Noch vor wenigen Jahren hätte ihr Auftritt auf einem Landestag der Jungen Union wohl für ein wütendes Pfeifkonzert und böse Zwischenrufe gesorgt.
Statt dessen gab es am Sonnabend nachmittag freundlichen Beifall der Delegierten für die GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch. Die Grüne diskutierte auf dem Podium im Rathaus Altona mit Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU) über die Chancen für ein schwarz-grünes Bündnis in Hamburg. Eingeladen hatte dazu der JU-Landesvorsitzende Andre Trepoll.
Goetsch mochte zwar ebenso wie Freytag keinen Tip abgeben, ob es in Hamburg bereits nach den Bürgerschaftswahlen 2008 zum bundesweit ersten schwarz-grünen Pakt auf Landesebene kommen kann. Aber sie warnte die Sozialdemokraten, die GAL als Appendix zu betrachten: "Wir sind eine eigenständige Partei und wollen 2008 wieder in die Regierung." Dafür müsse ergebnisoffen geprüft werden, mit welcher Partei sich mehr grüne Inhalte verwirklichen ließen, sagte die bisher als Skeptikerin schwarz-grüner Bündnisse bekannte Politikerin.
Freytag, wegen des Wochenendes "ohnehin nicht auf Krawall gebürstet", betonte, er habe bereits vor Jahren die Erfahrung gemacht, "daß Grüne ganz normale Menschen mit vernünftigem Hintergrund sind". Er schätze die "ausgeschlafenen, intelligenten Kollegen, die in Hamburg für die GAL Oppositionspolitik machen." Gerade das ließe sich für die SPD "nicht immer behaupten", da die Partei viel rückwärtsgewandter sei. Dies illustriere auch die Debatte um eine erneute Spitzenkandidatur von Ex-Bürgermeister Henning Voscherau, der seine Eitelkeit nicht mehr unter Kontrolle habe.
Freytag sagte, er wünsche sich 2008 erneut eine absolute Mehrheit der CDU in Hamburg, aber er sitze nicht auf so einem hohen Roß, daß er alles andere für undenkbar halte. Während Goetsch vor allem in der Innen- und Ausländerpolitik, der Gleichstellung und in der Ausgestaltung von Demokratie (Volksentscheide) viele Themen sah, bei denen eine Einigung zwischen CDU und Grünen nur schwer denkbar sei, erklärte Freytag optimistisch: "Wenn lange genug verhandelt wird, dann kann es auch zu Ergebnissen kommen." Er sehe keinen Politikbereich, in dem man grundsätzlich nicht zueinanderfinden könne. Die erfolgreichen schwarz-grünen Bündnisse auf Bezirksebene in Altona und Harburg bestätigten dies. Unabdingbar jedoch sei, "daß die Chemie zwischen den Akteuren stimmt". Was Freytags Verhältnis zu Goetsch angeht, ist das der Fall. Die beiden lernten sich 1997 als Abgeordnete auf einer Bildungsreise des DGB-Arbeitskreises "Arbeit und Leben" nach Warschau kennen und sind seitdem sogar per du. Goetsch erinnert sich schmunzelnd: "Wir waren die einzigen, die kein SPD-Parteibuch in der Tasche hatten."