Gute Stimmung in Hamburgs Wahllokalen, aber kleinere Pannen gab es mitunter auch. Wir waren vor Ort.
"Hier ist Party, 'ne super Party", Wahlhelfer Dominique Cvek (37) begrüßt die wenigen Wähler in dem Wahllokal in St. Georg euphorisch. Außer ihm sind noch fünf andere gut gelaunte junge Männer in dem Wahlhelfer-Team. Dabei ist von Party hier also wirklich nichts zu spüren. Nicht mal Schlangen vor den Wahlkabinen. Vielleicht ist es hier um die Mittagszeit für die relativ jungen Wähler des Viertels noch zu früh. "Die müssen erst mal aufwachen", sagt Cvek. Er und die anderen wollen das "lustigstes Wahllokal" in ganz Hamburg sein. Die Wähler hingegen haben eher Fragen zu den Wahlunterlagen: Jonas Vette (25), Sozialpädagogik-Student, möchte wissen, unter welcher Bedingung ein Kandidat aus den Wahlkreisen auf der Gesamtliste "nach oben rutscht". Cvek erklärt, und ein anderer Wahlhelfer sagt: "So geht das hier schon die ganze Zeit."
Eine Party wollte Jürgen Kausch noch nie aus dem Wahltag machen. In seinem Wahllokal in der Schule Bismarckstraße (Hoheluft-West) geht es sehr ruhig zu. Wie ein Gastgeber führt der 68-Jährige durch den Raum, in dem normalerweise Kinder auf einem Holzturm herumklettern und jetzt drei Wahlkabinen aus Pappe stehen. Seit 20 Jahren schon hilft der ehemalige Hochschullehrer bei den Hamburger Wahlen. Erst als einfacher Wahlhelfer, heute ist er hier der Chef. Auf Amtsdeutsch nennt sich seine Position Wahlbezirksleiter. Herr Kausch ist mit dem Wahltag zufrieden: "Die Wähler haben sich optimal informiert, alles klappt reibungslos", sagt er. Anders als in dem Wahllokal auf St. Georg gebe es hier wenig Fragen. "Ich finde das neue Wahlrecht überhaupt nicht kompliziert", sagt Hans-Jürgen Menzel-Prachner draußen auf der Bismarckstraße vor dem Wahllokal. "Ganz im Gegenteil: Es ist übersichtlich. Im Vorfeld wurde das Ganze dramatisiert, dem Wähler zu wenig zugetraut."
Viele Wähler, auch ältere, haben sich nämlich gewissenhaft vorbereitet. St. Pauli, in einer Kita in der Glashüttenstraße: Ella Mickan (79) benötigt, nachdem sie ihren Hackenporsche einem jungen Wahlhelfer übergeben hat, acht Minuten, um ihre Kreuze zu machen. Die meisten Wähler brauchen länger, sagt Wahlleiter Rainer Elling (65). Weil es zu wenige Wahlkabinen gibt, stehen die Wähler Schlange. Das Ausfüllen hatte Ella Mickan zu Hause schon geübt. "Ich habe mir die Unterlagen sehr gut durchgelesen. Ich wusste, was ich wähle." Dazu, dass Bürgermeister Ole von Beust nur 37 Sekunden gebraucht haben soll, sagt sie: "Ob der das alles richtig gemacht hat?"
Nicht immer klappt es reibungslos. "Brauche ich wirklich zwei blaue Zettel?", fragt ein Wähler aus der Kabine heraus. Peinlich! Versehentlich hat eine Wahlhelferin in Eimsbüttel zwei blaue Zettel mit der Wahlkreisliste an den Wähler herausgegeben. Zum Glück hat der es in der Kabine rechtzeitig bemerkt.
Gut, wenn die Wähler wissen, wie viele Zettel sie auszufüllen haben.
"Uns wurde das in der Schule erklärt. Ich finde das leicht zu verstehen und besser, weil ich die Kandidaten direkt wählen kann", sagt Tanja Mühle (19). Sie gibt ihre Stimme in der Otto-Hahn-Schule in Jenfeld ab.
Nachdem Tanja Mühle ihre zwölf Kreuze gesetzt hat, darf sie bei Rudolf Krainer auf einem gelben DIN-A4-Zettel noch ein 13. machen. Der 61-Jährige fragt die Hamburger im Auftrag von Infratest dimap unter anderem, welche Partei sie gewählt haben. Im Laufe des Tages werden die Ergebnisse weitergeleitet und im Wahlstudio am Computer verarbeitet. Daher liegen schon am Wahlabend Angaben zum Beispiel darüber vor, wie viele Erstwähler eine bestimmte Partei gewählt haben und warum. Die Arbeit der Wahlhelfer dauert wesentlich länger. Sie sind noch bis Mittwochnachmittag mit der Auszählung beschäftigt.