Ist das erste schwarz-grüne Bündnis auf Landesebene in Hamburg ein Triumph des politischen Willens oder gar das Ergebnis einer langfristigen Strategie? Auch wenn es für allzu große historische Bewertungen wahrlich zu früh ist, eins ist richtig: Es war der CDU-Oppositionspolitiker Ole von Beust, der schon Mitte der 90er-Jahre mit den Grünen "flirtete", wie es beinahe verschämt hieß. Schwarz-Grün war aber damals und lange danach auch angesichts der realen Politik beider Parteien eine Illusion.

Heute sind CDU und GAL pragmatische Parteien, orientiert an sachlichen undogmatischen Lösungen. Überdies vertreten sie zwei Milieus, die sich in einer Großstadt wie Hamburg zum Teil erstaunlich angenähert haben. Es kann also funktionieren.

Ein Blick in den Koalitionsvertrag zeigt: Der Union ist nicht vorzuwerfen, dass sie die Interessen der Wirtschaft verkauft hat - gar um den schnöden Machterhalts willen. Auf der Habenseite der CDU steht nicht nur die Elbvertiefung, die ohne Abstriche kommt. Der Kompromiss zum Kohlekraftwerk Moorburg enthält nicht das von der GAL geforderte eindeutige Bekenntnis zu einer vollständigen Alternative in Form eines Gaskraftwerks. Es wird auf das politische Geschick der künftigen Umweltsenatorin Anja Hajduk und ihrer Juristen ankommen, ob grüne Energiepolitik in Hamburg Wirklichkeit werden kann. Lange dauern wird es ohnehin. Die Stadt wird aber in vier Jahren trotzdem grüner, also GALischer sein: Stadtbahn, Schulreform, Integrations- und Migrationspolitik sind nur einige Stichworte.

Ob das riskanteste Regierungsbündnis in Hamburg nach der schillernden Dreibund-Ära von 2001 bis 2003 Erfolg oder Misserfolg haben wird, hängt aber weniger von den inhaltlichen Positionen ab. Wohl oder Wehe entscheidet sich vielmehr daran, ob CDU und GAL in den Krisen, die kommen werden, zur gesichtswahrenden Konfliktlösung fähig sind. Die Grundlage dafür ist jetzt gelegt worden.