten gegenüber 2004 mit Abstand stärkste Partei und kommt laut vorläufigem amtlichen Teil-Endergebnis auf 42,6 Prozent (56 Sitze). Die SPD kann sich mit ihrem Spitzenkandidaten Michael Naumann gegenüber 2004 verbessern und erreicht 34,1 Prozent (45 Sitze). Die GAL verliert stark, bleibt aber mit 9,6 Prozent (12 Sitze) dritte Kraft. Die Linke schafft auf Anhieb 6,4 Prozent (acht Sitze).
"Das ist ein hervorragendes Ergebnis", sagte Beust. "Wir haben einen klaren Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Wir werden möglichst schnell den neuen Senat bilden und zur Normalität zurückkehren."
Naumann rief seinen Anhängern zu: "Die absolute Mehrheit des Ole-von-Beust-Senats ist weg. Die Sozialdemokratie in Hamburg ist wieder da."
Der GAL-Spitzenkandidatin Christa Goetsch war die Enttäuschung über die Stimmenverluste anzumerken. "Wir haben unser Wahlziel Rot-Grün nicht erreicht", sagte die Grüne.
FDP-Spitzenkandidat Hinnerk Fock versuchte es mit Galgenhumor. "Wir zittern sehr optimistisch", sagte Fock am frühen Abend, als es noch gut für die Partei aussah.
Zwei Themen beherrschten die Debatten am Wahlabend. Hat die von SPD-Parteichef Kurt Beck angestoßene Diskussion über eine Unterstützung der Linken für die SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti in Hessen der SPD in Hamburg geschadet? "Hilfreich war diese Diskussion nicht", sagte Naumann, der einmal mehr seine Position deutlich machte. "Wir werden uns von der Linken weder tolerieren noch dulden lassen oder gar mit dieser Partei paktieren. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit."
Beck sagte am Abend in Berlin, er bedauere es, wenn seine Äußerungen zu Hessen einen negativen Einfluss auf die Hamburger Wahl gehabt haben sollten. "Ich kann gegenwärtig aber nicht erkennen, dass es solche Auswirkungen gegeben hat. Das ist ein hervorragendes Ergebnis für Michael Naumann", sagte Beck. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sprach allerdings von "Ungeschicklichkeiten in unserem Lager".
Das zweite große Thema des Abends war Schwarz-Grün. Während CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla Bürgermeister von Beust relativ offen zu einem solchen Bündnis aufforderte, waren die Hamburger Politiker vorsichtiger. "Die Schnittmengen mit der CDU waren vor der Wahl gering, und sie sind es jetzt auch", sagte Christa Goetsch. Allerdings werde die GAL mit der CDU sprechen. "Das gehört sich so." Auch von Beust ließ keine Präferenz für eine der beiden Optionen erkennen.
Enttäuschend: Die Wahlbeteiligung war die niedrigste aller Zeiten in Hamburg. Nur 62,2 Prozent der Bürger gaben ihre Stimme ab.